Die Karwoche 2024 - ein Rückblick
Hinabgestiegen in das Reich des Todes
15 Minuten Meditation auf dem Weg zu Ostern in der Krypta unter der Kirche.
Bereits zum zehnten Mal hatte es am Karsamstag im Kirchort Winkel eine sehr besinnliche Meditation unter dem Motto „15 Minuten auf dem Weg zu Ostern" in der sonst nicht zugänglichen Krypta unter der Sankt Walburga Kirche gegeben.
„Der Karsamstag ist ein Tag, der in den häuslichen Vorbereitungen ganz auf das unmittelbar bevorstehende Osterfest zielt. Ein Tag in einer Nische, zumindest tagsüber: Der Karfreitag ist vorbei, Ostern noch nicht da. Während der Gründonnerstag als Tag des letzten Abendmahles gilt, der Karfreitag als Tag des Leidens und des Todes Jesu am Kreuz, bezeichnet man den Karsamstag als den Tag der Grabesruhe.
Der Karsamstag steht genau zwischen Tod und Auferstehung, zwischen Tod und Leben. Wir beten im Glaubensbekenntnis: „gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten“. Nach seinem Tod ist Jesus also „hinabgestiegen in das Reich des Todes". Das spricht man einfach so. Früher hieß es sogar: „Abgestiegen zu der Hölle". Denn die Toten führten nach damaliger Vorstellung ein Schattendasein. Ihre eigentliche Not und Verzweiflung bestand darin, dass sie in Gottesferne und Verlassenheit lebten und damit ausgeschlossen von Gott“, erklärte Hermann Becker von der Kolpingfamilie am Samstagmorgen den rund 40 Gläubigen, die zur Andacht in die gräfliche Gruft unter der Kirche gekommen waren. Dort, am Nullpunkt menschlicher Existenz, wo Menschen mit ihren Fähigkeiten buchstäblich am Ende seien, da beginne Gott. An diesem Ort des Todes ergehe die Kunde vom neuen Leben, deshalb habe man für die Meditation auch die Krypta als Ort gewählt.
Das Kreuz mit dem Kreuz
Traditioneller Kreuzgang der Kolpingfamilie Winkel an Karfreitag
Das Kreuz mit dem Kreuz: „Ein alter Mensch stirbt. In seinem Nachlass: ein Kreuz, das an der Wand hing. „Kein Bedarf!“ sagen die Erben. Das brauchen wir nicht. Das wollen wir nicht. Das passt nicht in unsere Wohnung. Das passt nicht in unser Leben. Das passt nicht in unser Konzept. Wann hätte jemals ein Kreuz gepasst? Und doch hat vor zweitausend Jahren einer eins auf sich genommen. Einer für alle, der uns auch heute noch hilft, unsere Kreuze zu tragen. Und das Kreuz aus dem Nachlass? Das hat schließlich doch einer der Erben genommen. Falls es doch einmal "passt!“, diesen zeitgemäßen Text von Gisela Baltes bekamen die Teilnehmer des Kreuzganges am Karfreitag in Winkel mit auf den Weg hin zu den Osterfeierlichkeiten.
Eine lange Tradition hat der Kreuzgang, den die Kolpingfamilie Winkel seit vielen Jahren an Karfreitag veranstaltet. Und das Interesse an dieser Veranstaltung ist ungebrochen groß: trotz des schlechten Wetters mit Regen und Wind waren rund 60 Teilnehmer aus drei Generationen auch am vergangenen Karfreitag gekommen, als der traditionelle Kreuzgang begann, diesmal auf dem Friedhof in Mittelheim.
Hermann Becker, Lothar Meckel und Marion Grösch-Becker gestalteten den Rundgang zu den verschiedenen Wegekreuzen und Kapellen in der Winkeler Gemarkung und im Ortsgebiet. An den Kreuzen wurde jeweils ein besinnlicher und meditativer Text verlesen und an den schweren Weg erinnert, den Jesus einst mit dem Kreuz auf dem Rücken zum Berg Golgatha bewältigen musste: „Nur im Kreuz ist die Antwort: „Das Samenkorn bleibt unfruchtbar, solange es nicht In der Erde stirbt". All das Leiden und Sterben ist himmlische Saat. Mit Gottes Hilfe entsteht daraus Leben, für uns und für die anderen. So wollen wir glauben und vertrauen, dass auch unser Leben einst ewige Frucht tragen wird.“
Erster Punkt war das Kreuz auf dem Friedhof in Mittelheim. Danach ging es zur Marienkapelle, dem Kreuz an der Ecke Aegidiusstraße und dem Kreuz am Ende des Baugebiets Fuchshöhl. Wegen des schlechten Wetters wurde der ursprünglich länger geplante Kreuzweg abgekürzt und zum Abschluss ging es in die Basilika. Hier wurden noch weitere Texte verlesen und Pfarrer Sure Suresh spendete den Segen.
Gründonnerstag in der Pfarrei
Die Fußwaschung und die Eucharistie standen im Mittelpunkt des feierlichen Gottesdienstes der Pfarrei Sankt Peter und Paul am Gründonnerstag: dem Beispiel Jesu beim letzten Abendmahl folgend hatte Pfarrer Senft Vertretern aus allen 12 Kirchorten der Pfarrei die Füße gewaschen.
Gemeinsam mit den Pfarrern Sure Suresh und Peter Lauer und Diakon Hans Jürgen Siebers zelebrierte er den besonderen Gottesdienst am Vorabend des Karfreitags, in dessen Rahmen auch traditionell die Orgel verklang und die Glocken abgestellt wurden. Mit dem verhüllten Kreuz und begleitet von den „Klappern“ in den Händen der Messdiener stand der Gründonnerstag ganz im Zeichen des Abschieds Jesu.
Zum letzten Mal vor seinem Leiden und Sterben kam er an diesem Abend mit seinen zwölf Jüngern zusammen. Einmal im Jahr stehen in diesem besonderen Gottesdienst zwei außerordentliche Symbolhandlungen im Fokus, die Teil des Vermächtnisses Christi sind: das gemeinsame Mahl und die Fußwaschung der Jünger. Genau diese beiden Handlungen rückt auch die Kirche bei der Liturgie am Gründonnerstagabend in den Mittelpunkt.
Die Messe vom letzten Abendmahl bildet dabei den Auftakt zum Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres: zum sogenannten "Triduum Sacrum", den "Heiligen Drei Tagen" von Leiden, Tod und Auferstehung des Herrn, die in der Osternacht gipfeln.
Sabine Fladung