10.10.2025

Erntedank: Dankbarkeit und Gotteslob

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 28. Sonntag des Jahreskreises (Lesejahr C)

Liebe Schwestern und Brüder,

Erntedank, Dank für die Dinge, die uns ernähren; Dank für das, was durch die mühsame Arbeit des Menschen wächst, gepflegt wird und schließlich geerntet werden kann. Schön ist es, hier die Erntegaben am Altar zu sehen, farbenprächtig. Und mit und durch die Kinder bekommen heute alle vermittelt: Dank ist angesagt.

Danke zu sagen – schön und gut. Und ja: dankbare Menschen sind in der Regel auch angenehme Menschen. Aber es geht dabei auch auch um mehr. Um viel mehr.

Schauen wir gemeinsam auf das Evangelium, schauen wir, wohin das Danken uns führen kann, führen will.

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem und kommt durch ein Grenzgebiet, ein Gebiet, das Juden und Samariter trennt, denn beide Gruppen haben nicht viel miteinander zu tun. Die einen verachten die anderen und berufen sich dabei auf den gleichen Gott Israels. Zehn Aussätzige kommen Jesus entgegen, eine Gruppe, die durch ihre Krankheit geeint ist. Sie bitten Jesus um Hilfe, irgendwie haben sie von Ihm gehört. Und tatsächlich: ER handelt und während ER sie wegschickt, zu den Priestern, werden sie gesund. Einer von ihnen, ein Samariter, kehrt zu Jesus zurück. Neben seiner Freude über die Heilung spürt er das Bedürfnis, Dank zu sagen. Aber es geht um mehr, um viel mehr: Er wirft sich vor Jesus auf sein Angesicht nieder. Damit bekennt er Jesus als Gott. Und das, was Jesus dann spricht, ist entscheidend: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“ Der Mann wurde rein, er wurde gesund – aber das ist nicht das Wesentliche: Du bist gerettet – du bist der, der sich mir anvertraut; du wirst in mir das Ziel deines Lebens finden! Danke sagen – schön und gut. Wichtig und entscheidend ist: wem verdanke ich mich letztlich, wem vertraue ich mein Leben an?

Dank für die Erntegaben – was ist, wenn sie ausbleiben? Dank für die Gesundheit – wie gut, wie unbezahlbar ist es, wenn wir gesund sind. Aber es kommt die Zeit, in der wir es nicht sind und auch nicht mehr werden. Und dann? Dank auch dann, wenn ich leer ausgehe, wenn mein Leben nicht mehr so unbeschwert ist?

- Vor mehr als 10 Jahren veröffentlichte die australische Palliativschwester Bronni Ware ein Buch mit dem Titel „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“, das auch bei uns zu einem Bestseller wurde. Die Autorin beschreibt ihre Erfahrung am Sterbebett, wenn es wirklich zu Ende geht. Da wünschen sich Sterbende, sie hätten mehr ihr eigenes Leben gelebt; nicht so viel gearbeitet; mehr den Mut gehabt, eigene Gefühle auszudrücken; den Kontakt mit den Freunden nicht abbrechen lassen; es zugelassen, glücklich zu sein.

Dankbarkeit ist nicht einfach ein Gefühl – Dankbarkeit ist eine Haltung, eine Lebenshaltung. Es ist die Haltung, in der ich weiß, von wem ich getragen bin und wer mir gibt, was ich brauche, was ich wirklich brauche. Hier die Erntegaben können für uns eine Hilfe sein, um unser Leben wieder festzumachen, es an Ihn anzubinden, von dem es kommt. Das bedeutet „Religion“! Der Dank ist das eine – aber richtig verstanden sollte es immer zum Lob Gottes führen, so wie bei dem einen Aussätzigen, der zu Jesus zurückkehrte. Gewiss waren die anderen neun auch dankbar und lebten ihre Freude – aber es führte doch nicht dazu, dass sie zu DEM fanden, der ihrem Leben Sinn und Richtung geben kann – Rettung eben! Dankbarkeit für mein Leben, das sinnvoll ist, eben weil ich lebe; ich darf meine Gefühle ausdrücken, denn ich weiß mich getragen von IHM und Er lässt mich auch mit Menschen Freude erleben, die meine Freunde geworden sind, damit ich das Glück in meinem Leben zulasse.

Heute den Kindern das Gespür für die Schönheit der Schöpfung zu vermitteln ist eine lohnende Sache, gerade weil die Schöpfung durch das Handeln des Menschen so bedroht ist. Auch die Fähigkeit „Danke“ zu sagen ist etwas Schönes. Aber letztlich werden wir Erwachsene es sein, die deutlich machen, wer hinter all dem steht, wer allen Lobes und Dankes würdig ist – und wer letztlich allein in der Lage ist, unser Leben zu retten. Wie glaubwürdig das ist, sehen wir letztlich auch an unseren Kindern.

Darum geht es – nicht nur beim Erntedank.

Amen.

Fürbitten

Herr Jesus Christus, Deine Freundschaft macht unser Leben reich. Wir bitten Dich:

  • Mehre in uns die Dankbarkeit, die es uns ermöglicht, mit anderen das zu teilen, was uns selbst am Leben erhält.
    (Christus, höre uns – Christus, erhöre uns)
  • Lehre uns, mit der Schöpfung ehrfürchtig umzugehen, und sie so für kommende Generationen zu bewahren.
  • Mache uns, die wir als Christen Deinen Namen tragen, immer mehr zu glaubwürdigen Zeugen dafür, dass das Leben mit Dir gerade auch in schweren Zeiten Kraft und Zuversicht schenkt.
  • Wir bitten für die, die sich in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt fühlen: Lass uns aufmerksam werden und Zuwendung schenken.
  • Wir bitten heute auch für unser Partnerbistum Nellore: Stärke Bischof Moses und seine Mitarbeiter in ihrem täglichen Dienst für die Armen und Benachteiligten.
  • Lass unsere Verstorbenen die Freude erfahren, die nur das Leben mit Dir schenken kann. 

Denn Du lebst und führst uns zum Vater, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Amen.

Die verschiedenen Texte vom 28. Sonntag des Jahreskreises des Lesejahres C finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron und beim Evangelium in leichter Sprache.

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