Pilger der Hoffnung
Die Texte am 4. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres B, die Lesungen (Dtn 18, 15–20 und 1 Kor 7, 32–35) und das Evangelium (Mk 1, 21–28), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
„Pilger der Hoffnung“ – so hat Papst Franziskus das nächste Heilige Jahr überschrieben, das an Weihnachten 2024 mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom starten wird. Ein großes Ereignis, ein Fest muss gut vorbereitet sein, sonst wird es kein Fest. Ich sehe hier eine große Chance für uns als Gemeinde.
Pilger: Ein Pilger ist unterwegs auf ein Ziel hin. Wohin soll dieses Heilige Jahr führen? Natürlich zu einer engeren, einer lebendigeren Beziehung zu Christus.
Die Hoffnung besteht darin, dass sich dabei nicht nur das eigene Leben verändert und bereichert wird, sondern ebenso das unserer Gemeinschaft, der Kirche. Das kann, das wird dann auch heilsame Auswirkungen auf die Welt haben, auf die Menschen, mit denen wir im Alltag zu tun haben: Dass wir diese Hoffnung, die die Gegenwart Gottes schenkt, glaubwürdig bezeugen und weitergeben können.
In diesem Kirchenjahr wird uns in besonderer Weise das Markusevangelium begleiten. In sehr knapper und konzentrierter Weise will uns der Evangelist mit Christus vertraut machen. Am letzten Sonntag hörten wir Sein erstes programmatisches Wort: „Jetzt ist die Zeit. Kehrt um. Glaubt!“ Glaubt, vertraut dem, was ihr jetzt von Jesus Christus hört, lest, begreift.
Heute hören wir im Evangelium, wie Jesus in der Synagoge von Kafarnaum erstmals missionarisch tätig ist. Wir hören nicht, was ER genau sagte und predigte. Wir hören nur von der Reaktion der Menge: Sie ist erstaunt, ja sogar bestürzt über das, was ER da sagt und wie ER es sagt. Keine frommen Worte, sondern spürbare Vollmacht, mit einem authentischen Wissen und einer Überzeugung, die die Nähe Gottes erfahrbar machen.
Gottes Nähe spüren? Geht es darum in unseren Gottesdiensten? Ist es da nicht das immer gleiche Ritual, das in gewohnter Weise abläuft und durch unterschiedliche Priester hier und dort ein paar Akzente bekommt? Unser kirchliches Leben erscheint Außenstehenden zurzeit eher wie eine Summe von Skandalen und Versäumnissen. Das wird uns doch nicht gerecht!
Die Nähe Gottes: Wer sie schon erfahren hat – und es sind mehr, als wir ahnen! Wir haben nur nicht gelernt, darüber auch miteinander zu sprechen, obwohl das so nötig wäre! – der weiß, dass sie innerlich berührt, ja aufwühlt. Ich erfahre dabei nicht nur etwas über Gott, sondern auch etwas über mich. Vor allem macht sich bemerkbar, was mich zögern lässt, was mich hindern will, auf diese Karte des Vertrauens gegenüber Gott zu setzen und mein Leben zu verändern!
Genau davon wird im Evangelium heute auch berichtet: Unreine Geister melden sich! Tun wir das nicht gleich als unwissenschaftlich oder rein symbolisch ab. Das würde der Sache, um die es geht, nicht gerecht. Es würde verharmlost. Und die Kräfte, die uns von Gott, vom Vertrauen Ihm gegenüber abbringen wollen, sind nicht harmlos! Diese Kräfte, diese Mächte wissen, welch‘ verändernde Kraft die Gegenwart Gottes in unserer Welt hat – oder haben könnte, wenn wir sie zulassen. Wenn ich es zulasse, mich tatsächlich auf die Aufforderung Jesu einzulassen, umzudenken und umzukehren, von der wir letzen Sonntag hörten, dann hat das Konsequenzen weit über mich hinaus – dann zieht das Kreise wie ein Stein, der in ein ruhiges Wasser geworfen wird!
Ich würde mich freuen, wenn wir uns in der Vorbereitung auf das Heilige Jahr tatsächlich auf diesen Weg machen würden: Pilger der Hoffnung zu werden. Schauen wir uns in Kirche und Welt doch um: Wir machen bestimmt nichts verkehrt, wenn wir dem Wort Gottes und Seiner Präsenz mehr Raum einräumen würden.
Als Einzelner fühle ich mich damit möglicherweise überfordert. Aber hier ist die ganze Kirche eingeladen, sich auf den Weg zu machen. Nutzen wir diese Gelegenheit. Es gibt weltweit bereits Christinnen und Christen, die sich als Gemeinden, als Bistümer auf diesen Weg eingelassen haben und ein Ereignis vorbereiten, das die Kraft in sich birgt, etwas zu vollbringen, was uns menschlich gesehen nicht möglich ist.
Nutzen wir die Gelegenheit, denn: „Die Zeit ist erfüllt!“
Amen.
Herr Jesus Christus, so wie damals in Kafarnaum bist Du jetzt auch hier, mitten unter uns und lädst uns ein, uns auf Dein Wort zu verlassen. Im Vertrauen auf Dein Versprechen bitten wir Dich:
- Lass Deine Kirche hier und weltweit immer neu erfahren, dass Du selbst unter uns bist und uns persönlich ansprichst.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Schenke uns den Mut, uns auf Dein Wort wirklich zu verlassen und als „Pilger der Hoffnung“ die Erfahrung zu machen, dass Du unser Leben hältst und führst und das „böse Geister“ uns verlassen.
- Viele Menschen suchen danach, dauerhaft gehalten und begleitet zu werden: Hilf uns, dass wir durch unser Glaubenszeugnis diese Menschen zu Dir führen können.
- Wir bitten Dich für diejenigen, die durch Krieg, Gewalt und Missbrauch, durch eine Krankheit oder Einsamkeit, durch drohende Arbeitslosigkeit, das Scheitern einer Beziehung oder den Verlust eines geliebten Menschen ihre Lebensenergie verloren haben.
- Lass unsere Verstorbenen erfahren, für immer bei Dir sein zu dürfen.
Dir vertrauen wir uns an, denn Du führst uns zum Vater, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.