23.05.2020

Schaut nicht nur nach oben ... das Leben im Blick haben

Predigt von Pfarrer Ralph Senft am Fest Christi Himmelfahrt 2020

Schwestern und Brüder in Christus!

„Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ – Die Frage am Schluss der Lesung aus der Apostelgeschichte macht nachdenklich. An Christi Himmelfahrt geht unser Blick doch geradezu automatisch nach oben, zum Himmel. Doch fast vorwurfsvoll wird den „Männern von Galiläa“ ans Herz gelegt: Schaut nicht nur nach oben, sondern auch nach vorn, nach links und rechts – dorthin, wo ihr eben seid. Geht mit wachen Augen durch die Welt. Jesus, der in den Himmel aufgenommen wurde, ist nicht einfach weg, er ist beim Vater und begleitet uns – und er wird wiederkommen. Auch wenn jetzt Jesus Christus zur Rechten Gottes sitzt: Das Leben auf der Erde geht weiter.

Wir sollen das Leben im Blick haben. Jesus war für die Menschen da, er hat mit ihnen geredet, ihre Zeit und ihr Leben geteilt. Er hat viele an Leib und Seele geheilt, hat Menschen einen neuen Anfang im Leben ermöglicht. Er hat Schuld vergeben und der Versöhnung Raum geschaffen. Das alles bleibt auch weiter wichtig! Das wird auch im heutigen Evangelium deutlich: Die Himmelfahrt an sich ist dem Evangelisten Markus nur wenige Zeilen wert.

Die Frohe Botschaft zu verkünden ist der deutliche Auftrag an die Jünger und damit auch an uns. Und diese Verkündigung soll nicht nur in Worten geschehen, Taten werden angekündigt. Der Glaube kann buchstäblich Berge versetzen. Natürlich kann es uns auch überfordern, wenn wir meinen, alles kommt auf uns an und wir müssten die ganze Welt retten. Der Blick auf Jesus kann uns da helfen; auch er hat nie alle geheilt. Entscheidend ist, unsere Verkündigung soll nicht aus leeren Worten und Phrasen bestehen, sondern Folgen haben. Sie soll glaubwürdig sein. Unsere Worte und unser Tun müssen zusammen passen. Dann sind wir glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen des Evangeliums.

Als Adressaten dieser unserer Sendung sind alle Geschöpfe genannt, nicht nur alle Menschen. Die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus hat das in Bezug auf den heiligen Franz von Assisi sehr gut aufgegriffen. Alle Geschöpfe als Schwestern und Brüder zu sehen, ist der Anfang einer neuen Mission. In Würde aufeinander zu schauen, achtsam miteinander umzugehen und verständnisvoll die Fragen, Sorgen und Nöte der anderen zu sehen, ist ein anderer, ein besserer Umgang miteinander, ein Umgang, den unsere Welt und unsere Schöpfung so nötig haben.

„Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet.“ Diese Verheißung gilt es zu verkünden und in den Vordergrund zu rücken. Taufen ist nicht nur ein Ritus. Taufen bedeutet, die Menschen mit Jesus bekannt zu machen, ihnen zu helfen, dass sie ihn lieben und als den Herrn ihres Lebens anerkennen können, dass sie im Vertrauen auf seine Zusage leben können, dass er allezeit bei uns ist. Diese Frohe Botschaft verwandelt uns und die Welt um uns herum. Die Menschen werden das spüren. Wir lassen uns nicht mehr vom Hass leiten, sondern von der Liebe.

Schwestern und Brüder! Lassen wir uns leiten von der Liebe zu Gott, zu den Menschen und zu seiner Schöpfung. Leben wir dies nach unseren Kräften und Möglichkeiten und im Vertrauen auf Gottes Hilfe.

Wir feiern Christi Himmelfahrt. Ein Fest, das den Himmel im Namen trägt, aber ausdrücklich einlädt, nicht bei der Schau in den Himmel zu verweilen, sondern das Leben in den Blick zu nehmen. Dieses Fest lädt uns ein, die Menschen, die Jesus noch nicht kennen mit ihm bekannt zu machen, und mit ihnen und allen Menschen und mit der ganzen Schöpfung liebevoll umzugehen.

So könnte ein Stück Himmel auf Erden Wirklichkeit werden.

Amen. Halleluja.

Zum Anfang der Seite springen