19.09.2025

Was es mir Wert ist

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 25. Sonntag des Jahreskreises (Lesejahr C)

Liebe Schwestern und Brüder,

wer im Internet aktiv ist, postet und „Likes“ vergibt, wer Informationen sucht und teilt, der bekommt seinerseits sehr schnell – die Algorithmen sind da sehr präzise – persönlich zugeschnittene Werbung, Empfehlungen, Angebote: Was genau jetzt in meinem Alter zu tun ist, um fit und gesund zu bleiben. Was mich interessieren könnte und müsste: Diäten, Sportartikel, religiöse Literatur. Und: es wirkt! Es ist ein Markt, der jährlich Milliarden abwirft und dem sich unzählige Menschen unterwerfen. Sogenannte Influencer werben und beeinflussen – und üben eine manipulative Macht auf nicht wenige aus! Da wird vermittelt: „Das brauchst du, um glücklich zu sein! Wir wissen, was gut für dich ist, greif zu!“

Das heutige Evangelium wirkt für den heutigen Leser erst einmal befremdlich: Ein ungerechter Verwalter wird uns von Jesus als Beispiel vor Augen gestellt und wir können ein solches Verhalten nicht mit unserer christlich geprägten Einstellung von Tugend und Ehrlichkeit zusammen bringen. Dabei geht es Jesus nicht darum, die Taten des Mannes zu imitieren, den er als „Haushalter der Ungerechtigkeit“ bezeichnet, sondern über seine Klugheit zu staunen: Dieser Mann weiß, was er will und er setzt alles daran, dies Realität werden zu lassen. Da er nicht mehr auf Kosten eines reichen Mannes leben kann, muss er sich andere Möglichkeiten suchen, um ein bequemes Leben leben zu können.

Jesus spricht vom Reich Gottes und davon, wer eingeladen ist hineinzugehen. ER spricht aber auch von einem Einsatz: Was ist es mir Wert, dass ich Teil dieses Abenteuers sein und werden kann?

Direkt vor der heutigen Perikope erzählt Jesus das Gleichnis vom Verlorenen Sohn: Es spricht in so wunderbarere Weise davon, wie Gott keinem die Tür verschließt und für ihn ein Fest feiert, wenn er wieder zu Ihm kommen möchte. Das ist das eine und wir dürfen uns darüber freuen, über diesen Barmherzigen Gott stauen. Aber das andere gilt es ebenso zu sehen: Was bin ich, was sind wir bereit zu tun, um Teil zu haben am Reich Gottes? Verfügen wir über die Klugheit des ungerechten Verwalters, von dem Jesus heute spricht? Es geht um Haltungen und um Handlungen, die Jesus wichtig sind. Es geht Ihm um eine andere Sicht auf die Welt und den Menschen. Bin ich bereit, sie mir anzueignen. Mehr noch: sind sie mir wichtig?

- Wenn ich Sonntagmorgens von einem Gottesdienst zum nächsten fahre, sehe ich meist, gerade bei schönem Wetter, eine ganze Reihe von Menschen, die sich sportlichen Aktivitäten hingeben: Es ist ihnen offensichtlich wichtig, ihrem Körper und damit auch sich selbst etwas Gutes zu tun? Dabei natürlich auch in entsprechender Kleidung, mit dem entsprechenden Equipment. Da wird investiert, da werden Bewertungsportale im Internet konsultiert und die Bewertungen anderer sollen mir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Dies zeigt doch: Menschen sind bereit, viel Geld, Zeit und Engagement einzusetzen, wenn ihnen etwas wichtig genug ist.

Jesus geht es im Umfeld des heutigen Evangeliums darum, dass das Reich Gottes wächst, und ER macht deutlich, wer eingeladen ist, daran teilzunehmen. Wie sieht das bei mir, bei uns aus? Gehe ich selbstverständlich davon aus, auf der „richtigen Seite“ zu sein, also schon längst Teil des Reiches Gottes zu sein? Aber: Wäre ich mit dieser Haltung, mit dieser Denkweise nicht eher Teil der Gruppe der Pharisäer, die von Jesus gerade wegen dieser Haltung so scharf kritisiert werden?

Menschen sind bereit, viel einzusetzen, wenn ihnen etwa wichtig ist – und sie verfolgen konsequent einen Kurs, einen Lebensstil, auch wenn er ihnen vielleicht Nachteile oder den Spott anderer einbringt.

Es wäre doch heute, am Sonntag, einmal lohnend, in der Familie oder im Freundeskreis darüber nachzudenken und zu sprechen, was wir, was ich für das Wachsen des Reiches Gottes tun möchte. Wo kann ich in meinem Auftreten deutlicher sein, anderen noch mehr ein Zeuge dafür werden, sozusagen ein „Influencer“ für das Reich Gottes? Der von Jesus beschriebene ungerechte Verwalter setzt alles dafür ein, um seinen Lebensstil erhalten zu können. Es ist ihm wichtig. Eine solche Haltung lobt Jesus.

Letztlich geht es darum, ob ich das noch in mir spüre: Leidenschaft für Gott, Sein Reich, Seine Botschaft.

Amen.

Fürbitten

Jesus Christus, der uns in Sein Reich einlädt, bitten wir:

  • Wir bitten Dich für Deine Kirche, für unsere Gemeinde: Hilf uns, noch mehr an Dir Maß zu nehmen und schenke unserem Zeugnis so noch mehr Glaubwürdigkeit.
    (Christus, höre uns – Christus, erhöre uns)
  • Wir bitten dich für unsere Kinder und Jugendlichen, dass wir ihnen helfen, in unserer Welt voller Angebote und Verlockungen in Dir und Deinem Reich das Ziel ihres Lebens zu finden.
  • Wir  bitten Dich für all die, die sich in den Angeboten und Verlockungen der digitalen Welt verlieren, die Schwierigkeiten damit haben, sich selbst und ihre Gaben anzunehmen und wertzuschätzen.
  • Wir bitten Dich für unseren Kirchort Erbach: lass uns in der Freude wachsen, als Teil Deiner Kirche an Deinem Reich mitzubauen und hilf uns, weiterhin einladend und offen zu sein für die vielfältigen Nöte der Menschen unter uns.
  • Wir bitten dich für alle, die sich um den Frieden in Gaza und in der Ukraine einsetzen: Schenke ihrem Einsatz Erfolg und bekehre auch unsere Herzen immer wieder zu Worten und Gedanken des Friedens.
  • Für unsere Verstorbenen: Dass sie dort ruhen mögen, wo all unser Sehnen Frieden findet.

Dir, dem allmächtigen Vater, sei Dank, mit dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und in alle Ewigkeit.

Amen.

Die verschiedenen Texte vom 25. Sonntag des Jahreskreises des Lesejahres C finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron und beim Evangelium in leichter Sprache.

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