27.06.2025
„Für wen haltet ihr mich?“ – Ehrenamtsfest der Gemeinde
Liebe Schwestern und Brüder,
„für wen haltet ihr mich?“ – das ist die Frage. Von ihrer Beantwortung hängt es ab, ob und wie Jesus Christus und Seine Botschaft in meinem, in unserem Leben eine Rolle spielt. Ist ER nur eine historisch wichtige Person, ein „Erleuchteter“? Verstehe ich Ihn als beispielhaften Menschen, gewissermaßen als Vorbild? Kann ER eine Hilfe sein für unser heutiges Leben und das Miteinander? Oder ist Er tatsächlich der Christus, der Gesalbte, Gottes Sohn, der mich einlädt, mit Ihm zusammen Leben und Welt in Seinem Sinne zu gestalten?
Es sind unterschiedliche Motive, die uns – auch heute in diesem Gottesdienst – zusammen bringen. In all dem verbindet uns die Person Jesu. Das ist im wahrsten Sinne katholisch: Unterschiedliche Zugänge, unterschiedliche Schwerpunkte, die aber alle eine Mitte finden, nämlich Jesus Christus. Um Ihn geht es und um Ihn versammeln wir uns. Da macht der Altar hier in der Kirche deutlich.
„Für wen haltet ihr mich?“ – Du bist der Sohn Gottes, du bist der, der uns zu einer Gemeinschaft versammelt. Nur du garantierst diese Gemeinschaft, hältst sie zusammen und baust so an deinem Reich. Wenn ich das weiß, dann kann ich Unterschiede aushalten, stehen lassen, ebenso andere Denkweisen. Es kann sein, dass ich sie nicht verstehe und mich daran reibe und doch hält ER das alles zusammen, ist ER der Urheber des Lebens – und das Leben ist kunterbunt! Darüber dürfen wir staunen, dürfen wir uns gerade heute auch gemeinsam freuen und feiern.
- Christus führt uns nicht nur zusammen. ER sendet uns, jeden und jede, so wie damals die Jünger. Wir sollen Ihm selbst den Weg bereiten, Ihm ermöglichen, die Menschen zu erreichen, die von Ihm noch kaum etwas wissen – vor allem nichts von dem, was Seine Gegenwart schenkt: Freiheit!
In der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte hörten wir von der wundersamen Befreiung des Apostels Petrus aus dem Gefängnis. Ihm selbst, so wird es beschrieben, kommt es wie ein Traum vor und am Ende stellt er verblüfft fest, dass es Wirklichkeit ist, dass er befreit wurde. Was auch immer damals tatsächlich geschehen sein mag, so ist die Erfahrung, die hinter dieser Erzählung steht, eindeutig: Die Gemeinschaft mit Christus befreit zum Leben! Ob die Ketten, die uns am Leben hindern, äußerlich oder innerlich sind, spielt dabei keine Rolle. Christus befreit mich. ER befreit Petrus und ER befreit jeden von uns, um die uns von Gott gegebenen Gaben so einzusetzen, wie es dem Reich Gottes am besten nützt. So kann unser Leben nicht nur einfach zu einem Fest, sondern vor allem zum Segen werden. Ich selbst kann mir nichts Schöneres vorstellen. Ein Leben, das durch Christus von den Fesseln der Angst, des Minderwertigkeitsgefühls, der Lebenswunden befreit wird, ist ein Leben zum Segen für alle.
Jeder und jede von uns – und da sind wir für Christus alle „Ehrenamtliche“ – können daran mitwirken, dass Menschen diese Freiheit, die nur Christus schenken kann, erfahren. Dabei müssen wir immer neu der Gefahr entgehen, das selbst „machen“ zu wollen. Dem entgehen wir nur, wenn klar ist: Du bist der Messias – du bist der, dem ich die Möglichkeit bieten möchte, durch mich zu handeln.
- „Für wen haltet ihr mich?“ Es gibt darüber hinaus noch eine viel entscheidendere Frage, die Jesus dem Petrus am Ende des Johannesevangeliums stellt: „Liebst du mich?“ (Joh 21,15). Christus möchte keine Funktionäre, keine Minister oder Vertreter – ER sucht nach denen, die Ihn lieben. Petrus kann diese Frage beantworten, weil er selbst weiß, tief in sich spürt: ER, Christus, liebt mich! ER liebt den, der Ihn vollmundig bekannt, der Ihn aber genauso schmählich verleugnet hat. ER liebt mich, so, wie ich bin. Mich!
Als Priester und Seelsorger mache ich die Erfahrung, dass dies wohl für nicht wenige die große Schwierigkeit ist: zu glauben, geliebt zu sein. Seine, Gottes Liebe mir gegenüber zeigt sich in unterschiedlicher Weise – auch durch die Gegenwart eines anderen. Wenn wir so immer mehr Werkzeuge Seiner Liebe werden können, die ER dem Bruder, der Schwester neben mir zeigen möchte – dann haben wir das Entscheidende getan, was eine christliche Gemeinde leisten kann.
Amen.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, Deine Apostel haben uns den Glauben und die Liebe bezeugt, die uns zu wahrem Leben führen. Auf Ihre Fürsprache bitten wir Dich:
- Für unseren Papst Leo: Stärke ihn in seinem Amt, Deine Kirche zu leiten und ihr zu dienen.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Lass uns gemeinsam mit allen Getauften in unserer Pfarrei die Freude bezeugen, die nur der Glaube schenken kann, und mache uns so alle gemeinsam zu glaubwürdigen Zeugen Deiner Freundschaft.
- Wir bitten Dich um den Mut, in unserer Gesellschaft Vorbilder dafür zu werden, wie wir mit Deinem barmherzigen Blick auf eigene und Fehler anderer schauen können, um so dem Frieden und der Versöhnung dienen zu können.
- Wir bitten Dich für die Menschen, die in den Kriegs- und Konfliktgebieten unserer Welt leben und die oft nicht wissen, wie sie den morgigen Tag bestehen können.
- Beschütze alle, die in diesen Wochen Erholung suchen: Gib ihnen den Blick für die Schönheit der Schöpfung und die Wahrheit Deiner Nähe, und lass sie gesund wieder zurückkommen.
- Lass unsere Verstorbenen gemeinsam mit Petrus und Paulus und allen Heiligen bei Dir geborgen sein.
Du führst uns zum Vater, der mir Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.