17.10.2025
Unablässiges Beten – mit IHM unterwegs sein
Liebe Schwestern und Brüder,
das ist heute ein schwer zu verstehendes Evangelium. Oder besser: Wie sollen wir das mit unserem – oft mühsam erworbenen – Verständnis eines liebenden und barmherzigen Gottes in Einklang bringen? Wenn wir uns dem heutigen Text stellen, bekommen wir gesagt, dass wir Gott mit unseren Bitten und Nöten allezeit in den Ohren liegen sollen. Jesus bemüht dabei das Bild einer Witwe, die einen ungerechten Richter unermüdlich bedrängt, er möge ihr doch zum Recht verhelfen. Wir ringen mit der Aussage dieser Stelle: Muss Gott durch unser permanentes Bitten „weichgekocht“ werden, so dass Er endlich handelt und uns hilft? Will Er unsere Geduld auf die Probe stellen? Denn wie es beim Evangelisten Lukas heißt, weiß Gott doch, was wir brauchen (Lk 12,30), ja sogar noch bevor wir Ihn um etwas bitten (Mt 6,8).
Es hilft alles nichts: Wir müssen einen Schritt zurück treten! Vom Hl. Hieronymus wird der Satz überliefert: „Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen“. Wenn wir also an den Anfang des Lukasevangeliums zurückblättern heißt es, dass Johannes der Täufer für die Begegnung mit dem Messias eine „Taufe der Umkehr“ (Lk 3,3) verkündete. Umkehr, Metanoia, meint eine neue Weise des Denkens, des Zugehens und Umgehens mit Gott. Genau darum geht es: Um unser, um mein Umgehen mit Gott!
- Gott ist in Jesus Christus einer, der mit uns geht, an unserer Seite steht, um unser Vertrauen wirbt, dass alles unter Seiner Vorsehung geborgen ist. Wie ist es schön, einen vertrauten Menschen an unserer Seite zu wissen, wenn es schwierige Lebensetappen zu meistern gilt. Das mag ein Problem nicht lösen, aber es macht es tragbarer. Ein ständiges Gebet – also Gespräch mit Christus – ist genau dies: Ich stelle mich dem Leben, meinem Alltag gerade auch in den schweren Momenten immer mit Ihm, mit Ihm an meiner Seite. Ist das zu fassen?! Indem ich bete, also mit Ihm spreche, wird mir Seine Präsenz bewusst – und es braucht diese ständige Erinnerung, denn ich vergesse zu schnell. Das liegt daran, dass wir anders geprägt sind, unsere Erfahrung vermittelt uns anderes: Die zunehmende Einsamkeit der Menschen in unserem Land macht das deutlich, die hohe Zahl der Scheidungen und Trennungen; die Traurigkeit der jungen Menschen, die sich in die anonyme Kommunikation ihrer Handywelt und virtueller „Realitäten“ verlieren.
- Wer mit dem Evangelium Jesu in Kontakt kommen will, der muss zuerst „umdenken“, umschalten. Da muss das Gottesbild gereinigt werden. Da gibt es so manche Bilder: Der Richter, der Strafende, der Kontrollierende, der Wunscherfüller, der Wundertäter – ER sagt uns: Ich bin mit dir, mit euch unterwegs. Hier, in dieser Welt, die jetzt so ist, wie sie ist.
Was wir dabei leicht vergessen – und dabei hat möglicherwiese auch eine mangelhafte Verkündigung der letzten Jahrzehnte ihren Anteil – ist, dass diese Welt zwar einerseits erlöst ist, sie aber gleichwohl unter dem Einfluss dessen steht, den wir als „den Bösen“ bezeichnen und bei uns gerne verleugnen!
Das Böse bricht sich oft Bahn und damit die Traurigkeit und Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit und Resignation. „Gott, hilf doch!“, schreien wir da. Aber Seine Hilfe in einem bestimmten Moment wäre möglicherweise gar keine wirkliche Hilfe, eher eine kurze Ablenkung, die nicht lange anhält.
„Lasst im Gebet nicht nach“ – lasst nicht nach, mit mir unterwegs zu sein und vertraut darauf, dass die Kraft des Guten siegen wird. „Pilger der Hoffnung“ sollen wir in diesem Heiligen Jahr ausdrücklich sein, unterwegs im Wissen, dass es mit Ihm immer gut wird. Das bedeutet auch zu erkennen, dass mein Hoffen und Wünschen möglicherweise nicht in Erfüllung geht, dass es aber gut wird und wir gemeinsam mit Ihm etwas bewirken, was zum Heil dieser Welt dient.
Das „Wir“ ist hier wichtig zu betonen. Das sehen wir in der ersten Lesung aus dem Buch Exodus schön ausgedrückt: Einerseits hilft Mose dem kämpfenden Gottesvolk mit seinen zu Gott erhobenen Armen, andererseits braucht er die Unterstützung seiner Gefährten, als ihm die Kräfte zu schwinden drohen.
Und schließlich noch etwas Wesentliches: Das Ziel unseres Lebens sind die Wohnungen, die Er uns, mir schon längst bereitet hat – bei Ihm!
Das Evangelium ist Frohe Botschaft für alle, die bereit sind umzudenken, zu glauben, zu vertrauen. Kann ER diesen Glauben bei uns finden?
Amen.
Fürbitten
Unser Herr Jesus Christus fordert uns auf, ohne Unterlass zu beten. So bitten wir Ihn:
- Wir danken Dir für die Glaubenszeugen, die uns helfen, auch in leidvollen Situation nicht an Deiner Nähe zu verzweifeln und wir bitten Dich für uns, dass auch wir zu solchen Zeugen werden können.
(Christus, höre uns - Christus, erhöre uns) - Mehre in uns die Dankbarkeit, die es uns ermöglicht, mit anderen das zu teilen, was uns selbst am Leben erhält, und lehre uns, mit der Schöpfung ehrfürchtig umzugehen, um sie so für kommende Generationen zu bewahren.
- Für diejenigen, die aus Enttäuschung aufgehört haben zu beten. Lass sie Zeichen Deiner Nähe erfahren und Dir neu vertrauen.
- Schenke uns ein offenes Gespür für die Not unserer Mitmenschen und Lass sie auch durch unser Gebet und unsere Hände Deine Sorge um sie erfahren.
- Wir vertrauen Dir unsere Verstorbenen an und bitten Dich, dass Du sie in Deiner Gemeinschaft vollendest.
Du lebst mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Dir sei Dank, jetzt und in Ewigkeit.
Amen.