Mission – oder: Pilger der Hoffnung
Die Texte an Christi Himmelfahrt des Lesejahres B, die Lesungen (Apg 1, 1–11 und Eph 1, 17–23 oder Eph 4, 1–13) und das Evangelium (Mk 16, 15–20), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
„verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“, heißt es bei Markus; „ihr werdet meine Zeugen sein … bis an die Grenzen der Erde“, überliefert es Lukas in der Apostelgeschichte. Matthäus schließlich lässt Jesus sagen: „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern!“
Himmelfahrt hat mit der Erde zu tun. Es hat damit zu tun, Zeugnis zu geben, einzuladen, zu werben. Nicht für Irgendetwas, sondern für den Glauben. Damit tun wir uns schwer. Schon der Begriff „Mission“ kommt uns schwer über die Lippen und noch schwerer würde es uns fallen, dafür zu werben. In unserem aufgeklärten Land soll doch jeder so leben, wie er es möchte. Da von richtig oder falsch zu reden scheint intolerant – heute ein Todschlagargument.
Wenn wir uns aber in unserer Gesellschaft umschauen: Da wird kräftig geworben; da wird Stimmung gemacht und Meinungen klar dargelegt. Da gibt es Streit um die richtige Deutung von Krieg und Frieden, Atomkraft und Umwelt; von Sexualität und Geschlecht, Migration und Nation. Das alles hält eine starke Demokratie aus und Sprech- oder Denkverbote bewirken oft das Gegenteil. In diesem Meinungskonzert: Ich vermisse die Stimme der Christen, die Stimme meiner Kirche, die Stimme derer, die sonst an der Basis Vieles am Laufen halten! Trauen wir uns nicht? Halten wir uns nicht für kompetent?
- Nicht wenige meinen ja, Mission bestünde darin, über Jesus von Nazareth Auskunft zu geben, über den Inhalt unseres Glaubens und die Lehre der Kirche. Das ist ein Missverständnis und so wäre die kleine Jüngergemeinschaft des Ursprungs nie zu einer so großen Bewegung geworden. Warum es bei Mission geht: Sprich davon, bezeuge, wer Jesus für dich ist, was ER in dir bewirkt, welche Lebenserfahrung du teilen kannst. Das Wort bezeugen, das in den Texten dafür verwendet wird, meint eben genau das: Ich bestätige durch mein Leben, dass das stimmt! Das ist die Wahrheit meines Lebens. Ohne diesen Jesus wäre mir alles nichts! So können wir es, angefangen bei Paulus, durch die Jahrhunderte bis heute immer wieder hören. Das können wir doch nicht für uns behalten! Ein arabisches Sprichwort sagt: „Zu wissen, wo Wasser ist, aber es für sich zu behalten, ist Sünde“! Es geht nicht um etwas, es geht um Jemanden, um Christus, der allein das Leben tragen kann, im Leben und gerade auch im Tod.
- Nun kann es sein, dass wir selbst in unserem Glauben unsicher geworden sind. Die Gründe dafür sind bunt und unterschiedlich. Auch aus diesem Grunde sind wir als Gemeinde, als Kirche unterwegs: um uns gegenseitig zu stärken und zu stützen. So wird heute Papst Franziskus das Heilige Jahr 2025 offiziell ankündigen, das er unter das Motto gestellt hat: „Pilger der Hoffnung“. Machen wir uns doch – weil es uns um die Erde, die Menschen, die Gesellschaft geht – hier doch wieder gemeinsam auf den Weg. Lernen wir wieder gemeinsam diesen Jesus Christus kennen; lassen wir uns überraschen, welche Hoffnung Er neu in uns wecken kann: Hoffnung, die nicht nur unser Leben betrifft, sondern ausstrahlen soll auf die, die mit uns leben und von Ihm so wenig wissen. Wagen wir es dabei auch, mit leichtem Marschgepäck unterwegs zu sein, eben wie Pilger. So wären wir wieder nahe dran an den ersten Zeugen, die nach dem ersten Himmelfahrtsfest aufgebrochen sind, um zu erzählen.
Wir möchten die Menschen nicht mit irgendwelchen Ideen oder Meinungen beglücken, sondern tatsächlich mit dem „Himmel“, mit der hier schon erfahrbaren Gegenwart Gottes. Denn das meint Himmel. Jesus ist nicht in Galiläa geblieben, sondern durch die Himmelfahrt uns zu jeder Zeit nahe, unser Zeitgenosse. Das kann man leicht übersehen, deswegen braucht es Zeuginnen und Zeugen, die Mut machen, die oft verborgenen Zeichen Seiner Gegenwart zu sehen und sich darauf zu verlassen. Zu vertrauen, dass er trägt, dieser „Himmel“.
Vor vielen Jahren machte einmal die Lufthansa mit einem Plakat Werbung für sich, auf dem stand: „Damit für Sie der Himmel offen bleibt, haben wir auf der Erde alle Hände voll zu tun“! Das ist doch eine tolle Mission. Damit der Himmel offen bleibt. Mich darum zu bemühen, nicht als Besserwisser, sondern als Pilger, als Pilger der Hoffnung.
Amen.
Unseren Herrn Jesus Christus, der zum Vater heimgekehrt, immer bei uns ist und für uns eintritt, bitten wir:
- Lass uns als neu davon Zeugnis geben, wie reich Deine Gegenwart unser Leben macht und hilf, dass wir so für andere zu einem Zeichen des Heils werden können.
(Christus, höre uns – Christus, er höre uns) - Wir bitten dich für unsere Kinder und Jugendlichen: Lass sie auch durch ihre Eltern Deine Nähe und Freundschaft erfahren, so dass auch sie es wagen, ihre Zukunft mit Dir zu gestalten.
- Lass Christen aller Konfessionen im Blick auf Dich zusammenfinden und so der Welt ein Zeichen der Einheit in Verschiedenheit sein.
- Wir bitten dich heute auch für Annette Lehmann und alle, die in Deiner Kirche mitwirken möchten am Dienst für die Welt: Stärke sie mit der Kraft Deines Geistes.
- Für unsere Verstorbenen: Schenke ihnen die Fülle des Lebens, das Du uns allen verheißen hast.
So bitten wir Dich, der Du mit dem Vater und dem Geist lebst und wirkst in alle Ewigkeit.
Amen.