Gedanken zum Ostersonntag
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(Aus technischen Gründen ist die Audiobotschaft als hier voranstehendes Video eingebunden. Es enthält die Predigt von Pfarrer Ralph Senft umrahmt von Orgelstücken von Dr. Markus Frank Hollingshaus. Sie finden die kompletten liturgischen Texte im Online-Schott der Erzabtei Beuron. Im folgenden der Text der Predigt zum Mitlesen)
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Wie oft suche ich verkrampft nach irgendetwas, weil ich es verlegt habe?! Es ist nicht weit, aber nicht am gewohnten Platz. Manchmal könnte ich schier verrückt werden auf der Suche nach dem verlegten Gegenstand. Meistens hilft es, den Blick woandershin zu lenken und dann in Ruhe nochmal zu suchen.
Schwieriger ist es, wenn ich meinen Blick für den nächsten Schritt „verlegt“ habe. Alles schon hin und her erwogen, aber es ist wie ein Treten auf der Stelle, ein Kreisen um mich selbst, ein Blick in den Tunnel. Das erlebe ich, das erleben wir in diesen von der Pandemie beherrschten Tagen deutlich und schmerzvoll. Der Blick für den nächsten Schritt ist verlegt, der Blick in die Zukunft ist ungewiss.
Was mir gut tut, ist ein Mensch, mit dem ich mich austauschen kann, einer, der mich anspricht, der mich erst einmal so nimmt wie ich bin, und dann mit mir weiterschaut. Das erleben wir in diesen Tagen. Auch wenn wir räumlich voneinander getrennt sind, wir bleiben in Kontakt, wir schreiben und sprechen mit vielen Menschen über Telefon und Internet, und wir tun es weniger oberflächlich, sondern ehrlicher und tiefer. Es tut gut, sich auszutauschen und gemeinsam weiterzuschauen.
Aber wenn ich nun nicht nur einen Gegenstand oder gar den Blick für den nächsten Schritt verlegt habe, sondern wenn ich einen lieben Menschen verloren habe? Da stimmt dann gar nichts mehr. Lebensfreude verlegt, Zuversicht verlegt, Glauben verlegt! Wer hilft mir da auf der Suche nach Leben? Ich brauche Menschen, die mit mir den nächsten Schritt gehen, mich ansprechen und mich aus dem Kreislauf der Trauer herausholen.
Am Karfreitag hatte sich alles „verlegt“. Das Vertrauen in den Meister war weg; der, dem sie nachgefolgt sind, war weg; der Sinn des Lebens war weg, jede Hoffnung war weg, die Zukunft war gestorben. Da half nichts mehr, außer laut zu schreien und davonzulaufen, den Ort des Grauens zu verlassen.
Andere bleiben, kümmern sich um die Grabpflege, um die sterblichen Überreste. Aber selbst das scheint Maria Magdalena nicht vergönnt zu sein. Auch der Leichnam Jesu, seine letzte Spur, ist ihr genommen. Als ob sie ahnen würde, dass sie so in ihrer Trauer, Wut und Verzweiflung nicht weiterkommen kann, wendet sie sich vom Grab ab. Merkt sie, dass der starre Blick auf das Grab ihr Leben blockiert?
Da geschieht etwas, das mit einem Mal ein ganz neues Licht in ihre Situation wirft: Maria hört jemanden liebevoll ihren Namen sagen. Das geht ihr durch und durch. Rabbuni – lieber Meister, sagt sie, und so geht sie ein auf den behutsamen Dialog zweier, die sich gut verstehen.
Ostern begreift man offensichtlich nur in der Sprache des Du und Du, nicht durch verkrampftes Suchen, nicht durch logische Erklärung. Was gibt es Schöneres zwischen zwei Menschen, als wenn sie sich liebevoll beim Namen nennen?
Der Prophet Jesaja beschreibt das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen schon viele Jahrhunderte vorher in dieser wunderbaren Weise: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir. Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen ... Fürchte dich nicht!“ (Jes 43,1f)
Liebevoll beim Namen gerufen zu werden, das ist ein Mittel gegen die Angst, das ist ein neuer Blick auf das Leben!
Ostern versteht man nicht mit starrem Blick auf Grab und Leichnam, deshalb weist der Auferstandene Maria Magdalena auch zurück: „Halte mich nicht fest“ (Joh 20,17).
Von Ostern begreift nur der etwas, der sich liebevoll beim Namen gerufen weiß, so wie Maria Magdalena von Jesus.
Ostern erfährt der, der sich vom Auferstandenen angesprochen und in Liebe mit ihm verbunden weiß.
Der kann wie Maria Magdalena antworten und sagen: Mein lieber Meister.
Der findet die Hoffnung wieder, die möglicherweise verlegt war.
Der erfährt Auferstehung!
Amen. Halleluja.
Text für auf den Weg
Steine im Weg
so viele Hindernisse
ich kann die Tat nicht vollbringen
zu der mein Herz mich drängt
was soll ich nur tun?
es müsste ein Wunder geschehen
ich allein bin zu schwach
einen solchen Brocken
aus dem Weg zu räumen
aber mein Herz drängt mich
es lässt mir keine Ruhe
mach dich trotzdem auf den Weg
spricht eine leise Stimme zu mir
und ich breche auf
der Stein ist fort
aus dem Weg geräumt
wie konnte das geschehen?
es ist ein Wunder
Halleluja
von jetzt an ist alles möglich
sehen und glauben
Gott greift in mein Leben ein
nichts bleibt beim Alten
sogar der Tod ist nicht mehr sicher
der Herr ist auferstanden
er rief meinen Namen
hier bin ich
Wir bitten um Gottes Segen.
An diesem Tag, der geheiligt ist durch die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, segne euch der gütige Gott und bewahre euch vor allem Unheil. – Amen.
In Christus haben wir Anteil am ewigen und erfüllten Leben; in ihm führe euch Gott zur unvergänglichen Freude. – Amen.
Unser Erlöser hat uns durch die Tage seines Leidens zur österliche Freude geführt; er geleite euch alle Tage des Lebens bis zur jener Osterfreude die niemals endet. – Amen.
Das gewähre euch der drei–eine Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. – Amen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben frohe und gesegnete Ostern! – „Der Herr ist auferstanden; er ist wahrhaft auferstanden.“ – Bitte sagen Sie diese Botschaft weiter. Unser Glaube an den auferstandenen Herrn, der den Tod überwunden hat und uns zum Leben führt, möchten uns Kraft und Hoffnung geben und unser Leben hell machen, besonders da, wo es Dunkelheit kennt.
Bleiben Sie gesund, und seien Sie beschützt!