Ein Ziel haben
Die Texte des 25. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C, die Lesungen (Am 8, 4-7 und 1 Tim 2, 1–13) und das Evangelium (Lk 16, 1–13), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
da werden sich die Zuhörer Jesu wohl auf die Schenkel geklopft und gelacht haben, als Er diese Geschichte vom betrügerischen Verwalter erzählt. Dass sie unter Gutsherren und deren Verwaltern zu leiden hatten, war wohl eher die Regel als die Ausnahme. Und wenn da einer zur Rechenschaft gezogen wird – prima! Aber dann – und das dürfte die Zuhörer noch mehr überrascht haben – ist dieser Verwalter auch noch schlitzohrig, ja er wird zum Sympathieträger. Mancher, so stelle ich es mir zumindest vor, wird in die Erzählung hineingerufen haben: „Wenn er das bei mir auch so macht und mir die Schulden erlässt, darf er gerne zum Essen kommen!“ Und dann die Krönung: Jesus lobt den ungerechten Verwalter! „Adikia“ heißt es, nicht nur „ungerecht“, sondern auch das, was nicht sein soll, was falsch ist! Das lobt Jesus!
Exegeten, Bibelwissenschaftler, weisen darauf hin, dass dem Evangelisten Lukas das wohl sehr heikel war, denn es werden der Erzählung gleich noch Kommentare angehängt, die sich um den „Mammon“, den Umgang mit dem Geld drehen. Damit sollte wohl verhindert werden, dass Jesus missverstanden wird. Und über den Umgang mit dem Geld kann man sich ja im Christentum bis zum heutigen Tag streiten.
Aber genau damit wird versucht, Jesus zu verharmlosen. Damals schon. In einigen der Worte Jesu, die uns die Evangelien überliefern, kommt eine Radikalität Jesu zum Vorschein, die atemberaubend ist. Eine Radikalität, die heute im angeblich „woke-toleranten“ Mainstream genauso unerhört anstößig ist, wie damals, als es noch um die Ordnung von „richtig und falsch“, erlaubt und verboten ging.
- Jesus fordert heraus – uns! Seine Zuhörer und Zuhörerinnen heute. Hier. ER fordert uns dazu auf, Ernst zu machen mit der Nachfolge, mit der Sichtbarmachung des Reiches Gottes, das durch Ihn angebrochen ist.
Was ist so lobenswert am betrügerischen Verwalter? Er weiß, was er will: Vorteile für sein Leben! So hat er sich – auch wenn das Evangelium es nur vermuten lässt – durch seine Verwaltertätigkeit nebenbei bereichert, sich Vorteile verschafft. Diese Quelle droht zu versiegen. Da geht er konsequent einen neuen Weg, der dem Ziel, sich selbst Vorteile zu verschaffen, genauso dienlich ist: Er begünstigt Schuldner seines Herrn. Er ist jetzt nicht etwa plötzlich mildtätig geworden oder hat sein weiches Herz entdeckt, so wie Ebenezer Scrooge im „Christmas Carol“ von Charles Dickens. Überhaupt nicht. Er ist einfach clever, er weiß, was er will und er findet die Wege, die ihm dienlich sind.
Das ist es, worauf Jesus zielt. Und damit lasse ich mich von Ihm fragen: Ist mein Leben genauso von dem Ziel bestimmt, dem Reich Gottes zu dienen, wie der betrügerische Verwalter von seinem Ziel eines vorteilhaften Lebens? Ja, Jesus meint es radikal – er fragt mich, ob mein Leben von dieser Grundhaltung geprägt ist. Lassen wir uns jetzt bitte nicht von den folgenden Kommentaren über den Mammon ablenken und behaupten, wir hätten ja gar nicht so viel!
Die Frage ist doch eine ehrliche Bestandsaufnahme wert: Welches Lebensziel verfolge ich? Habe ich überhaupt eines? Welche Überlegungen liegen meinen Handlungen zugrunde: Bei einer größeren Anschaffung, der Urlaubsplanung, einem ehrenamtlichen Einsatz, der Ernährung, der Kleidung …? Was will ich?
Will ich dem Reich Gottes dienen? Will ich Christus in meinem Leben immer größer werden lassen und verfolge ich dieses Ziel konsequent, einfallsreich?
Frohe Botschaft nennt Jesus Seine Verkündigung. Eine Botschaft, die den, der sich darauf einlässt, froh macht, die dem Leben Sinn, Farbe und Form gibt; die mein Leben einmalig machen will.
Das wird nur geschehen, wenn ich mich auf sie einlasse, konsequent. Wenn ich entdeckt habe, dass das meine Lebensqualität ausmacht.
Das hat mit Leidenschaft zu tun. Leidenschaft für Jesus und Sein Reich … .
Amen.
Jesus Christus, der uns in Sein Reich einlädt, bitten wir:
- Wir bitten Dich für Deine Kirche, für unsere Gemeinde: Hilf uns, mehr an Dir Maß zu nehmen und uns noch glaubwürdiger für die Rechte der Armen, Schwachen, Kranken und Ungeborenen einzusetzen.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns)
- Wir bitten dich für unsere Kinder und Jugendlichen, dass wir ihnen helfen, in unserer Welt voller Angebote und Verlockungen in Dir und Deinem Reich das Ziel ihres Lebens zu finden.
- Für die, die auch in unserem Land materiell arm sind, die am Rande der Gesellschaft stehen und die in der derzeitigen Krise besonders in Not geraten: Lass sie auch durch uns wirksame Zeichen der Solidarität erfahren.
- Wir bitten dich für alle, die sich um den Frieden in der Ukraine und andernorts einsetzen: Schenke ihrem Einsatz Erfolg und bekehre auch unsere Herzen immer wieder zu Worten und Gedanken des Friedens.
- Für unsere Verstorbenen: Dass sie dort ruhen mögen, wo all unser Sehnen Frieden findet.
Dir, dem allmächtigen Vater, sei Dank, mit dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.