Der Heilige Geist ist ökumenisch
Evangelische Triangelis-Gemeinde und St. Peter und Paul feierten Pfingsten gemeinsam
War der Pfingstsonntag noch den traditionellen Gottesdiensten der katholischen und evangelischen Christen gewidmet, stand der Pfingstmontag im oberen Rheingau ganz im Zeichen der Ökumene.
Die evangelische Triangelis-Gemeinde und ihr katholisches Pendant, die Pfarrei St. Peter und Paul, feierten wie auch im vergangenen Jahr einen gemeinsamen Gottesdienst open air auf dem Gelände des Draiser Hofs zwischen Erbach und Eltville. Schon der Platz hat etwas Ökumenisches, ist der Draiser Hof des Barons von Knyphausen doch eine ehemalige Grangie von Kloster Eberbach, liegt aber in Sicht- und Hörweite der evangelischen Johanneskirche, die die Teilnehmer mit ihrem Glockengeläut am Pfingstmontag zum Feiern rief.
Die Gestaltung des Gottesdienstes hatten Pfarrerin Stella Schu und Gemeindereferent Eberhard Vogt gemeinsam in den Händen. Galten am Vorabend noch bange Blicke dem Wetter, strahlte am Montag dann aber die Sonne vom blauen Himmel, sodass sich mehr Menschen als gedacht einfanden und weitere Sitzgelegenheiten herbeigeschafft werden mussten. Mit der Sonne strahlten die beiden Zelebranten um die Wette angesichts der großen Besucherzahl und der fröhlichen Stimmung der Gemeinde, die förmlich greifbar war.
Die Gestaltung des Gottesdienstes war der Kontrapunkt zu den traditionellen Feiern am Vortag: Es ging locker zu, im Verlauf des Gottesdienstes teilte sich die Gemeinde in vier Gruppen auf, die sich mit Themen beschäftigten, die im Verlauf der Feier noch eine Rolle spielen sollten.
So übte Eberhard Vogt mit einer größeren Gruppe ein zu Pfingsten und zur Ökumene passendes Lied ein, das später mit Begleitung des Posaunenchores, der den gesamten Gottesdienst musikalisch gestaltete, von der Gemeinde gesungen wurde: „Die Wunder von damals müssen´s nicht sein, auch nicht die Formen von gestern, nur lass uns zusammen Gemeinde sein, eins so wie Brüder und Schwestern, ja, gib uns den Geist, deinen guten Geist, mach uns zu Brüdern und Schwestern.“
Dr. Ursula Immesberger, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, sammelte Berichte über helfende Hände und wie Hilfe für andere auch dem Helfenden Gewinn bringt, während Stella Schu mit ihrer Gruppe Gebete erarbeitete, die später in die Fürbitten einflossen. Isolde Wende hatte mit ihrer Gruppe die Erdbeere, ein in Erbach naheliegendes Thema, mit allen Sinnen erforscht.
Weitab von althergebrachten Riten feierte die ökumenische Gemeinde ein geradezu beschwingtes Pfingstfest, das alle Besucher zufrieden nach Hause gehen ließ – wenn man das denn wollte, denn das herrliche Wetter lud zum Verbleib im Draiser Hof ein, wo für Speis und Trank gut gesorgt war.
Betrachtet man die beiden Pfingstfeiertage aus kirchlicher Sicht, ist festzustellen, dass die Gemeinden sich bemühen, sowohl ihren eher traditionell orientierten Mitgliedern ein Angebot zu machen wie auch denen, die moderneren Formen zugeneigt sind. Und der eine oder die andere konnte sich gar für beide Richtungen begeistern.
Sabine Fladung