01.11.2021
Was ist das: Allerheiligen?
Alle Heiligen? Heilig? Heiligkeit?
Bereits im 4. Jahrhundert wurde am ersten Sonntag nach Pfingsten der „Herrentag aller Heiligen“ gefeiert. Ein sehr altes Fest also, das damals zu einem ganz anderen Zeitpunkt im Jahr gefeiert wurde.
Dieses Fest geht auf Johannes Chrysostomos zurück. Dieser war Bischof von Konstantinopel und ist einer der vier großen griechischen Kirchenväter. Das Fest wurde damals zu Ehren aller Märtyrer, die aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und getötet wurden, gefeiert.
Seine weitere Entwicklung nahm das Fest der Heiligen im 7. Jahrhundert. Papst Bonifatius IV. weihte das Pantheon in Rom der Jungfrau Maria und allen Märtyrern. Ursprünglich war das Pantheon ein Heiligtum, das den antiken Göttern geweiht wurde. Nach der Umwandlung zur christlichen Kirche ließ Papst Bonifatius IV. die Gebeine vieler Märtyrer dort beisetzen. Zudem legte er den Termin für den jährlichen Feiertag der Heiligen auf den Freitag nach Ostern. Papst Gregor IV. setzte das Fest im Jahr 835 offiziell im Kalender fest.
Die Kirche gedenkt an diesem Tag nicht nur aller vom Papst heiliggesprochenen Frauen und Männer, sondern es wird an Allerheiligen auch all jener Menschen gedacht, die ihren Glauben still gelebt und ihr Christsein konsequent verteidigt und verwirklicht haben. Daraus ergibt sich eine erweiterte Definition des Heiligenbegriffs.
Alle Menschen sind durch ihre Taufgnade zur Heiligkeit berufen. Papst Franziskus hat im Jahr 2018 ein Apostolisches Schreiben verfasst. Dieses Schreiben heißt „Gaudete et exsultate“ (Freut euch und jubelt). Im Folgenden möchte ich gerne die für mich wichtigen Stellen des Dokuments aufzeigen.
Papst Franziskus schreibt:
Denken wir nicht nur an die, die bereits selig- oder heilig gesprochen wurden. Der Heilige Geist verströmt Heiligkeit überall, in das ganze heilige gläubige Gottesvolk hinein…
Es gefällt mir, die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. In dieser Beständigkeit eines tagtäglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden Kirche. Oft ist das die Heiligkeit „von nebenan“, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind.
Um heilig zu sein, muss man nicht unbedingt Bischof, Priester, Ordensmann oder Ordensfrau sein. Oft sind wir versucht zu meinen, dass die Heiligkeit nur denen vorbehalten sei, die die Möglichkeit haben, sich von den gewöhnlichen Beschäftigungen fernzuhalten, um viel Zeit dem Gebet zu widmen. Es ist aber nicht so.
Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet. Bist du ein Gottgeweihter oder eine Gottgeweihte? Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst. Bist du verheiratet? Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst, wie Christus es mit der Kirche getan hat. Bist du ein Arbeiter? Sei heilig, indem du deine Arbeit im Dienst an den Brüdern und Schwestern mit Redlichkeit und Sachverstand verrichtest. Bist du Vater oder Mutter, Großvater oder Großmutter? Sei heilig, indem du den Kindern geduldig beibringst, Jesus zu folgen. Hast du eine Verantwortungsposition inne? Sei heilig, indem du für das Gemeinwohl kämpfst und auf deine persönlichen Interessen verzichtest.
Lass zu, dass die Taufgnade in dir Frucht bringt auf einem Weg der Heiligkeit. Lass zu, dass alles für Gott offen ist, und dazu entscheide dich für ihn, erwähle Gott ein ums andere Mal neu.
(Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate des Heiligen Vaters Papst Franziskus über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute, Kapitel 1, Abschnitt 6, 7, 14, 15)
Alle Menschen, wir alle, sind zur Heiligkeit berufen.
Das Fest Allerheiligen kann uns daran erinnern. Es kann uns aber auch daran erinnern, an all diejenigen zu denken, die uns Vorbilder im Glauben und Leben sind oder waren. Das können solche bekannten Heiligen sein, wie z. B. unsere Namenspatrone oder aber auch die Heiligen unserer Tage, wie z. B. Mutter Teresa, Edith Stein oder Papst Johannes Paul II. Und es können, wie Papst Franziskus es in „Gaudete et Exsultate“ geschrieben hat, unsere Eltern und Großeltern sein unsere Wegbegleiter, Freunde und Lehrer. Danken wir im Monat November dafür, dass uns diese Freundinnen und Freunde Gottes geschenkt sind als Vorbilder im Glauben.
Herzliche Grüße
Petra Schleider
Gemeindereferentin