30.10.2020
Was brauchen wir? Heilige!
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Allerheiligen_2020_-_Mt_5__1-12a.pdf
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Allerheiligen_2020.pdf
Liebe Schwestern und Brüder,
Krisen wo man hinschaut. Wo ist denn da einmal ein Lichtstreif am Horizont? Das alles nun mit dem November-Blues verbunden, kann schon zu einer depressiven Stimmung führen. Als Christen stehen wir nicht über diesen Krisen, können sie nicht weg beten und verleugnen wäre auch keine überzeugende Haltung. Ja, demütig müssen wir auch einsehen, dass die Kirchenkrise, in der wir uns befinden, angesichts der globalen Krisen nicht wirklich ins Gewicht fällt. Und doch darf ich heute, an Allerheiligen, auch einmal diese Krise in den Blick nehmen, weil dieser Festtag uns etwas zu sagen hat. Was würde uns in der Kirche jetzt helfen? Ein neues Management, neue Strukturen? Veränderte Zulassungen zu Ämtern und Weihen? Ein Überwinden aller Konfessionsschranken? Ohne diese Aspekte hier diskutieren zu wollen – das gehört sich für eine Predigt nicht! – komme ich nicht umhin festzustellen, dass uns Allerheiligen deutlich in Erinnerung ruft, was es braucht: Heilige!
- „Das kann doch jetzt nicht ernst gemeint sein! Solche frommen Begriffe als Lösung ernster Problematik anzubieten!“ Aber Stopp: ich biete keinen Begriff an, sondern eine Wirklichkeit. „Heilig“ bedeutet „ganz“ sein. Schauen wir das Gemeinte auch einmal exemplarisch an, nicht abstrakt und abgehoben:
- Am 10.10.20 wurde in Assisi der 2006 im Alter von 15 Jahren verstorbene Carlo Acutis selig gesprochen. Selbst unsere hiesigen Medien haben von diesem Ereignis zumindest Kenntnis genommen. Als Sohn italienischer Eltern in London geboren, wuchs er in Mailand auf. Der Tod des Großvaters beschäftigte den Vierjährigen und durch das Vorbild eines polnischen Kindermädchens lernte er den Glauben kennen, so sehr, dass er schon mit 7 Jahren die Kommunion empfangen wollte und sie auch erhielt. Das Leben und Wirken in der Pfarrgemeinde war ihm wichtig und er entdeckte als Jugendlicher den täglichen morgendlichen Besuch der Heiligen Messe als Kraftquelle: Als „Autobahn in den Himmel“ bezeichnete er die Eucharistie. Er lebte wie jeder andere Jugendliche – und war doch ganz „er selbst“. Computerbegeistert und versiert erstellte er mit 11 Jahren ein Online-Verzeichnis, das 136 überlieferte eucharistische Wunder aus allen Kontinenten sammelte und katalogisierte.
Reicht das schon, um „heilig“ zu sein, als Seliger verehrt zu werden?
- Wenn jemand „ganz“ ist, ganz der, als welcher er entworfen wurde, hat das Auswirklungen auf das Leben, auf das Leben um ihn selbst herum. Sein Engagement in der Pfarrei erwähnte ich schon, das war bekannt. Was aber sonst niemand wusste, machte erst sein Tod deutlich: Bei seinem Requiem versammelten sich in der Kirche viele Obdachlose und Bedürftige. Ohne das Wissen seiner Familie ließ er ihnen immer wieder Geld- und Sachspenden zukommen, verwendete sein Taschengeld dafür, um ihnen zu helfen. Einfach so.
Dieses Leben beeindruckte – bald nicht nur die, die ihn zu seinen Lebzeiten kannten.
Reicht das, um „heilig“ zu sein, als Seliger verehrt zu werden?
- Wer ganz der ist, der er sein soll und so das Leben prägt – das eigene und das der anderen – weiß auch um seine Sendung: Ich bin in der Welt, weil ich gerufen worden bin, und ich gehe aus dieser Welt, wenn meine Aufgabe erfüllt ist. Das hängt nicht von Lebensjahren ab!
Einige Monate bevor bei Carlo eine aggressive Leukämie festgestellt wurde, an der er wenige Tage später verstarb, sagt er in einem Gespräch, das auf Video festgehalten wurde, dass er nur noch kurz leben würde, dass er schon bald sterben würde. Wer es sich anschaut, der merkt: da spricht Vertrauen, Zuversicht – keine Angst!
(Als Link hilfreich: https://www.youtube.com/watch?v=ELPtYxMc90o)
- Allerheiligen – Gott sei Dank: es gibt nicht nur Carlo, es gibt viele andere, Mädchen und Jungen, Männer und Frauen, Alte und Junge, unzählige, die all das in sich vereinen, was auch Carlo auszeichnete. Und sie waren und sind ein Segen. Nicht nur für die Kirche – auch darüber hinaus. Weit darüber hinaus: Heilige werden oft als Patrone für Dinge oder Personengruppen angerufen, die mit der Kirche erst einmal nicht viel zu tun haben. Carlos „Aufgabe“ wird wohl das Internet sein …
Heiligkeit als Antwort auf eine Krise? Wenn ich bei mir anfange, kann das schon sein …
Amen.
Fürbitten Allerheiligen
Zu Christus, dem Vorbild aller Heiligkeit, bitten wir:
- Für die Menschen, die sich bemühen, in der Nachfolge Jesu zu leben: für die Verkünder der Frohen Botschaft, für die Missionare und Ordensleute, für alle, die als Christen auf vielfältige Weise im Alltag Zeugnis geben.
(Du Quell der Heiligkeit – wir bitten Dich, erhöre uns)
- Für diejenigen, die mit Liebe und Verständnis gerade in dieser Zeit der Corona-Krise für andere da sind: in der Seelsorge, in den Pflegeberufen, in unseren Familien.
- Für die Menschen, die sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit unter den Völkern und Staaten: für die Politiker und Entwicklungshelfer und alle, die mutig für die Menschenrechte eintreten.
- Für unsere Jugendlichen, die sich in diesen Tagen auf das Sakrament der Firmung vorbereiten: dass wir sie auf dem Weg zur Heiligkeit ermutigen und ihnen selbst darin Vorbild sind.
- Für alle, die in diesen Tagen beim Gedenken an einen lieben verstorbenen Menschen trauern: stärke sie alle mit der Botschaft Deiner Auferstehung.
- Für alle unsere Verstorbenen: dass in Deinem Licht ihre Heiligkeit erstrahlen möge.
Barmherziger Gott, mit allen Heiligen loben und preisen wir Dich durch Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.