05.12.2025
Ein Kompass für den Lebensweg
Liebe Schwestern und Brüder,
Allmächtiger Gott,
deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg.
Lass nicht zu,
dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern,
deinem Sohn entgegenzugehen.
Führe uns durch dein Wort und deine Gnade
Zur Gemeinschaft mit ihm,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt uns herrscht in alle Ewigkeit. Quelle: Tagesgebet des 2. Adventssonntags
Dieses Gebet des heutigen Sonntags spricht von einem Weg, einem „rechten“ Weg. Es ist ein Weg, der nicht irgendwohin führt, sondern einer, auf dem wir dem Gottessohn entgegen gehen sollen. Dieser Weg ist nicht ohne weiteres zu finden, denn er kann auch übersehen, verfehlt werden. Im Gebet werden „irdische Aufgaben und Sorgen“ genannt, die der Grund sein können, warum wir den Weg nicht gehen, nicht finden.
Der Vorweihnachtszauber, der uns überall umgibt und den wir sicher auch hier und da genießen, lässt in den Hintergrund treten, dass der Advent eine Fasten- und Umkehrzeit ist. Es geht darum, sich nicht nur auf Weihnachten zu freuen, sondern den „Retter“, den „Heiland“ zu erwarten. So wird Christus in unseren Adventsliedern besungen und angeredet: Ein Retter rettet, ein Heiland heilt. Der, der da kommen will: Brauche ich Ihn?
Aufgaben und Sorgen: Ja, ich weiß von mir selbst gut genug, wie sehr sie plagen und niederdrücken können! Da sind dann plötzlich Dinge wichtiger als Menschen; da vernebeln mir Sorgen den Blick für das Leben, das um mich herum stattfindet; da nehme ich mir aus ganz vernünftigen Gründen keine Zeit mehr für das, was ich wirklich möchte und brauche. Und da bleibt Gott meistens auch oft irgendwie auf der Strecke! Dies ist dann das, was die Heilige Schrift und in der Folge die Theologie „Sünde“ nennt: Ich sondere mich von Gott ab und gehe dem Gottessohn nicht mehr entgegen – ich sehe also nicht mehr den Weg, den ich gehen könnte, den Weg, der zu Christus führt.
- Um auf einem richtigen Weg zu bleiben, benutzen Menschen seit Jahrhunderten einen Kompass. Er zeigt immer und garantiert in die richtige Richtung, auch wenn mich Dunkelheit, Nebel oder Sturm nichts um mich herum erkennen lassen. Ich möchte als Christ meinen Weg durch das Leben gehen, mein Denken, Handeln und Reden an Ihm ausrichten – möchte auf dem Weg Christi bleiben. Wenn da nicht die „irdischen Aufgaben und Sorgen“ wären! Ich merke es schmerzlich: Sie behindern mich auf dem Weg, sie lassen mich eine falsche Richtung einschlagen. Es braucht den Kompass! Den haben wir – wir müssen ihn nur benutzen, müssen uns ein Gewissen daraus machen, in allen Aufgaben und Sorgen auch daran zu denken. Dieser Kompass ist natürlich Sein Wort. Hier ist mein Umgang mit der Heiligen Schrift gefragt, danach, ob ich in ihr zu Hause bin. Genauso wichtig: das Gespräch mit Ihm selbst, das Gebet, der persönliche Austausch. Natürlich werden irdische Aufgaben und Sorgen dadurch nicht verschwinden, ihnen wird aber mehr und mehr die Macht genommen, uns daran zu hindern, Christus entgegenzugehen.
Im Evangelium hörten wir eben einen sehr herben Johannes den Täufer, der die Menschen sehr schroff ansprach und zurechtwies. Er spricht von Schlangenbrut und Zorngericht, davon, dass die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt ist. Es ist die Leidenschaft eines Propheten, dem die Sache Gottes am Herzen liegt. Er ist einer, der weiß, dass Gottes Heil und Seine Zusage unverbrüchlich sind – und dass es dabei auch den Menschen braucht, der sich dafür öffnet. Es braucht den Menschen, mich und dich, der diesem Heil in und durch das eigene Leben zum Durchbruch unter uns verhilft. Es geht nicht um ein persönliches Wohlfühlen – das wäre die „Vorweihnachtszeit“. Es geht um etwas fundamental Wichtiges für uns alle. Es geht um die immer neue Ankunft Jesu in unserem Leben, in unserer Welt. Niemand ist zu klein oder unbedeutend, um bei dieser Aufgabe nicht eine ganz wichtige Rolle zu spielen. Deswegen braucht es für uns in dieser Zeit eben auch den Advent, der uns ermutigt zu bekennen: Wieder einmal habe ich mich vom Weg abbringen lassen.
Komm, Jesus, wir brauchen Dich.
Amen.
Fürbitten
Gottes Vision für den Menschen ist in Jesus Christus sichtbar geworden. Ihn bitten wir:
- Herr Jesus Christus, schenke uns in diesen Wochen des Advent den Mut, Deinen Traum von einem neuen Miteinander in unserem Denken, Sprechen und Handeln in unserem Alltag zu verwirklichen.
(Komm, Herr Jesus – komm, Herr Jesus) - Lass Deine Kirche in unserer Welt Sauerteig Deines Wortes sein und hilf allen Christen, gerade den Armen und Ausgeschlossenen Deine Nähe glaubwürdig zu bezeugen.
- Herr Jesus Christus, schenke uns in diesen Wochen des Advent den Mut für Ruhe und Stille, damit irdische Aufgaben und Sorgen uns nicht daran hindern, Dir entgegen zu gehen und den Weg zu bereiten.
- Lass diejenigen, die in diesen Tagen und Wochen unter dem Verlust eines geliebten Menschen leiden, die einen Schicksalsschlag erlebt haben oder die durch eine Krankheit entmutig sind, erfahren, dass Du um sie weißt.
- Lass unsere Verstorbenen erfahren, dass Deine Frohe Botschaft an ihnen in Erfüllung gegangen ist.
Du bist der, der vom Vater in unser Fleisch gekommen ist, mit dem Du in der Einheit des Heiligen Geistes lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.