14.11.2025
Optimismus
Liebe Schwestern und Brüder,
„warum Optimismus die einzige Lösung ist“, hieß am Freitag der Leitartikel auf Seite 1 der FAZ. Nüchtern stellte sie fest, dass angesichts der Weltlage fast nie ein Anlass zur „Leichtigkeit“ bestehen würde: Kriege, verschärfte Klimakrise, Fragen rund um Künstliche Intelligenz stellten unser Menschenbild in Frage und die internationale Ordnung würde sich destabilisieren. Allerdings: wer angesichts dieser Lage im Pessimismus verharrt, würde nicht nur sich, sondern auch die gesamte Gesellschaft lähmen!
Passt das nicht überraschend gut zu unserem heutigen Evangelium? Von Tempelzerstörung ist da die Rede, von Kriegen und Unruhen, Seuchen und Hungersnöten, Verfolgungen bis hinein in den inneren Kreis der Verwandtschaft und Freunde.
Vielleicht würden wir in dies alles hinein noch Krisen und Unruhen in unserem engeren Umfeld, der Familie, unserer Gemeinde und unseres persönlichen Lebens anfügen können. Vieles macht uns ratlos, manches belastet uns tief und wir wissen nicht, wie wir hier als Einzelne, als Gemeinde, als Gesellschaft herauskommen können, welche Lösungen es gäbe.
Die FAZ plädiert dafür, sich für eine innere Haltung zu entscheiden: die des Optimismus! Und es ist ja wirklich so: Eine positive oder negative innere Haltung ist in Herausforderungen und Krisen oft ganz entscheidend. Sehe ich ein Glas, das halb voll oder halb leer ist?- Ist Krisenbewältigung nun also nur eine Frage der Haltung und der Psychologie? Das Evangelium will uns da auf eine andere Spur ziehen und hier sehe ich das entscheidend Andere, das uns Christen auszeichnen kann. Das andere besteht in dem Anderen, in Christus. Wer sich einmal die Mühe macht, die ganze Rede über die Endzeit zu lesen, die Lukas überliefert, der hört dort:
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe! Quelle: Evangelium nach Lukas 17, 27f
Oft fragen wir uns und ich kenne das gut von mir selbst: Warum geschieht dies und jenes, warum lässt Gott das zu? Da kann es uns innerlich zerreißen und wir ringen damit ob, Gott wirklich jemand ist, dem wir vertrauen können. Vielleicht haben wir dabei auch ein Bild im Kopf: Als ob Gott jemand sei, der irgendwie „von oben“ auf die ganze Situation herabschaut und überlegt, ob Er eingreifen soll. Aus irgendeinem Grund tut Er es nicht und ich kann mir über diese Gründe den Kopf zermartern: Sieht Er mich nicht? Bin ich gar zu „unwichtig“? Steht das alles in einem größeren Zusammenhang, einem Gesamtplan, den ich nicht sehe und hoffentlich irgendwann verstehen werde?
Nein!
Wir feiern hier eine hl. Messe und da erleben wir Ihn, der uns hier begegnen will! ER ist da, Er ist hier, mitten unter uns, mitten in all dem, was uns umtreibt, ängstigt, verunsichert. Ich kann gegenüber den vielfältigen Krisen eine andere Haltung einnehmen, weil ich weiß (!), dass jemand mit mir, mit uns geht. Er ist da, und wenn ich weiß, wer Er ist, dann kann ich weitergehen, hören und dabei entdecken, dass Er mich in all dem auch führen will.
Ja, wir Christen können diesen Optimismus ausstrahlen, weil wir aus einer Gewissheit leben, begleitet zu sein. Begleitet von Einem, der das ganze so komplexe, zerbrechliche, bedrohte Gefüge unserer Welt und unseres eigenen Lebens hält – und wenn ich weiß, wer das letzte Wort hat, dann kann ich in herausfordernden Zeiten eine andere Haltung einnehmen als der, der das nicht weiß. Durchaus eine Haltung des Optimismus. Und die gibt mir die Möglichkeit, den Blick zu weiten: Heute begehen wir wieder den „Welttag der Armen“ und sind eingeladen, die Armen, die es in vielfältiger Weise auch unter uns gibt, in den Blick zu nehmen. Ihnen in ihrer Not zu helfen, wieder optimistischer in die Zukunft schauen zu können, weil sie in unserer Begleitung Den erfahren, der uns Grund zum Optimismus gibt.
Amen.
Fürbitten
Viele Menschen kennen in ihrem Alltag Not und die Angst vor der Zukunft. So bitten wir:
- Für unsere Kirche, der die Frohe Botschaft anvertraut ist: mache sie weltweit zu einer glaubwürdigen Zeugin Deiner frohmachenden Botschaft.
Christus, höre uns – Christus, erhöre uns - Für die Regierenden, die Entscheidungen treffen über Krieg und Frieden und über das Leben und Wohlergehen zahlloser Menschen.
- Für unsere Gemeinden, die Leuchttürme für die sein sollen, die nach Sinn und Orientierung suchen: dass sie die ausgestreckte Hand Christi ergreifen können.
- Für unsere Jugendlichen, die an diesem Wochenende das Sakrament der Firmung empfangen: Schenke ihnen den Mut, Deinen Heiligen Geist in ihrem Leben wirken zu lassen.
- Erleuchte die Politiker auch in unserem Land, dass sie ihre Talente und ihre Macht für die einsetzen, die zu den Schwächsten unserer Gesellschaft gehören.
- Für unsere Toren, für die bekannten und unbekannten, für alle, die Schuld auf sich geladen haben und die, die wir gerne noch um Verzeihung bitten würden.
Allmächtiger Gott und Vater, Dein Sohn hat uns gelehrt, die Zeichen der Zeit zu verstehen. Auf Ihn schauen wir, und wir danken Dir für ihn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.