12.09.2025
Kreuzerhöhung 2025: Die Liebe siegt
Liebe Schwestern und Brüder,
vor drei Tagen erinnerten uns Bilder wieder an eine Tragödie und an den Schrecken, der damit verbunden war. Ja mehr noch: Uns wurde bewusst, dass dieser Tag das Leben überall auf der Welt verändert hat. Der öffentliche Raum ist seitdem ein Ort, an dem jeden zu jeder Zeit Schreckliches, vom Menschen Verursachtes, treffen kann. Das beinahe schon ikonische Bild dafür zeigt die beiden Türme des World-Trade-Centers in New York, in die gerade ein Flugzeug rast. Ein furchtbarer Moment – der bis heute andauert. Ein Moment, der zeigt, was Hass und religiöser Fanatismus anrichten. Niemand käme auf die Idee, aus diesem Tag der Erinnerung ein Fest zu machen!
Heute zeigt uns die Kirche überall auf der Welt ein Bild, ein Zeichen, das bis heute an einen Tag erinnert, der Karfreitag, „Trauerfreitag“ heißt. Es zeigt uns das Kreuz und daran einen jungen Mann, den Hass und religiöser Fanatismus dorthin gebracht haben. Es zeigt uns was passiert, wenn ein Mensch nicht auf Gewalt, Unterdrückung und Machtmissbrauch setzt, sondern auf Friedfertigkeit, Vergebung und Versöhnung. Es zeigt, dass diejenigen, deren Throne dadurch ins Wanken geraten, zu keinen Kompromissen bereit sind. Das Kreuz: dass wir Christen in Erinnerung an dieses Geschehen ein Fest machen, müssen wir erklären!
- Kreuz bedeutet Ende; es beutetet Leiden, Abbruch. Das Kreuz steht über so Vielem, das wir mit Leid verbinden und woran Menschen zerbrechen. Kreuze stehen aufgerichtet über unseren Gräbern – und als Gipfelkreuze auf dem höchsten Punkt der Berge. Das Kreuz steht als Symbol vor den Todesdaten eines Menschen und nicht wenige von uns tragen es als Schmuck um den Hals.
Wir Christen sind keine Leidensapostel. Im Gegenteil: Wir verkünden das Leben! Denn wir wissen – und dafür steht ein anderes Symbol, die Osterkerze – dass durch das Kreuz Leben geschenkt, ermöglicht wurde. Leben, dem wir uns verpflichtet fühlen, so sehr, dass wir uns dafür auch mit dem Leiden verbinden.
Müssten wir es nicht abschaffen, das Leiden? Genau dem dienen nicht wenige Zweige der Wissenschaft, und Leidensvermeidung steht auf dem Programm des Zeitgeistes. Aber wenn wir das wirklich täten, das Leiden abschaffen, müssten wir auch die Liebe abschaffen! Denn Liebe gibt es nicht ohne Leiden: sie verlangt immer ein Stück Selbstverzicht und damit Schmerz, Leiden!
Jesus Christus ist gekommen um Gottes Liebe zu den Menschen, Seine Passion für uns zu bezeugen. Und ER ist gekommen, um uns alle in diese Bewegung mit hineinzunehmen. Doch der Mensch – so die Bibel – wehrt sich von Anfang an gegenüber dieser Liebe, das Misstrauen ist ihm ins Herz gepflanzt. Die Folge davon nennt die religiöse Sprache „Sünde“, Absonderung von Gott.
Das Kreuz allein wäre das Zeichen des Sieges der Sünde über das Leben, über die Liebe. Aber es steht nicht allein – es zeigt uns, dass die Liebe, auch wenn sie bis ans Äußerste geht, immer siegt. Und deswegen können wir ein Fest feiern!
Das Kreuz zeigt uns Christus – und ER zeigt uns das Leiden. ER bittet uns, nicht daran vorbeizuschauen und es auch nicht zu verharmlosen; es aber auch nicht als übermächtigen Sieger anzusehen, gerade dann nicht, wenn es uns selber betrifft.
Christus ermutigt uns, trotz aller Katastrophen, auch der vom Menschen gemachten – wie der des 11. September –, nicht den Weg der Versöhnung, des Friedens, des Mitleids zu verlassen.
Und als Christen sollten wir gerade das nicht aus den Augen verlieren: Als Getaufte leben wir jetzt schon in einem neuen Leben. Es ist ein Leben, in dem und durch das uns Christus als unsichtbarer Freund begleitet, an unserer Seite steht und uns gerade dann stärkt, wenn unser Kreuz zu schwer zu werden droht. Dieses Leben wird eine entscheidende Wandlung erfahren, wenn wir IHN sehen, wie ER ist. Darauf gehen wir zu – durch das Kreuz hin zum Licht! Das erst ist erfülltes Leben. Das ist unser Ziel! Und deswegen feiern wir heute schon ein Fest: weil das Leben und die Liebe nicht aufzuhalten sind.
Amen.
Fürbitten
Allmächtiger Gott, so sehr hast Du die Welt geleibt, dass Du Deinen Sohn für uns hingabst. Wir bitten Dich:
- Du hast Dich nicht gescheut, im Blick auf den Willen des Vaters das Kreuz auf Dich zu nehmen. Hilf denen, die im Blick auf ihr Kreuz verzweifeln und keinen Ausweg sehen.
(Christus, höre uns - Christus, erhöre uns) - Hilf Deiner Kirche, die Welt in ihrer Herrlichkeit und ihrem Leiden so zu sehen, wie sie ist und stärke uns im Einsatz für die Benachteiligten.
- Stärke in den Menschen unserer Zeit das Bewusstsein, dass nicht Macht, Erfolg und Schönheit die Werte sind, die das wahre Menschsein ausmachen.
- Wir bitten Dich für Papst Leo an seinem heutigen (morgigen) 70. Geburtstag: Schenke ihm Kraft und Lebensfreude, so dass er Dein Volk im Bild des guten Hirten leiten und führen kann.
- Lasse all unsere Toten in der Gemeinschaft leben, in die Du uns rufen möchtest (heute bitten wir Dich für …).
Gütiger Vater, Dein Sohn ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, ER, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und uns liebt in alle Ewigkeit.
Amen.