Die Rettung kommt von unserem Gott
Die Texte an Allerheiligen 2024 des Lesejahres B, die Lesungen (Offb 7, 2–4.9–14 und 1 Joh 3, 1–3) und das Evangelium (Mt 5, 1–12a), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Die Rettung kommt von unserem Gott!
Offenbarung des Johannes
Liebe Schwestern und Brüder,
dieser Vers aus der Offenbarung des Johannes, den wir eben in der 1. Lesung gehört haben, geht mir seit Tagen nicht aus dem Kopf! Eine unüberschaubare Menge – 144.000 ist eine „Geheimzahl“, die die unüberschaubare Gruppe von Menschen umschreibt, die durch Christus gerettet werden – steht vor Gott und lobt Ihn, sie singe das Te Deum. Es sind die „Heiligen“, die also, die nach den frühen Schriften des NT zu Christus gehören. Auch wenn Anfang des 7. Jahrhunderts mit dem Allerheiligenfest vor allem die Gottesmutter und die Märtyrer gefeiert wurden, so gilt es in Wirklichkeit doch allen, die durch ihr Leben deutlich gemacht haben: „Die Rettung kommt von unserem Gott!“
Zum Josefstag 2018 hat Papst Franziskus das Apostolische Schreiben „Gaudete et Exsultate“ veröffentlicht, das genau diesen Aspekt vertieft: Den Ruf, der an jeden und jede von uns ergeht und den wir eingeladen sind, in unserem Leben Gestalt werden zu lassen: Den Ruf zur Heiligkeit!
So schreibt er: „Hab keine Angst vor der Heiligkeit. Sie wird dir nichts an Kraft, Leben oder Freude nehmen. Ganz im Gegenteil, denn du wirst dabei zu dem Menschen werden, an den der Vater dachte, als er dich erschaffen hat, und du wirst deinem eigenen Wesen treu bleiben. Von Gott abzuhängen befreit uns von der Sklaverei und lässt uns unsere Würde erkennen. (GE 32)
Wie „geht“ das? Wie „funktioniert“ das? Es ist eine wie ich meine typisch deutsche Frage: Wir fragen danach, wie wir etwas machen und herstellen können, welche Knöpfe wir drücken müssen, um ein bestimmtes Ergebnis erzielen zu können. Dabei geht es um etwas völlig anderes, es geht um eine Haltung, es geht um das Wissen um eine Beziehung: „Die Rettung kommt von unserem Gott!“
Was meint Rettung? Rettung, meint, dass ich mich in äußerlicher und zeitlicher Gefahr begleitet, getragen und gerettet weiß. Wie auch immer diese Rettung dann konkret aussieht: Ich weiß, dass DER, dem ich mich überlasse, dies alles zum Guten und Richtigen führen wird!
Wie gut, wenn dies schon Kindern durch ihre Eltern und Großeltern vermittelt werden kann: In diesen Tagen durfte ich das Sterben einer Frau belgeiten, die schon von ihrer Mutter dieses tiefe Gottvertrauen mitbekommen hatte. Sie konnte im Sterben dankbar und vertrauensvoll loslassen, da sie wusste: ER wird retten, ER wird sie ankommen lassen.
Wenn ich dies schon mit der Muttermilch trinken darf, ist es sicher leichter, mehr und mehr derjenige zu werden, der ich im Schöpfungsblick Gottes sein kann, sein soll.
Aber für viele von uns wird es wohl so sein, dass wir erst der eigenen Schwäche begegnen müssen, um schließlich zu bekennen: „Die Rettung kommt von unserem Gott!“ Denn dieser Vers geht noch weiter: „…und von dem Lamm“. Das Lamm, das Gotteslamm, Christus, der also, der getötet, „geschlachtet“ wurde, um für mich, für uns der Retter zu sein. Nicht von ungefähr galt das Fest ursprünglich den Märtyrern, denen eben, die nichts leisteten, sondern erlitten (Wir müssen uns dieses in der Gegenwart so geschundene Wort wieder zurückholen!)
Papst Fanziskus sagt dazu: „Fürchte dich nicht davor, höhere Ziele anzustreben, dich von Gott lieben und befreien zu lassen. Fürchte dich nicht davor, dich vom Heiligen Geist führen zu lassen. Die Heiligkeit macht dich nicht weniger menschlich, denn sie ist die Begegnung deiner Schwäche mit der Kraft der Gnade.“ (GE 34) Meine Schwäche, mein Nichtkönnen anzunehmen, und dadurch zu erfahren: Gott wirkt durch mich viel Größeres, als ich es mir selbst erträumen und ausdenken könnte. Das ist wirklich Frohe Botschaft: Es ist die Einladung, meine Grenzen zu Einfallstoren werden zu lassen, durch die Gott in Seiner Weise nicht nur an mir, sondern dadurch auch an der Welt handeln kann. Ich durfte selbst dies wieder neu erfahren, als ich für einige Tage bei den Jungs von Cenacolo war: Im gesellschaftlichen Sinne „gescheiterte Existenzen“ – aber gerade ihr Scheitern haben sie geöffnet für eine ganz neue und sie verändernde Erfahrung: „Die Rettung kommt von unserem Gott…und von dem Lamm!“
Haben wir den Mut zur Heiligkeit – setzen wir auf den, er allein uns retten kann.
Amen.
Zu Christus, der uns einlädt, in Seinem Licht zu leben, bitten wir:
- Für die Menschen, die sich bemühen, aus dem Geist der Bergpredigt die Sorge Jesu zu teilen: für die Verkünder der Frohen Botschaft, für die Missionare und Ordensleute, für alle, die als Christen auf vielfältige Weise dem Weg der Heiligkeit folgen.
(Du Quell der Heiligkeit – wir bitten Dich, erhöre uns) - Für diejenigen, die mit Liebe und Verständnis gerade in dieser Zeit der vielfältigen Krisen für andere da sind: in der Seelsorge, in den Pflegeberufen, in unseren Familien.
- Für die Menschen, die sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit unter den Völkern und Staaten; die Verantwortung dafür tragen, dass gerade die Schwachen und Benachteiligten Hilfe und Schutz erfahren.
- Für unsere Jugendlichen, die sich in diesen Tagen auf das Sakrament der Firmung vorbereiten: Dass wir sie auf dem Weg zur Heiligkeit ermutigen und ihnen selbst darin Vorbild sind.
- Für alle, die in diesen Tagen beim Gedenken an einen lieben verstorbenen Menschen trauern: Stärke sie alle mit der Botschaft Deiner Auferstehung.
- Für Bischof Franz Kamphaus und alle unsere Verstorbenen: dass in Deinem Licht ihre Heiligkeit erstrahlen möge.
Barmherziger Gott, mit allen Heiligen loben und preisen wir Dich durch Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.