16.11.2025

Causa Kiedrich: Drei Stellungnahmen

Das Bistum und Pfr. Nandkisore nehmen jeweils Stellung zu der Bekanntmachung von Gabriel Heun bei seinem Rücktritt aus Liturgieausschuss und Kiedricher Chorbuben

Auf dieser Seite finden Sie die Stellungnahmen des Bistums Limburgs durch Generalvikar Wolfgang Pax am 14.11.2025 (als erstes) und eine von Pfarrer Dr. Robert Nandkisore vom 13.11.2025 (als zweites) sowie die vorausgehende Bekanntgabe von Gabriel Heun vom 07.11.2025 in Kiedrich (abschließend als drittes) jeweils im mir vorliegenden Wortlaut. Die beiden erstgenannten Stellungnahmen wurden am 16.11.2025 in Kiedrich verlesen und dann auch nach Wunsch hier auf der Webseite veröffentlicht. Die Bekanntgabe von Gabriel Heun erreichte mich am 09.11.2025 in einer E-Mail durch Weiterleitung Dritter mit dem Vorwort "Im Sinne vollständiger Transparenz".

Die Veröffentlichung dieser drei Stellungnahmen/Bekanntgaben, noch deren Reihenfolge auf dieser Seite, stellt in irgendeinerweise eine Wertung da.

Wir bitten alle, diese herausfordernde Zeit behutsam und ohne vorschnelle Urteile zu begleiten. Wir bitten Sie auch in der für viele von uns sehr belastenden Situation um Ihr Gebet. Und wir hoffen und glauben mit Ihnen, dass die Pfarrei weiterhin das bleibt, was sie immer war und was sie sein sollte: ein Ort der Freude, der Musik, der Würde und des Respekts.

(Wenn Sie die nachfolgenden Stellungnahmen aufmerksam lesen, werden Sie bemerken, dass der letzte Absatz eine Mariage aus je einem Satz mit jeweils nur leichten Anpassungen von mir ist)

Gegen Missbrauch

Stellungnahme des Bistums zu Vorwürfen gegenüber Pfarrer Dr. Robert Nandkisore

Liebe Gemeindemitglieder,

in den vergangenen Tagen haben uns besonders aus Kiedrich Vorwürfe gegen die Amtsführung von Pfarrer Dr. Robert Nandkisore erreicht. Viele von Ihnen bewegt das sehr.

Auch Pfarrer Nandkisore selbst hat diese Vorwürfe gehört und sich dazu geäußert. In einer persönlichen Erklärung hat er deutlich gemacht, wie betroffen ihn die Wahrnehmung macht, dass seine Art und sein Umgang Menschen verletzt haben. Er bedauert das aufrichtig und bittet alle um Verzeihung, die durch Worte oder Verhalten von ihm verletzt worden sind oder die über die geschilderten Situationen enttäuscht sind. Es ist ihm wichtig zu betonen, dass Verletzungen niemals seine Absicht waren – auch wenn sie geschehen sind.

Die Verantwortlichen im Bistum Limburg suchen intensiv nach guten und verantwortungsvollen Wegen, mit der Situation umzugehen. Das Ziel ist, eine Lösung zu finden, die den Menschen vor Ort dient und ihnen gute Perspektiven aufzeigt.

Wir bitten alle, diese herausfordernde Zeit behutsam und ohne vorschnelle Urteile zu begleiten. Viele Details sind nur den unmittelbar Betroffenen bekannt, und deshalb bitten wir um Respekt für deren Perspektiven und Grenzen.

Das Bistum Limburg prüft die vorgebrachten Vorwürfe sorgfältig. Unabhängig davon stehen wir bereits seit längerer Zeit mit Pfarrer Dr. Nandkisore im Gespräch über eine neue Aufgabe im Bistum.

Wir danken allen in Kiedrich, die in dieser Situation um Klarheit, Fairness und ein gutes Miteinander bemüht sind.

Mit besten Grüßen


Dr. Wolfgang Pax
Generalvikar

Dr. Wolfgang Pax

Generalvikar, Domdekan

  • Roßmarkt 4
    65549 Limburg

Stellungnahme zu aktuellen Vorwürfen gegenüber seiner Person von Pfarrer Dr. Robert Nandkisore

Liebe Gemeinde,

in diesen Tagen haben Sie direkt oder durch verschiedene Kommunikationskanäle von Vorwürfen gehört oder gelesen, die meine Person betreffen.

Ich möchte Ihnen und allen sagen, dass ich tief betroffen darüber bin, dass die Wahrnehmung meiner Amtsführung immer wieder dazu geführt hat, dass sich Menschen verletzt fühlen. Dies bedaure ich zutiefst und ich bitte all jene herzlich um Verzeihung, die ich durch meine Art und meinen Umgang verletzt habe, als auch diejenigen, die durch Kenntnis solcher Sachverhalte enttäuscht sind über den mitmenschlichen Umgang in unserer Kirche vor Ort.

Aufrichtig möchte ich Ihnen allen versichern, dass dies niemals mit Absicht geschah; es ist jedoch geschehen und gemeinsam mit den Verantwortlichen des Bistums, den unmittelbar Betroffenen und Mitgliedern der synodalen Gremien wird nach verantwortungsvollen Lösungen gesucht, die einen gangbaren Weg in die Zukunft weisen.

Worum ich Sie alle bitte: dass wir in dieser herausfordernden Situation achtsam miteinander umgehen und keine Vorverurteilungen gefällt werden, zumal nur die unmittelbar Betroffenen den Sachverhalt in all seinen Dimensionen kennen.

Den Vorwurf der geistlichen oder spirituellen Grenzverletzung und des dafür benutzten Begriffes kann ich jedoch keinesfalls stehen lassen, denn er trifft nicht zu und ist zutiefst ehrenrührig. In keiner Weise und zu keinem Zeitpunkt bestand zu dem mich Beschuldigenden ein Verhältnis, das diesen Begriff rechtfertigen würde.

Ich bitte Sie in der für viele von uns sehr belastenden Situation um Ihr Gebet.

 

Eltville, den 13.11.2025

Dr. Robert Nandkisore, Pfarrer

Gabriel Heun: Bekanntgabe meines Rücktritts als Chorregent der Kiedricher Chorbuben und Liturgieausschussvorsitzenden

Liebe Kiedricher Chorbuben, liebe Eltern, liebe Mitglieder der Choralschola, liebe Freundinnen und Freunde des Chorstifts Kiedrich, liebe Anwesenden,

ich danke euch, dass ihr heute hier seid und mir zuhört. Was ich jetzt sagen möchte, fällt mir sehr schwer. Es ist das Ergebnis einer langen inneren Auseinandersetzung. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschieden, meine Tätigkeit als Chorregent der Kiedricher Chorbuben zum 25. Dezember 2025 niederzulegen. Diese Entscheidung traf ich am Ende eines intensiven Prozesses, und sie ist Ausdruck meiner persönlichen und spirituellen Überzeugung.

Ich tue dies, weil ich in den vergangenen Monaten und Jahren Erfahrungen machen musste, die meinen Glauben, mein Selbstverständnis als Mensch und Musiker und auch mein Vertrauen in kirchliche Strukturen tief erschüttert haben. Ich habe erlebt, was man als geistlichen und spirituellen Missbrauch bezeichnen muss (vgl. Arbeitshilfe Nr. 338 der Deutschen Bischofskonferenz: Missbrauch geistlicher Autorität. Zum Umgang mit geistlichem Missbrauch). Geistlicher Missbrauch meint den Missbrauch von seelsorglicher oder geistlicher Autorität, um Macht auszuüben, Menschen kleinzumachen oder zu verunsichern.

In Gesprächen, die eigentlich dem Dienst und der Zusammenarbeit dienen sollten, wurde mir von Pfarrer Nandkisore unter anderem gesagt, ich würde mich „spätpubertär“ verhalten. In einem anderen Gespräch wurde mir eingeredet, dass der Teufel in mir sei – und später wurde diese Aussage abgestritten. Solche Worte sind nicht einfach „unglücklich gewählt“. Sie wirken. Sie machen Menschen klein und nehmen ihnen ihre Würde. Und sie tun etwas mit einem Menschen – sie wirken in mir.

Ich weiß, dass ich mit diesen Erfahrungen nicht allein bin. Viele Menschen aus unserer Großpfarrei St. Peter und Paul Rheingau haben sich immer wieder gemeldet, da sie ähnliche Formen von Manipulation, Machtmissbrauch oder spirituellem Missbrauch durch Pfarrer Nandkisore erfahren haben und die sich immer wieder in Situationen wiederfinden, in denen sie an die Grenzen ihres Handelns kommen. Mehrere Menschen aus unserer Großpfarrei St. Peter und Paul Rheingau haben sich an die Missbrauchsbeauftragten und die Bistumsleitung gewandt. Jede und jeder hat auf seine Weise ähnliche Erfahrungen mit Pfarrer Nandkisore beschrieben.

Umso schwerer wiegt es für mich, dass bislang kein erkennbares Handeln und kein offensichtliches Einschreiten seitens des Bistums Limburg erfolgt ist – obwohl die Vorwürfe bekannt sind und obwohl es hier um wiederkehrende Formen von geistlichem Missbrauch geht.

Auch in der Gremienarbeit, etwa im Liturgieausschuss oder im Pfarrgemeinderat, musste ich wiederholt erleben, dass Ergebnisse verdreht, Zusammenhänge manipuliert und Beschlüsse in ihrem Sinn verändert wurden. Dies geschah sowohl in der Vorbereitung von Sitzungen als auch in den Sitzungen selbst. Wo eigentlich gemeinsames Beraten, Hören und Abwägen gefragt gewesen wäre, trat immer wieder eine Form der Machtausübung auf, die nicht auf Dialog, sondern auf Kontrolle und Durchsetzung beruhte. Auch hier wurde Vertrauen zerstört – und das Fundament gemeinsamer Verantwortung erheblich beschädigt.

Ich frage mich ehrlich – und sende diese Frage auch nach Limburg: Wenn bei spirituellem Missbrauch so wenig geschieht, wie kann ich sicher sein, dass bei sexuellem Missbrauch anders gehandelt würde?

Ich habe in dieser Zeit gelernt, dass Schweigen solche Strukturen nur stärkt. Aber Schweigen sollte nie eine Option sein. Wann immer Unrecht geschieht – wem oder was auch immer gegenüber – muss es benannt werden. Ich habe auch gelernt, dass man Grenzen ziehen darf und manchmal ziehen muss. Solche Schritte entstehen nicht aus Mut, sondern aus der Einsicht, dass Schweigen keine Option mehr ist.

Darum habe ich mich entschieden, jetzt und hier meine ganz persönliche Grenze zu ziehen, um dieser entmündigenden und manipulativen Einwirkung Einhalt zu gebieten, STOPP zu sagen. Mit mir nicht mehr!

Es ist mir ein Anliegen, dass dieser spirituelle Missbrauch als solcher benannt und anerkannt wird. Spirituelle Selbstbestimmung kann unter dieser Leitung der Pfarrei nicht wachsen und reifen, sondern führt aufgrund der vorhandenen Machtposition dazu, dass die dem Machtträger eigene religiöse Position anderen aufgezwungen wird. Zahlreiche Menschen kehren der katholischen Kirche hier den Rücken zu.

Mein Rücktritt als Chorregent der Kiedricher Chorbuben ist kein Weglaufen. Er ist ein Akt der Selbstachtung – und ein Signal. Ich möchte mein kirchliches Handeln und meine Arbeit als Chorregent nur in einem Umfeld fortsetzen, das grundlegend geprägt ist von Nächstenliebe und Vertrauen, von Achtung und von Verantwortung füreinander – im Sinne der christlichen Botschaft: Gott ist die Liebe.

Ich gehe diesen Schritt schweren Herzens und folge hierbei in meiner Vorbildfunktion als Chorregent meinem Gewissen, weil ich diesen Chor, die Kinder und Jugendlichen und alles, was wir gemeinsam geschaffen haben, tief in meinem Herzen trage. Dieser Chor hat mir persönlich so viel geschenkt: Ich durfte meine Fähigkeiten und Talente entfalten, eine tiefe Freude an meiner Aufgabe erleben und mitgestalten, dass dieses wertvolle und so besondere Kulturgut in und für Kiedrich lebendig bleibt.

Ich gehe diesen Schritt aber auch mit klarem Blick, weil ich weiß, dass ich sonst meine eigenen Werte verraten würde. Ich möchte nicht unterstützend wirken, wo ein kirchlicher Funktionsträger – entgegen der Frohen Botschaft – Menschen klein macht.

Wenn sich in der konkreten Situation mit Pfarrer Nandkisore keine Veränderung ergibt, werde ich zum 25. Dezember 2025 mein Amt als Chorregent niederlegen. Aus Sorge vor weiterem spirituellen Missbrauch und Machtmissbrauch lege ich auch mein Amt als Liturgieausschussvorsitzender nieder. Mein Wirken in den liturgischen Belangen wird somit zum 25. Dezember 2025 enden, sofern die derzeitige Konstellation mit Pfarrer Nandkisore bestehen bleibt. Ich führe jedoch bewusst die begonnenen Projekte – insbesondere die Adventskonzerte sowie das Elias-Projekt Anfang Februar – noch zu Ende.

Ich danke euch allen für euer Vertrauen, eure Begeisterung und euer gemeinsames Singen. Und ich hoffe, dass dieser Chor weiterhin das bleibt, was er immer war und was er sein sollte: ein Ort der Freude, der Musik, der Würde und des Respekts.

Danke.

Gabriel Heun

Liturgieausschuss?

Die Mitglieder des Liturgieausschusses befassen sich - aktuell unter dem Vorsitz von Gabriel Heun - mit allen Fragen zum Thema "Gottesdienste in unserer Pfarrei".

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