01.04.2025

Impuls zu Ostern

Impuls als Vorwort von Pfr. Senft im Pfarrbrief April 2025 zum Thema Osterfreuden

Liebe Leserinnen und Leser!

Schon bald feiern wir Ostern, das Hochfest der Auferstehung unseres Herrn, das höchste Fest der Christenheit. Wie schön, dass wir es in diesem Heiligen Jahr, in dem wir als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung unterwegs sind, gemeinsam mit allen Christinnen und Christen, auch mit unseren orthodoxen Schwestern und Brüdern feiern. Gemeinsam feiern wir den Sieg des Lebens über den Tod und tun dies auf festliche Weise: Die Orgel setzt wieder ein und erklingt feierlich. Das Halleluja ertönt nach vierzigtägiger Abwesenheit in dreifacher Steigerung. Die Glocken läuten festlich! Das ist Ostern! Jubel ohne Ende! Preis dem Überwinder des Todes!

Merkwürdig jedoch, in den Osterevangelien begegnet uns kein Wort von Jubel und Freude. Da ist eine völlig andere Stimmung. Ich wiederhole nur einige Worte: „Sie erschraken, blickten zu Boden“ – „Sie hielten das alles für Geschwätz, glaubten nicht“ – „Er war voll Verwunderung über das, was geschehen war“. Und wenn wir in den Evangelien weiterlesen: Dann gibt es da die Blindheit der Emmaus Jünger und der Zweifel des Thomas. Und als der Auferstandene selbst im Kreis der Apostel erscheint, da heißt es von diesen nur: „Sie staunten, konnten es aber noch nicht glauben“.

Wir, die wir das Halleluja anstimmen, wenn der liturgische Kalender es vorschreibt, spüren wir eigentlich noch, was Ostern in seinem Ursprung wirklich bedeutet? Die erste Reaktion auf die Osterbotschaft ist Schrecken und Entsetzen. Absolut unerwartet und gegen jede menschliche Erfahrung wird hier verkündet: „Er ist nicht hier. Er ist auferstanden.“

Vielleicht können wir uns am besten in jene Frauen am ersten Ostermorgen hineinversetzen, wenn wir uns erinnern, wie es uns selbst erging an einem offenen Grab, wenn wir noch einmal die Tränen, den Schmerz, die Trauer nachzuempfinden versuchen. Wo war in dieser Situation unser Osterglaube? Da haben wir nicht das Halleluja angestimmt. Da haben wir wohl erst nach und nach unsere Trauer verarbeiten können und Schritt für Schritt den Trost unseres Glaubens erfahren. Genau diesen Weg gehen die Jünger und die Frauen im Evangelium.

Ihr Glaubensweg beginnt am offenen Grab, es ist ein mühsamer Weg. Jesus selbst muss viel Mühe aufwenden, um seine Jünger wirklich zu überzeugen und sie zum Osterglauben hinzuführen.

Diejenigen von uns, denen eigentlich nicht zum Jubeln zumute ist, und das sind nicht wenige in diesen herausfordernden Zeiten, befinden sich also in guter Gesellschaft. Wenn uns eher traurig zumute ist, wenn wir eher hoffnungsschwach, resigniert und müde sind, dann sind wir den Jüngern Jesu und den Frauen am Grab gar nicht so fern.

Aber wir feiern an Ostern das große „Trotzdem“. Trotz aller lähmenden Erfahrungen, trotz aller Dunkelheiten in unserem Leben und in unserer Welt feiern wir Ostern. Weil wir darauf vertrauen, dass auch uns der Auferstandene selbst begegnet und all unsere Tränen in Freude verwandelt. Wir dürfen, ja wir müssen Ostern aufs Höchste feiern und aus vollem Herzen Halleluja singen. Dieses Zeugnis sind wir der Welt und den vielen Menschen, die sich nach Hoffnung sehnen, schuldig. Allein Jesus, unser Herr, kann uns dem Tod entreißen.

Mit ihm ist unser Weg nicht mehr nur ein Unterwegs zum Grab, sondern ein Weg ins Leben und in die Zukunft Gottes.

Ich wünsche uns allen, dass wir das an Ostern wieder neu erfahren und so gestärkt und hoffnungsvoll unseren Weg gehen.

Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich auch im Namen von Pfarrer Dr. Nandkisore und dem ganzen Pastoral- und Verwaltungsteam von Herzen frohe und gesegnete Ostern.

Ihr Pfarrer Ralph Senft

Dieser Impuls würde als Vorwort im Pfarrbrief April 2025 abgedruckt:

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