20.05.2016
Rückblick: Die Engel von Erbach
Der Vortrag stand ganz im Zeichen frommer Familien, welche die Kirche mit zahlreichen Schenkungen bedacht haben. In einer bildreichen Präsentation wurden die Stifter, deren Werke und dazu gehörige Werkstätte und Künstler vorgestellt. Memorialstiftungen waren seit dem Mittelalter verbreitet. Sie dienten dazu, das Andenken an den Stifter durch regelmäßiges Gebet aufrechtzuerhalten. Herr Wißmann stellte zunächst Johann Georg Horadam vor, der die Erweiterung der zu klein gewordenen Kirche Anfang des 18. Jahrhunderts betrieb, Pläne erstellte, aber auch einen enormen finanziellen Beitrag zur Umsetzung seines Plans leistete. Er heiratete Maria Barbara Schumann, die aus einer der angesehensten und einflussreichsten Rheingauer Familien stammte. Neben der Kirchenerweiterung stiftete das Ehepaar mit großer Wahrscheinlichkeit auch den Marienaltar. Die Wappen dieser beiden für Erbach prägenden Familien finden sich an verschiedenen Stellen in der Kirche, vor allem aber im vorderen, südlichen Seitenschiff. Besondere Fürsprache erhofften sich diese beiden Stifter von Ihren Namensheiligen, weshalb sich die Heilige Barbara und der Heilige Georg an exponierter Stelle im Mittelschiff finden lassen. Auch deren Tochter Margarete Horadam taucht als Stifterin in Erbach auf: Ihre Initialen lassen sich an einer Maria Immaculata Darstellung an der Erbacher Grundschule finden und auch sie erbittet Fürsprache durch ihre Namensheilige. Überdies ist die Heilige Margarete ebenfalls im Mittelschiff der Kirche - ihre Hand bittend nach oben haltend - zu sehen.
Obwohl sich bis heute einige Gräber und Gedenksteine in der Erbacher Kirche befinden, sind diese Stifter nahezu in Vergessenheit geraten. Ziel des Vortrags war auch diese wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Der Referent hat seinen Magisterabschluss in Kunstgeschichte und Skandinavistik gemacht und befasst sich derzeit mit seiner Promotion. In der Pfarrei St. Peter und Paul, Rheingau, ist er mit dem Projekt Erfassung und Inventarisierung der kirchlichen Kunstgüter in den Kirchen der Pfarrei betraut.
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