01.06.2025

Welchen Feiertag feiern wir in dieser Woche?

Impuls als Vorwort von GR Vogt im Pfarrbrief Juni & Juli 2025 zum Thema Feier- und Brückentage

Vor einigen Jahren stellte ich in einer Schule die folgende Frage: „Welchen Feiertag feiern wir in dieser Woche?“

Die Antwort kam sehr schnell: „Brückentag.“

Ich musste schmunzeln und sagte dann, dass ich eigentlich das Fest „Christi Himmelfahrt“ meinte. Und dass wir den darauf folgenden Freitag gern als Brückentag bezeichnen, weil er für viele Menschen als Urlaubs- oder beweglicher Ferientag eine Brücke zwischen dem arbeitsfreien Feiertag und dem für zahlreiche Menschen (bei weitem nicht für alle!) arbeitsfreien Wochenende schlägt.

Soweit – so gut – so schnell erklärt.

Aber trotzdem lässt mich der Gedanke seither nicht mehr so richtig los. Ich frage mich: Sind nicht Feiertage auch in gewisser Weise Brückentage? Wollen Feiertage nicht helfen, eine Brücke zwischen den Ereignissen der Vergangenheit und unserem aktuellen Leben zu schlagen?

An Weihnachten denken wir ja nicht nur an das historische Ereignis der Geburt Jesu vor 2000 Jahren in Betlehem. Sondern es geht ganz wesentlich um die Wahrnehmung, dass Gott Mensch geworden ist, um unser Leben zu teilen, um seine Option für die Armen erlebbar zu machen, um seine Barmherzigkeit in Begegnungen zu realisieren und um Gott als den liebenden Vater zu verkündigen. Und deshalb sind wir dazu eingeladen, Gott auch heute in den Menschen zu entdecken, die Armen und Ausgegrenzten als uns besonders Anempfohlene zu erfahren, Barmherzigkeit zum Grundton unseres Lebens zu machen und Gott als liebenden Vater durch Wort und Tat zu verkünden.

Und wer Ostern feiert, der kann doch eigentlich nicht anders, als die Botschaft des leeren Grabes in Jerusalem so zu vergegenwärtigen, dass jeder und jede Auferstehung aus den eigenen Tiefpunkten des Lebens für möglich oder sogar für wahrscheinlich hält.

Und als österlicher Mensch wird man auch immer wieder im Blick haben, dass wir anderen Menschen durch Rat und Tat Auferstehung im hier und jetzt ermöglichen sollten. Und letztendlich ist doch auch für uns nach der Auferstehung Jesu unsere eigene Auferstehung nach dem unausweichlichen Tod die verheißene Realität.

Womit wir wieder beim eingangs erwähnten Christi Himmelfahrtsfest wären. Könnte es sein, dass der Schüler damals unbewusst einen interessanten Gedanken geäußert hat? Ist dieses Fest vielleicht ein wahrhaftiger Brückentag, weil es von der Verbindung zwischen Himmel und Erde erzählt und von der Brücke namens Auferstehung, auf der wir einmal Jesus nachfolgen können?

Und um die Überlegung auf die Spitze zu treiben: Hilft nicht auch der „freie Freitag“ – also der eigentliche so genannte „Brückentag“, eine Brücke zwischen Himmel und Erde zu schlagen? Denn schließlich haben wir an einem freien Tag die Gelegenheit, die Gemeinschaft in der Familie und im Freundeskreis zu pflegen. Wir können unseren Hobbys nachgehen und einfach ungezwungen Spaß erfahren. Wir können uns erholen und Kraft tanken. Uns von einem Buch, einem Film oder von Musik inspirieren und emotional bewegen lassen. Wir können in die Natur gehen und die Schönheit der Schöpfung auf uns wirken lassen. All diese Erfahrungen haben für mich etwas Himmlisches“! Sie schenken uns all das, was Gott uns schenken will: Gemeinschaft, Freude, Ruhe, Kraftquelle, Schöpfungserfahrung. Und in all diesen Momenten zeigt sich für mich eine Spur vom Himmel. Eine Spur, die mir der Brückentag geschenkt hat. Und somit hat er – meiner Meinung nach – seinen Namen in wahrhaft doppelter Hinsicht verdient.

So wünsche ich Ihnen allen himmlische Feier- und Brückentage.

Eberhard Vogt, Gemeindereferent

Eberhard Vogt

Gemeindereferent, seelsorgliche Dienste, Erstansprechperson in Winkel und Mittelheim, Erstkommunion, Religionsunterricht/Grundschulen, Prävention vor sexualisierter Gewalt; Aufgaben im Bistum, z.B. als Bezirkssprecher der Gemeindereferenten

Dieser Impuls würde als Vorwort im Pfarrbrief Juni & Juli 2025 abgedruckt:

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