01.01.2022
Von welchem Glauben sprechen wir?
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Von welchem Glauben sprechen wir?
Die Texte zum Hochfest der Gottesmutter Maria am 01. Januar der Lesungen (Num 6, 22–27 und Gal 4, 4–7) und des Evangeliums (Lk 2, 16–21) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Die Texte zum 2. Sonntag nach Weihnachten am 02. Januar der Lesungen (Sir 24, 1–2.8–12 und Eph 1, 3–6.15–18) und des Evangeliums (Joh 1, 1–18) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
was wird uns das neue Jahr bringen? Viele Erwartungen sind damit verbunden, Hoffnungen, Wünsche. Uns gemeinsam ist sicher die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie. Das eint uns alle. Was eint uns noch?
- Vor wenigen Tagen veröffentlichte die FAZ eine Studie der Bertelsmann-Stiftung: In diesem neuen Jahr werden die Christen in unserem Land unter die 50%-Marke der Gesamtbevölkerung fallen. Ich persönlich empfinde das nicht als wirklich tragisch, sehe ich doch z.B. in Indien, dass die Christen, die dort nur 2% der Bevölkerung ausmachen, gleichzeig 25% des caritativ-sozialen Dienstes des Landes stemmen. Die Masse macht es also nicht! Was mich im Blick auf unser Land nachdenklich stimmt ist eine andere Zahl der Studie: 23% der Katholiken bezeichnen sich als gläubig! Eigentlich ein Widerspruch in sich: Wie kann sich ein Katholik nicht als gläubig verstehen? Und damit ist verbunden: Eine immer größer werdende Zahl der Christen – oder besser: solcher, die sich Christen nennen – teilen nicht mehr die Grundpfeiler des Glaubens, nämlich den Glauben an die Gottessohnschaft Jesu, die Auferstehung der Toten, die Dreifaltigkeit.
- Jesus als Gottessohn: Damit steht und fällt unser Glaube! Wenn Gott – und das war schon in den ersten Jahrhunderten das entscheidende Kriterium dafür, Christ zu sein – nicht die menschliche Natur angenommen hat, also Mensch geworden ist, dann sind wir nicht erlöst! Darum geht es: Um die Rettung, die Erlösung. Wir glauben nicht an einen vorbildlichen Menschen, dessen Worte und Handlungen man gut finden kann oder nicht. Wir glauben daran, dass der Mensch eine von Gott geschaffene Würde hat, die auch der Tod nicht vernichten kann, denn in diesem Gottessohn Jesus Christus wurde uns allen das Tor des Lebens eröffnet. Darum geht es – damit steht und fällt alles.
- Die Auferstehung der Toten: Wie schön ist es, wenn ein Mensch geboren wird. Da steckt alles drin, was es braucht – was wird sich da alles entwickeln? Wenn ich Kinder taufen darf, dann weise ich die Eltern oft darauf hin, dass dieses Kind eben auch eine von Gott gegebene Sendung hat, für die es erschaffen wurde. Mit dieser Sendung, die einmalig ist, kann ich diese Welt im Sinne Gottes besser machen – das Reich Gottes sichtbarer machen. Oder auch nicht. Diese Möglichkeit habe ich – das liegt in der Freiheit des Menschen begründet, dass er auch Nein sagen kann zu Gott. Aber dann, wenn diese Sendung erfüllt ist – wann immer das sein wird! – geht es „nach Hause“! Nein, unsere Verstorbenen sind nicht „irgendwie um uns herum“ – das sind höchstens die Armen Seelen, die keine Ruhe finden – sie sind dort, wo sie hingehören und was ich auch mir selbst nur wünschen kann. Und „dort“ – auch wenn wir uns das nicht als „Ort“ vorstellen dürfen – bleiben sie uns verbunden: die Gemeinschaft der Heiligen.
In all der Trauer über einen Verlust ist das das entscheidende Vorzeichen vor der Klammer. Ohne dieses „Wissen“ – Paulus nennt es so! – wäre unser Glaube nutzlos (vgl. 1 Kor 15). Damit steht und fällt alles.
- Die Dreifaltigkeit: Wir glauben an einen Gott, der die Welt nicht „braucht“, sondern der sie frei erschaffen hat. Aus Güte und Freude am Leben, als Geschenk an sich selbst. Wir glauben an einen Gott, der nicht „beleidigt“ werden kann, wenn Er nicht gebührend geehrt oder angebetet wird. Es ist immer der Mensch selbst, der sich schadet, wenn er die Hoheit Gottes nicht anerkennt, denn dann wird er irgendetwas anderes auf diesen „Thron“ setzen, zur Not sich selbst. Und das hat immer Konsequenzen auch für andere. So, wie die Anerkenntnis Gottes auch Folgen hat. Nur von ihr aus sind Menschenrechte und Menschenwürde begründet worden.
Wir glauben an einen Gott, der in sich Liebe und Gemeinschaft ist und der eine Freude daran hat, wenn Seine Geschöpfe daran Anteil bekommen. Das ist es, was wir an Weihnachten feiern. Gott steht zu Seinem Wort, das Fleisch geworden ist. ER steht zu Seiner Einladung. Damit steht und fällt alles!
Was wünsche ich mir für das Neue Jahr: Dass wir als Gemeinde neu darüber ins Gespräch kommen, was wir eigentlich glauben und dass wir neu Maß nehmen an dem, der uns in die Krippe gelegt wurde. Denn damit stehen und fallen wir als Kirche, als Gemeinde.
Amen.
Herr Jesus Christus, Du selbst bist es, der mit uns in dieses neue Jahr geht. Im Glauben an Deine Gegenwart bitten wir Dich:
- Du bist der Sohn des Vaters: Lass uns als Menschen leben, die durch die Botschaft des Weihnachtsfestes ermutigt werden, Dich in dieser Welt durch unser Leben zu bezeugen.
(Christus, höre uns - Christus, erhöre uns) - Du lebst in der Einheit des Vaters und des Geistes: Schenke Deiner Kirche die Kraft, gerade denen beizustehen, die in unserer Welt und unserer Gesellschaft an den Rand geraten und übersehen werden.
- Schenke den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft gerade in diesen Monaten die Bereitschaft, ihr Planen und Handeln vor Dir zu verantworten und dem Wohl der Weltgemeinschaft zu dienen.
- Stärke all diejenigen, die den Kranken und Sterbenden beistehen; denjenigen, die sich in unseren Altersheimen den Menschen widmen: Lass durch sie spürbar werden, wie nahe Du jedem bist.
- Du bist gekommen, um uns ewige Wohnung zu berieten: Schenke den Verstorbenen des vergangenen Jahres Gemeinschaft mit Dir und lass die Hinterbliebenen aus der Begegnung mit Dir Dankbarkeit und neue Lebensfreude schöpfen.
Du bist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, der Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und uns liebst in alle Ewigkeit.
Amen.