Abschied von Pfarrer Peter Lauer
Ein Mann des Wortes und der Taten
Pfarrgemeinde Sankt Peter und Paul verabschiedete Pfarrer Peter Lauer nach 15 Jahren in festlichem Gottesdienst in Mariae Himmelfahrt Hallgarten
„Für mich ist Peter Lauer ein Priester mit Ecken und Kanten, ein Mann des Wortes und der Taten, der seine Meinung klar und eindeutig vertritt und hier auch den Konflikt nicht scheut. Immer bleibt er sich und seiner Berufung treu und lebt seine Nachfolge Christi selbstverständlich in allen Lebenssituationen!“, so die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Dr. Ursula Immesberger, am Donnerstag, 15.08.2024, im Rahmen des Abschiedsgottesdienstes für Pfarrer Peter Lauer. Einen besonders festlichen Gottesdienst zum Patronatsfest der Mariae Himmelfahrtskirche in Hallgarten feierten die Priester der Pfarrgemeinde, Pfarrer Ralph Senft, Pfarrer Sure Suresh und der langjährige ehemalige Rheingauer Pfarrer Mani, der aus Indien zur Zeit zu Besuch ist, gemeinsam mit ihrem scheidenden Kollegen Peter Lauer und über 200 Gläubigen aus allen Kirchorten der Pfarrgemeinde.
Vor 26 Jahren war der 57jährige gebürtige Hochheimer im Limburger Dom vom damaligen Bischof Franz Kamphaus geweiht worden. An die Handauflegung kann er sich bis heute „lebendig erinnern“, wie er in einem Interview zum Priesterjubiläum im Pfarrbrief unserer Pfarrei erzählt: „Fest wie eine westfälische Eiche!“ Auch seine Primiz, also die erste heilige Messe, die ein neugeweihter Priester feiert und die für Lauer in Hochheim stattfand, ist ihm in Erinnerung geblieben: „Die Kirche wurde renoviert, also fand mein erster Gottesdienst als Open-Air-Messe statt, anschließend gab es Wein mit Brezeln.“ Das Gewand besitzt er heute noch, ebenso wie einen Kelch in Tassilo-Form.
Nach dem Besuch des Willigis-Gymnasiums in Mainz hatte Peter Lauer Theologie in Mainz und Münster sowie am Priesterseminar in Sankt Georgen in Frankfurt studiert. Nach der Priesterweihe am 27. Juni 1998 arbeitete er zunächst als Kaplan im pastoralen Raum Rennerod, später in der Katholischen Kirche St. Bonifatius in Wiesbaden. Er war Domvikar in Limburg und Pfarrer in Waldbrunn. Seit 2009 war er mit einer halben Stelle als Religionslehrer und Schulseelsorger an der Geisenheimer St. Ursula Schule im Einsatz und war Priesterlicher Mitarbeiter und Kooperator im pastoralen Raum Oestrich-Winkel. 2016 wurde die Pfarrei St. Peter und Paul gegründet, in der er dann auch als Priester tätig war.
Peter Lauer hatte sich gewünscht, dass sein Abschied in diesem Rahmen in Hallgarten zelebriert wird, er habe sich stets zur Mutter Gottes, der die Kirche in Hallgarten mit ihrer berühmten „Schrötermuttergottes“ gewidmet ist, besonders hingezogen gefühlt. Die Marienverehrung war dann auch ein zentrales Thema des Patronatsgottesdienstes, den die Schola des Kirchortes Hallgarten musikalisch umrahmte. Höhepunkt des Gottesdienstes war jedoch die Verabschiedung von Pfarrer Lauer, dem die Pfarrergemeinde eine noch im Werden befindliche Ikone des Heiligen Ägidus schenkt, im Andenken an das Pfarrerhaus in Mittelheim, das Peter Lauer in den 15 Jahren im Rheingau bewohnte. Vom Kirchort Hallgarten mit seinem Förderverein und vom Pfarrgemeinderat gab es Reben und Rosen als bleibendes Andenken mit auf den Weg zur neuen Pfarrstelle im Westerwald.
Pfarrer Senft, der schon seit Studienzeiten ein Begleiter Lauers war und mit ihm auch das Priesterseminar in Limburg durchlief und am gleichen Tag von Bischof Kamphaus geweiht wurde, erinnerte sich in einer launigen Festrede an das gemeinsam erlebte und unterstrich humorvoll auch die großen Unterschiede der Beiden: „Der eine groß, der andere kleiner, der eine mit vollem Haar, der andere mit wenigem, der eine mit schöner Stimme, der andere redlich bemüht, der eine liturgisch üppig, der andere kirchenrechtlich reduziert!“.
Und Pfarrer Senft unterstich vor allem auch, was er und die Gläubigen der Pfarrgemeinde an Peter Lauer so sehr schätzten: „Besonders Dein Charisma, junge Menschen für Christus und den Glauben an ihn zu begeistern, habe ich immer bewundert. Du hast viele geistlich begleitet und zu Christus geführt, und er hat sogar einige davon zum Priester berufen, was für unsere Pfarrei jeweils eine besondere Gnade gewesen ist und für die Kirche in unserem Bistum und darüber hinaus bis Frankreich ein großes Geschenk ist. Für uns in der Pfarrei und für uns im Pastoralteam war es ein großes Geschenk, Dich bei uns gehabt zu haben. Gerade auch im Pastoralteam warst Du ein wichtiger Ideengeber und Ratgeber. Wenn es unterschiedliche Meinungen gab und miteinander schwierig wurde, dann hast Du es vermocht, die verschiedenen Positionen wertzuschätzen und am Ende zusammenzuführen. Deine aus der pastoralen Erfahrung und dem Gebet kommenden Einschätzungen und Hinweise waren wichtig für unser pastorales Planen und Handeln im Pastoralteam und auch für die beiden leitenden Pfarrer, vielleicht nicht immer bequem, aber doch mitentscheidend!“.
Große Dankbarkeit für all sein Wirken wurde Pfarrer Lauer an diesem Abend von allen Seiten zu Teil. „In vielfältiger Weise hat Pfarrer Lauer sich in unserer Pfarrei eingesetzt und das Gesicht der Kirche geprägt. Wir bedauern seinen Weggang sehr, zumal wir im Pastoralteam keine neue Verstärkung bekommen werden. Wir wünschen Pfarrer Lauer in seinem neuen Dienst Gottes Segen und ein gutes Ankommen bei den Menschen, für die er zukünftig Priester und Seelsorger sein wird“, hatte auch der im Urlaub weilende Pfarrer Dr. Robert Nandkisore schriftlich mitgeteilt.
„Lieber Herr Pfarrer Lauer, wir danken sehr herzlich. Wir haben Sie sehr schätzen gelernt und werden Sie vermissen. Das kann man eigentlich nicht mit Worten beschreiben. Das kann man besonders fühlen. Sie bleiben „Einer von uns" und wir werden Ihnen ganz bestimmt auf den „Berg Moriah" folgen, um Sie im Gottesdienst und auch so zu erleben. Sie sind für mich als Mensch und Priester absolut authentisch und glaubhaft, leben das, was sie denken und glauben: Ein Mensch, der polarisiert, mit dem man streiten kann und das ist gut. Danke für Alles!“, hatte Alice Doberschütz vom Ortsausschuss Hallgarten festgehalten.
Am 01. September wird Peter Lauer im Auftrag von Bischof Georg Bätzing einen neuen Pfarrdienst im Westerwald übernehmen und sich neuen Herausforderungen stellen. Die habe es in den letzten 25 Jahren immer wieder gegeben, denn die Kirche habe sich in dieser Zeit gewandelt: „Die Kirche wird und muss viel vom Institutionellen loswerden, auch wenn es schmerzhaft ist. Wir müssen die Herausforderungen, die vor uns liegen, annehmen und den Übergang von der flächendeckenden Volkskirche mit der Präsenz vor Ort hin zu einer neuen Art, Kirche zu sein, gestalten. Auch wenn bislang niemand weiß, wie diese neue Gestalt aussehen wird. Für uns geht es darum, den Glauben jeden Tag neu zu lernen und seine Schönheit und Attraktivität zu zeigen!“, sagte Pfarrer Lauer.
Sabine Fladung