05.09.2025
Maria – Pilgerin der Hoffnung
Liebe Schwestern und Brüder,
manche von Ihnen werden sie kennen: die Serie „The Chosen“, die neue Verfilmung des Lebens Jesu. Es geht dabei gar nicht so sehr um die filmische Qualität, sondern darum, wie die Evangelien, die wir kennen, dargestellt und in Szene gesetzt werden. Ich bin immer wieder überrascht darüber, wie Worte Jesu, Seine Reden und Gleichnisse in einen sehr stimmigen Zusammenhang gebracht werden und so in einem für mich ganz ungewohntem Licht strahlen. Mich berührt dabei eine Szene besonders: Jesus ist mit Seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Sie haben mit Ihm viel erlebt, viel gelernt und immer wieder gestaunt. In Bethanien trifft Er Seine Mutter und sie sprechen lange miteinander. Dabei offenbart Er ihr, wie sehr es Ihn trifft, dass Seine Jünger das Wesen Seiner Botschaft nicht verstehen wollen, wie arm ihr Verständnis ist. Ihnen geht es um Macht, um Ansehen, um Erfolg – all das ist nicht Seine Intention. ER habe ihnen gesagt, was kommen werde, aber sie hören es nicht. Maria hört Ihm zu, versteht. Sie scheint zu wissen, was Seine Jünger nicht wahrhaben wollen. Sie weiß, dass Er einen Auftrag hat! Ahnt sie, dass Sein Weg auch sie nach Golgatha führen wird?
- Was Maria auszeichnet und was wir eben im Evangelium von der Hochzeit zu Kana gehört haben, ist das Vertrauen in Jesus und ihre Bereitschaft, andere zu diesem Vertrauen einzuladen. „Was Er euch sagt, das tut!“ Wasser in Wein – ja, wenn es so ist, dann gerne: Traurigkeit in Freude; Krankheit in Gesundheit; Sorge in Sicherheit; Unsicherheit in Gewissheit; Scheitern in Erfolg; Ende in neuen Anfang … Darauf könnten, ja würden wir uns einlassen und Jesus wäre über unsere Glaubensfreude und unser Vertrauen in Seine Botschaft sicher mehr erfreut als über die Glaubensschwäche Seiner Jünger – obwohl: erwarteten Seine Jünger nicht genau das? Ringt Jesus heute genauso mit unserem Glauben wie damals mit dem Seiner Jünger?
Entsprechend dem Motto des Heiligen Jahres haben wir unsere diesjährige Wallfahrt unter das Wort „Maria – Pilgerin der Hoffnung“ gestellt. Das II. Vatikanische Konzil hat in seiner Kirchenkonstitution gesagt: Maria leuchtet „hier auf Erden in der Zwischenzeit bis zur Ankunft des Tages des Herrn als sicheres Zeichen der Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran“ (Lumen Gentium 68). Und diese Hoffnung und diesen Trost brauchen wir, gerade dann, wenn wir den Eindruck haben, dass sich in dieser Welt oder in unserem persönlichen Leben der Wein des Lebens in trübes Wasser verwandelt, Freude in Traurigkeit, Sicherheit in Sorge. Es geschieht immer wieder und dadurch werden wir in Versuchung geführt, an Gott und Seiner Liebe zu uns zu zweifeln, gerade dann, wenn Ereignisse uns als so sinnlos erscheinen!
Wenn wir Maria als Pilgerin, oder besser Mitpilgerin auf unserem Weg der Hoffnung bezeichnen wollen, dann müssen wir auch ihren ganzen Weg sehen, der von Nazareth bis Golgatha und von dort bis Ephesus ging – und uns nicht auf Kana beschränken! Es sind immer wieder konkrete Menschen, deren Glauben mich beeindruckt und deren Zeugnis mehr lehrt, als es jedes fromme Buch tun kann. Ich denke an eine kürzlich verstorbene Frau unserer Gemeinde. Im Krankenhaus noch, den Tod vor Augen, wies sie auf ein Bild von Maria hin: Maria hatte sie immer begleitet und ihr vertraute sie – immer, in allen gerade auch schweren Lebenslagen. Sie starb mit dem Rosenkranz, den sie vorher noch um den Arm gewunden hatte.
Ja, ein solcher Glaube ist ein Geschenk – aber er ist ebenso auch Frucht einer Entscheidung, die wir treffen können:
Überlegen wir einmal: Wenn wir in einem Bus fahren entspannen wir und vertrauen auf einen Fahrer, den wir nicht kennen; wir fahren mit einem Schiff über das Wasser und vertrauen auf einen Kapitän, den wir nicht kennen; wir genießen einen Flug und vertrauen auf einen Piloten, den wir nicht kennen. Warum können wir nicht unser Leben in der Haltung leben, dass Gott alles unter Kontrolle hat? Wenn ich mir fremden Menschen meine Sicherheit anvertraue, warum kann ich dann nicht DEM vertrauen, der meine Zukunft in den Händen hält? Hören wir auf, uns zu sorgen, treffen wir eine Entscheidung – wenn wir den richtigen Händen vertrauen, wird alles so werden, wie es sein soll. Und es wird gut!
Maria, Pilgerin der Hoffnung, lehre uns mehr und mehr Vertrauen in DEN, den du uns, der Welt geschenkt hast.
Amen.
Fürbitten
Zu Jesus Christus, der uns Maria als Begleiterin unseres Weges an die Seite gestellt hat, rufen wir:
- Lass in unserem Alltag immer mehr die Freude darüber spürbar werden, dass Du selbst unter uns bist und wir so gemeinsam unterwegs sind zu dem Fest, das Du uns bereiten willst.
(Du Sohn der Jungfrau Maria – Wir bitten dich, erhöre uns) - Wir bitten dich für alle, die von Leid, Sorgen und Kummer niedergedrückt sind. Lass sie auch durch uns Deine Nähe und Begleitung erfahren und schenke ihnen so neuen Lebensmut und Lebensfreude.
- Das Leid in der Welt berührt uns und wir bitten um den Frieden in der Ukraine und dem Heiligen Land; wir bitten Dich für die Opfer des Erdbebens in Afghanistan und der Naturkatastrophe im Sudan. Hilf den Mächtigen in Politik und Wirtschaft, ihre Verantwortung für das Wohl der Menschen zu erkennen und ihr zu entsprechen.
- Wir vertrauen Dir unsere Kranken und Sterbenden an, all die, die uns um das Gebet gebeten haben und die uns nahe stehen: Lass sie erfahren, dass sie in Deiner Sorge geborgen sind.
- Wir bitten Dich für unsere Gemeinden im Rheingau: Dass wir nach dem Vorbild Mariens in Vertrauen und Hoffnung Deine Wege gehen und so für alle eine Quelle der Freude und Zuversicht sind.
- Wir bitten Dich für unsere Familien: Lass sie Heimstätten des Friedens, der Liebe und des Verzeihens sein und sei besonders den Eltern und Kindern nahe, die es schwer miteinander haben.
- Schenke unseren Verstorbenen die Vollendung an Leib und Seele, die wir von Maria bekennen und für uns selbst erhoffen.
In Maria zeigst du uns, was Du Großes an uns tun willst. Dir sei Dank mit dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.
Im Jahreskreis finden sich einige Marienfeste, teilweise auch regionale wie Patrona Bavariae am 1. Mai – der bayerische König Ludwig III. wandte sich während des ersten Weltkrieges nämlich an Papst Benedikt XV. und bat ihn Mariä offiziell zur Schutzpatronin Bayerns zu erklären und passend dazu ein regionales Hochfest zu genehmigen.
Gemeint sind zumeist aber diese vier:
- Mariä Verkündigung (25. März)
- Mariä Heimsuchung (31. Mai)
- Mariä Aufnahme in den Himmel (15. August): Predigt: Vor Freude hüpfen
- Mariä Geburt (08. September)
Wobei Hochfest der Gottesmutter (01. Januar) natürlich eigentlich auch eines ist, aber nicht mit "Mariä" anfängt und wohl viele einfach Neujahr denken. Falls Ihnen noch Mariä Lichtmess (02. Februar) eingefallen ist: Heutzutage als Darstellung des Herrn benannt zählt es nicht (mehr) zu den Marienfesten sondern zu den Herrenfesten.
Zum Thema Marienverehrung können Sie auch noch einmal den Impuls von Pfr. Suresh aus dem Pfarrbrief (wie sollte es anders sein) Mai 2025 nachschlagen.