Kirche in Not – Verfolgte Christen
Die Texte am 2. Sonntag des Jahreskreises des Lesejahres C, die Lesung (Jes 62, 1–5 und 1 Kor 12, 4–11) und das Evangelium (Joh 2, 1–11), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron und beim Evangelium in leichter Sprache.
Die Predigt hören Sie bei der Eröffnung der Ausstellung "Verfolgte Christen" im Rahmen einer Vesper am Samstag, den 18. Januar um 18 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul in Eltville. Im Anschluss folgt ein Vortrag zum Thema "Verfolgte Christen weltweit" mit Stefan Stein. Die Austellung in der Kirche können Sie bis zum 26. Januar 2025 besuchen.
Liebe Schwestern und Brüder,
gleich zu Beginn des Johannesevangeliums wirkt Jesus ein Zeichen. Das Evangelium spricht nicht einfach von „Wundern“, sondern eben von „Zeichen“, von Hinweisen: Mit Jesus kommt etwas in die Welt, das diese verändert, verwandeln soll. Jesus nennt es das Reich Gottes. Das Angebot steht, verdeutlicht im Zeichen. Nimmt der Mensch diese Zeichen, dieses Angebot an? Ist er bereit, sich darauf einzulassen, zu vertrauen, ein „Pilger der Hoffnung“ zu sein und immer mehr zu werden?
Die Zeichen im Johannesevangelium – es sind insgesamt sieben – beginnen mit der Hochzeit zu Kana und enden mit der Auferweckung des Lazarus. Da geht es um Leben, um Lebensfülle, um Lebensfreude – darum, dass das Leben Geschenk ist. Gott bietet es in Christus an. Kann ich das wirklich ausschlagen?
- Vom 18. - 26. Januar ist in St. Peter und Paul in Eltville eine Ausstellung des Päpstlichen Hilfswerkes „Kirche in Not“ zu sehen, die die verfolgten Christen weltweit zum Thema hat. Das Datum steht natürlich auch in Verbindung zum Festtag des Stadtpatrons Sebastian.
Christus ruft in die Nachfolge, Zeichen sollen deutlich machen, wie mit und durch Ihn Leben gelingt und geheilt wird; wie Gefahren überstanden werden können und Not beseitigt wird, ja selbst dem Tod getrotzt werden kann.
Ein Mensch sagt Ja dazu – und statt Lebensfülle erlebt er Lebensminderung! Nach dem internationalen christlichen Hilfswerk „Open doors“ sind in 78 Ländern dieser Erde rund 380 Millionen Christen von Christenverfolgung betroffen. Ich komme gerade aus Indien zurück und erfahre dort, wie es zunehmend schlimmer wird: Im Norden des Landes nehmen Gewalt und Repressionen zu; im Süden sind es vermehrt Nachteile im alltäglichen Leben, die gerade die Armen treffen, die auf die Zuwendung des Staates angewiesen sind.
Nicht wenige unserer Kirchenpatrone in der Pfarrei sind Christen gewesen, die wegen ihres Glaubens getötet wurden: Neben Sebastian sind es Peter und Paul, Vincentius, Valentin und Dionysius, der Hl. Markus und – wenn auch etwas anders gelagert – der Hl. Johannes der Täufer. Wir feiern ihre Feste. Wie gedenken wir derer, die ihr Schicksal teilen: von Nachteilen über Verfolgung bis hin zur Ermordung?
Darüber zu sprechen ist ein guter Anfang! Bei uns. So sind z. B. unter den Flüchtlingen aus Syrien nicht wenige Christen, die vor doppelter Not fliehen. Dieses Thema nach unseren Möglichkeiten in die Politik zu tragen, auch in die lokale, ist nicht unwichtig! Und ja: Wie schön ist es, dass wir als Pfarrei Bischof Moses und das Bistum Nellore unterstützen: Die Schulbildung für die ärmsten Kinder ist ein Weg, um der Diskriminierung etwas entgegenzusetzen. Ebenso der Einsatz der Rheingauer Kolpingfamilien für die Pfarrei von Pfr. Suresh und sein Ausbildungsprogramm für Frauen: auch das ist ein Zeichen. Ein wirksames. Bitte: Lassen wir darin nicht nach. Weltweit ist Kirche in Not – und jede Hilfe zählt.
Was aber auch, gerade im Rahmen einer Predigt, unbedingt zur Sprache kommen muss: Der tiefe Glaube von Christen, die in Bedrängnis leben. Sie könnten es sich einfach machen: in der Öffentlichkeit nicht auffallen; ihren Glauben so zu praktizieren, dass er andere nicht provoziert … Das käme ihnen nicht in den Sinn! Wer mit ihnen spricht, bekommt eine Ahnung, dass der Glaube keine Sache ist, sondern eine Beziehung.
Sich von Christus getragen zu wissen, gesehen, begleitet – das macht einen Unterschied in all der Not. Und auch die Gemeinschaft der Kirche zu erfahren, lokal und weltweit, gibt enorme Kraft. Ein Kirchenaustritt – wenn er so wie bei uns möglich wäre – aus finanziellen Gründen oder weil man sich über den Bischof ärgert, wäre für sie genauso absurd, wie sich von der eignen Familie zu trennen.
Das Johannesevangelium spricht von sieben Zeichen, die Jesus wirkt, um auf die Gegenwart des Reiches Gottes hinzuweisen. Die verfolgten Christen sind ein millionenfaches Zeichen für EINEN, der trägt, wenn sonst nicht mehr viel trägt. Wir können von ihnen viel lernen, viel erfahren – und unseren Glauben stärken!
Amen
Unseren Herrn Jesus Christus, der uns einlädt, Ihn in Liebe zu bezeugen, wollen wir auf die Fürsprache des Heiligen Sebastian bitten:
- Stärke die Kirche hier und weltweit in ihrem Bekenntnis zu Dir und Deiner Botschaft, und lass sie so an einem friedlichen Miteinander aller Menschen mitwirken.
(Christus, höre uns - Christus, erhöre uns) - Wir gedenken derjenigen, die wie der Hl. Sebastian wegen ihres Glaubens an Dich verfolgt, misshandelt und getötet werden und bitten Dich um den Mut, uns für sie einzusetzen.
- Stärke uns Christen in unserem Einsatz für die Würde jedes Menschen auch in unserem Land und lass uns durch unser Reden und Tun ein Zeugnis geben, das überzeugt.
- Hilf Juden, Muslimen, Hindus und allen Gläubigen in ihren Gemeinschaften und Schulen Wege zu finden, den Frieden in der Welt zu fördern und den Gewalttätigen zu wehren, die aus ihrer Mitte kommen; lass ihr Zeugnis für Dich, den Barmherzigen, in Wort und Tat immer glaubwürdiger werden.
- Lass alle Verstorbenen, besonders die, die wie der hl. Sebastian gewaltsam zu Tode kamen, bei Dir ewige Gemeinschaft erfahren.
Du bekennst Dich zum Vater, mit dem Du in der Einheit des Heiligen Geistes lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.