24.12.2025

Ehre sei Gott in der Höhe …

… und Friede den Menschen Seines Wohlgefallens – Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore an Weihnachten 2025 (Lesejahr A)

Liebe Schwestern und Brüder,

Was muss das faszinierend und wunderbar gewesen sein: Das Volk sah nachts in der Finsternis ein helles Licht. Noch nie zuvor hatten sie diese Nacht so erlebt, so erfahren: Es war die Nacht auf Weihnachten 1223, als der hl. Franz von Assisi im Bergdorf Greccio erstmals eine lebendige Krippe darstellen ließ. Mit allem, was es brauchte: Maria, Josef, das Kind, ein Stall mit Stroh, natürlich auch Ochs und Esel. Hirten und Schafe waren sowieso da, davon gab es viele unter den Bewohnern. Franziskus, so beschreibt es sein Mitbruder Thomas von Celano, war selbst so ergriffen von dem was er da so „begreifbar“ sah, dass er selbst voll tiefem Glück tief seufzte.

Der Wald erschallt von den Stimmen und die Felsen hallen wider von dem Jubel Quelle: Thomas von Celano, Leben und Wunder des heiligen Fanziskus von Assisi, erste Lebensbeschreibung, Kapitel XXX.

Genau so also, wie wir es eben im Evangelium hörten, dem Evangelium, das Franziskus als Diakon in dieser Nacht auch vortrug. Das große himmlische Heer lobte Gott und sprach: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen Seines Wohlgefallens“. Den Gesang singen wir bis heute: im Gloria

Fromme Worte an stillen Tagen, die so etwas wie ein Asyl für unser Bedürfnis nach Frieden und Harmonie sind? Wirklich nicht mehr? Gottes Ehre und Friede den Menschen – daran hängt eigentlich alles!

- Gottes Ehre: Es geht den Engeln nicht darum, dass Gott – fern oder nah, bekannt oder unbekannt – irgendwie verehrt würde. Nein, durch Weihnachten – und nicht nur an Weihnachten! – besteht die Ehre Gottes darin, dass der Mensch, das wir erkennen, was für ein Gott ER ist, was ER für uns bedeutet. Die Ehre Gottes ist Seine Freude darüber, dass Menschen IHN loben können, IHM danken wollen. Ein Mensch, der weiß, dass Gott ist und auf ihn schaut, lebt anders.Bei Bertold Brechts „Galileo Galilei“ gibt es die Szene mit dem kleinen Mönch, in der dieser Galilei klagt, was es bedeutet, keinen Gott mehr als Fixpunkt zu haben:

Mein Vater steht stets früh auf und geht spät zu Bett – er weiß, dass Gott ihn sieht. Bisher sah Gott auf ihn herab, nun saust die Erde durch den leeren Raum – wer sieht da noch meinen Vater? Quelle: Bertold Brecht, Galileo Galilei, Szene 8

In welchem Weltbild auch immer: Wenn Gott keinen Platz mehr hat, saust der Mensch haltlos durch die Zeit. Ehre sei Gott – wie schön ist es, einen Gott loben zu dürfen, einen, der mir zeigt, wie sehr ich IHM am Herzen liege!- Friede auf Erden den Menschen Seines Wohlgefallens. Friede, wie die Bibel ihn meint, ist das Wegnehmen aller Trennung des Menschen von Gott und die Gabe des Geistes Gottes, um mit IHM in Gemeinschaft zu leben. In diesem Sinne ist Friede ein anderer Name für Jesus Christus. Das ist es, worüber Franziskus in solches Entzücken geraten ist:

Wenn er das «Kind von Bethlehem» oder «Jesus» nannte, dann leckte er gleichsam mit der Zunge seine Lippen, indem er mit seinem glückseligen Gaumen die Süßigkeit dieses Namens verkostete und schlürfte. Quelle: Thomas von Celano in "Leben und Wunder des heiligen Fanziskus von Assisi"

- Den Menschen Seines Wohlgefallens: Weihnachten ist nicht ein Fest, das an uns appelliert, „wohlgefällig“ zu sein, uns zumindest in diesen Tagen äußerlich und vor allem innerlich besonders herauszuputzen! An Weihnachten wird die unbedingte Liebe und Annahme Gottes gegenüber allen Menschen deutlich, sichtbar und hoffentlich auch erfahrbar. Es kann erfahrbar werden – und das macht Kirche seit ihren Anfängen aus – indem wir einander dieses Wohlgefallen Gottes widerspiegeln. Über den Familien- und Freundeskreis hinaus. Unsere Geschenke in diesen Tagen sind Ausdruck genau davon: Neben meinen Worten soll meine Gabe ein Zeichen dafür sein, wie sehr Gott dich liebt und wie du Ihm am Herzen liegst! Weihnachten muss an die große Glocke – um der Ehre Gottes willen und des Friedens auf Erden, den Menschen Seines Wohlgefallens.

Thomas von Celano beschließt seinen Bericht:

Es vervielfachten sich dort (in Greccio) die Gaben des Allmächtigen, und ein frommer Mann hatte ein wunderbares Gesicht (Vision). Er sah nämlich in der Krippe ein lebloses Knäblein liegen; zu diesem sah er den Heiligen Gottes herantreten und das Kind wie aus tiefem Schaf erwecken. Gar nicht unzutreffend ist dieses Gesicht; denn der Jesusknabe war in vielen Herzen vergessen. Da wurde er in ihnen mit seiner Gnade durch seinen heiligen Diener Fanziskus wieder erweckt und zu eifrigem Gedenken eingeprägt. Endlich beschließt man die nächtliche Feier, und ein jeder kehrt in seliger Freude nach Hause zurück. Quelle: Thomas von Celano in "Leben und Wunder des heiligen Fanziskus von Assisi"

Amen.

Fürbitten

Unseren Herrn Jesus Christus, der Mensch geworden ist und uns einlädt, Ihn in unserer Welt groß werden zu lassen, bitten wir: 

  • Für alle Christen, dass wir das Licht Deiner Gegenwart in unserer Welt verbreiten können, und so denen neue Hoffnung schenken, deren Leben von Finsternis geprägt ist.  (Christus, höre uns - oder: gesungener Ruf)
  • Für alle, die unter Krieg und Verfolgung leiden und sich nach Frieden sehnen; für die, die auch bei uns unter materieller Not leiden und für all die, die heute in besonderer Weise ihre Dunkelheiten und Einsamkeit spüren: Lass sie Deine Nähe erfahren.
  • Für Deine ganze Kirche, unseren Papst Leo und alle Hirten, dass sie in Wachsamkeit gegenüber den Zeichen der Zeit Deine Frohe Botschaft der Barmherzigkeit glaubwürdig vorleben und verkünden.
  • Für die Männer und Frauen, die die Geschicke dieser Welt in Politik und Wirtschaft mitbestimmen: Öffne sie für Deinen Geist des Friedens und der Verständigung und hilf ihnen, Entscheidungen zum Wohle aller zu treffen.
  • Wir bitten Dich für alle Menschen, denen wir uns heute auf besondere Weise verbunden fühlen und vertrauen Dir unsere Verstorbenen an. Sei besonders denen nahe, die einen nahen Menschen verloren haben und an diesem Fest  schmerzlich vermissen. (Kurze Stille)

In der Freude über Deine Nähe loben und preisen wir Dich mit dem Vater und dem Heiligen Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

Die verschiedenen Texte an Weihnachten des Lesejahres A finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron und beim Evangelium in leichter Sprache.

Lebendige Krippe?

Das verwendete Foto oben einer Lebendigen Krippe stammt von der Kinderkrippenfeier in Erbach aus 2016. Einige weitere Bilder und Impressionen dazu.

Franziskus?

Franz von Assisi (eigentlich Franziskus von Assisi). Begründer des Ordens der Franziskaner und Mitbegründer der Klarissen. Er ist Schutzpatron Italiens, der Tiere und des Naturschutzes. In Darstellungen sieht man ihn oft mit Vögeln, da die Vogelpredigt zu einer der bekanntesten Legenden über ihn zählt.

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