08.08.2025

Vom Geschenk des Glaubens

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 19. Sonntag des Jahreskreises (Lesejahr C)

Liebe Schwestern und Brüder,

Glaube ist: Grundlage (Fundament) dessen, was man erhofft Quelle: Hebräerbrief 11,1

so heißt es heute in der Lesung aus dem Hebräerbrief. Das Motto des Heiligen Jahres klingt da an: Pilger der Hoffnung, Pilger, die unterwegs sind, auf diese Hoffnung zu bauen.

Über den Glauben wird wieder mehr gesprochen, manchmal bis in die Schlagzeilen hinein: Mit Staunen haben wir hier gehört, dass zu Ostern in diesem Jahr in Frankreich mehr als zehntausend Erwachsene und siebeneinhalbtausend Jugendliche getauft wurden. Als vor einer Woche über eine Millionen junger Menschen mit Papst Leo in Rom das Heilige Jahr der Jugend feierten und ein Großteil von ihnen eben genau das tat, nämlich den Glauben feierte und nicht einfach Party machte, waren nicht wenige Beobachter überrascht.

Der Glaube ist im Gespräch – auch dann, wenn mir Menschen sagen, dass sie Schwierigkeiten damit haben. Es kommt auch vor, dass sich manche derjenigen, die sich der Kirche verbunden fühlen, ja sogar den Gottesdienst besuchen, mit einem „persönlichen“ Glauben schwer tun, einem Glauben also, der sie durch Krisen und Schwierigkeiten tragen könnte.

„Glaube ist: Fundament dessen, was man erhofft!“

Ich möchte hier gar nicht so sehr der Frage nachgehen, warum es Menschen schwer fällt zu glauben. Vielmehr interessiert mich: Was macht es Menschen leicht, auf dem Fundament des Glaubens ihr Leben aufzubauen?

Natürlich war ich in meinen Ferien auch wieder in meiner Gemeinschaft „Cenacolo“ und traf dort nicht nur junge Menschen, die kurz vorher aus einer tiefen Lebenskrise gerettet wurden, sondern auch auf Ehemalige sowie ihre Angehörigen, Eltern, Partner und Freunde. Was ich dort sah – beinahe mit Händen anfassen konnte: die Freude darüber zu wissen, dass Gott nicht nur einer ist, der da ist, sondern Jemand, dem ich vertrauen kann! All diese Menschen eint eine Erfahrung: dass in einer Zeit einer tiefen Lebenskrise der Glaube an Christus ein Fundament gelegt hat, auf dem sie jetzt weiterbauen können. Natürlich gibt es auch weiterhin immer wieder Krisen, Enttäuschungen, Konflikte, Fragen, Traurigkeiten – aber all dies stets auf einem sicheren Fundament: Ich kann IHM vertrauen! Ja mehr noch: Ich weiß, dass ich mich auf Ihn verlassen kann!

Liebe Schwestern und Brüder, mehr und mehr begreife ich, dass der Glaube an Jesus Christus das größte Geschenk meines Lebens ist. Natürlich gibt es Personen, Aufgaben, Lebensumstände, die mir wichtig sind, die mein Leben reich und wertvoll, bunt und lebenswert machen. Aber das Fundament, das auch dann noch trägt, wenn nichts mehr trägt, ist nur ER. Das kann ich mir nicht anlesen, das muss ich erfahren, so, wie ich Liebe nur erfahren kann, um dann aus ihr zu leben.

Um den Glauben wagen zu können, ist es aber auch wichtig, dass wir Menschen finden, die ihn uns vorleben, die Vorbilder sind, glaubwürdig. Ob das ein Papst Leo ist, eine Mutter Elvira bei Cenacolo, unsere Eltern, Großeltern, Lehrer oder Priester, Ermutiger und Begleiter: Der Hebräerbrief spricht von Abraham, Isaak und Jakob, von Sara – Menschen, die Mut hatten und so anderen Mut machten und machen. Das gilt für heute genauso.

Und gerade den Großeltern, die mir immer wieder traurig erzählen, dass ihre Enkel den Glauben scheinbar nicht weitertragen wollen, möchte ich sagen: Ihr Vorbild ist nicht umsonst! Es wird die Zeit kommen, da sich die Enkel daran erinnern werden, was ihnen die Großmutter, der Großvater erzählt hat: was trägt, wenn nichts mehr trägt!

Vorbilder im Glauben, bekannte und unbekannte: sie haben auch mir geholfen, mich gegenüber dem größten Abenteuer des Lebens zu öffnen, nämlich dem Sprung in die Freundschaft zu Christus.

Wenn dieser Sprung geschehen ist, ist es Zeit, sich all den anderen Fragen zu stellen, die im heutigen Evangelium genannt werden: sich nicht zu fürchten; Umgang mit Besitz und Almosen; Bereitschaft zum immer neuen Aufbruch.„Glaube ist: Fundament dessen, was man erhofft“ – oder mit den Worten Jesu, die Er uns heute zurief:

Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz Quelle: Lukas 12,34

Amen.

Fürbitten

Unseren Herrn Jesus Christus, der das Fundament unseres Lebens sein will, bitten wir:

  • Wir bitten dich für deine ganze Kirche: Lass uns in Gemeinschaft mit unserem Papst Leo und allen Bischöfen der Welt ein Zeugnis davon geben, dass der Glaube das Fundament unseres Lebens ist.
    (Christus, höre uns – Christus, erhöre uns)
  • Wir bitten Dich für unsere Gemeinde: Lass uns vertrauensvoll und gestärkt miteinander entdecken, wie sehr du unseren Weg bahnst und begleitest.
  • Wir bitten Dich in diesen Tagen besonders darum, dass die Friedensbemühungen in der Ukraine Früchte tragen und das Leid in Gaza ein Ende findet.
  • Wir  bitten Dich für alle Eltern und Großeltern, die sich sorgen um den Glauben ihrer Kinder und Enkel: lass sie darauf vertrauen, dass der gute Same Deines Wortes Frucht tragen wird.
  • Wir bitten Dich für alle, die uns Vorbilder im Glauben waren: Eltern und Großeltern, Lehrer und Erzieher, Priester und Laien – schenke ihnen nun die Gemeinschaft bei Dir, die sie uns in ihrem Leben in Wort und Tat bezeugten.

Dir sei Dank der Du mit dem Vater und dem Geist lebst und uns liebst, jetzt und in alle Ewigkeit.

Amen

Die verschiedenen Texte vom 19. Sonntag des Jahreskreises des Lesejahres C finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron und beim Evangelium in leichter Sprache.

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