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Von der Sendung Jesu – oder: Es ist vollbracht

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zu Karfreitag (Lesejahr C)
Von der Sendung Jesu – oder: Es ist vollbracht
Von der Sendung Jesu – oder: Es ist vollbracht
Zurück lehnen und das Erreichte feiern. Das ist schon aus ganz praktischen Gründen heute für Jesus schwierig, den es gilt nichts weniger als den Tod selbst zu besiegen – auch wenn wir das bisweilen vergessen mögen. © Gerd Altmann auf pixabay.com

Die Texte des Karfreitags des Lesejahres C der Lesungen (Jes 52,13 – 53,12 und Hebr 4,14–16; 5,7–9) und die Passion (Joh 18,1 – 19,42) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Es ist vollbracht!

Jesus (Joh 19,30)

Die Heilige Woche: Am Palmsonntag zog er in Jerusalem ein: Der friedliche König Jesu, der im Verlauf dieser Woche sein Werk auf Erden vollendet und schließlich über den Tod siegt. Ab Gründonnerstag finden Sie hier je die Predigt zum aktuellen Tag:

Liebe Schwestern und Brüder,

was genau ist vollbracht? Es handelt sich um das letzte Wort des irdischen Jesus, nicht um irgendeines. Und das auch noch beim Evangelisten Johannes. „Es ist vollbracht!“ Nicht: Also das war’s dann; macht’s gut, das habe ich nicht gewollt…

Nein: Es ist vollbracht! Im Selbstverständnis Jesu hat Er eine Aufgabe übernommen und sie zu Ende geführt. Das lässt Ihn sagen: „Es ist vollbracht!“

Damit sind wir hier am Glutkern dessen, was Jesus wollte, worum sich Seine Mission, Seine Sendung drehte. Das heißt: Christen können wir nur dann sein und heißen, wenn wir für diese Mission Zeugen sind.

Genau darum aber ging und geht es in unserer landläufigen Theologie und Verkündigung schon langen nicht mehr. Große Theologen des letzten Jahrhunderts (Guardini, Rahner, Balthasar, Ratzinger) mahnten dies an, fanden letztlich aber gegen den Zeitgeist kein Gehör – ein Zeitgeist, der uns als Kirche hat modern sein lassen wollen, auf Augenhöhe mit den vermeintlichen Anliegen der Zeit und der Menschen. Was wir da vollbrachten, merkten wir zu spät – wenn es denn aufgefallen ist: Dass wir den Menschen nichts mehr zu sagen haben, dass sie uns ausspeien als nicht mehr relevant, ja als störend. Dabei wollten wir doch mit der Zeit gehen, wollten zeigen, welch‘ prima Weggefährte Jesus ist.

Aber eine solche Verkündigung hat nichts mehr wirklich Berührendes und Befreiendes zu sagen: Die eigenen Leute bleiben weg, stimmten mit den Füßen ab. Wer an Ostern nicht in Ferien war, ging vielleicht auch in den Gottesdienst, in die Osternacht, wenn‘s denn passt …

Dabei hat die Botschaft etwas zu sagen, weil Jesus etwas vollbracht hat, was uns gerade jetzt angesichts der Krisen, die Corona und der Krieg ausgelöst haben, Entscheidendes zu sagen hat: angesichts der Angst vor dem Tod und angesichts dessen, was Sünde genannt wird.

- Christus ist für unsere Sünden gestorben, so heißt es von Anfang an in der Verkündigung (vgl. 1 Kor 15,3). Sünde: Absonderung von Gott; das, was wir „unter unseren Füßen“ gerne wegtreten und nicht sehen wollen. Wir hatten gestern die Gelegenheit, darauf zu schauen. Das ist keine Nebensächlichkeit. Das sehen wir angesichts des Krieges. Er ist die letzte Konsequenz menschlichen Fehlverhaltens. Papst Franziskus mahnt uns seit Wochen, da genau hinzuschauen. Die Bußfeier am 25. März zur Weihe Russlands und der Ukraine an die Gottesmutter nahm gerade auch uns alle in den Blick, in das Gebet. Schon die Israeliten der frühen Zeit hatten das richtige Gespür für die Wirklichkeit der Sünde: Eigentlich müsste sich Gott mit Grauen von uns abwenden! Sündopfer waren immer wieder notwendig. Und bewirkten doch nichts!

Bis Gott in Jesus selber kam und an unsere Stelle trat, sich selber opfert: Es ist vollbracht!

Die Folge der Abkehr von Gott, die Konsequenz unserer Lebensverneinung: Jesus trägt es. Wenn wir die leidende Bevölkerung der Ukraine wirklich sehen, dann sehen wir Ihn, Jesus, selbst: In jeder Frau, jedem Mann, jedem Kind – vor allem in jedem Getöteten. Das ist die Konsequenz, die bittere Konsequenz von Lebensverneinung, wenn Unschuldige der Macht geopfert werden.

Die Sünde hat einen Grund: die Angst um uns selbst! Wenn ich mich auf Jesus und Seine Botschaft einlasse: ziehe ich dann nicht den Kürzeren? Es muss mir doch um mein Leben gehen, darum, das Beste daraus zu machen, Teufel komm raus!

So ist die Corona-Pandemie nicht einfach nur der Hinweis, dass wir die Natur nie „in den Griff“ bekommen. Sie zeigt, was auch gläubige Menschen tief verängstigt: den Tod!

Der steht uns allen bevor. Was den Tod aber schlimm macht ist nicht ein früher oder plötzlicher Tod (wer hätte da den Maßstab?), sondern für die Bibel ist das schlimme am Tod der Kommunikationsabbruch mit Gott. Das ist wirklich „Tod“!

Morgen werden wir’s sehen: Den Faden lässt Er nicht abreißen. Die Angst, mich auf die Botschaft einzulassen und damit mein Leben zu verfehlen, statt dessen der Sünde Raum zu geben – dazu besteht kein Anlass mehr! Deswegen: Es ist vollbracht! Heute sollten wir erst einmal schweigen, staunen, uns bewegen und verwandeln lassen.

Weil es vollbracht ist.

Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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