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Geschwätz – oder: Von der verändernden Erfahrung, dass Gott lebt

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zu Osternacht (Lesejahr C)
Geschwätz – oder: Von der verändernden Erfahrung, dass Gott lebt
Geschwätz – oder: Von der verändernden Erfahrung, dass Gott lebt
Was die dummen Gänse da schon wieder schnattern. Auferstanden! Wer soll das den bitte glauben?! © Alexas_Fotos auf pixabay.com

Die Texte der Osternacht des Lesejahres C finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Die Heilige Woche: Am Palmsonntag zog er in Jerusalem ein: Der friedliche König Jesu, der im Verlauf dieser Woche sein Werk auf Erden vollendet und schließlich über den Tod siegt. Ab Gründonnerstag finden Sie hier je die Predigt zum aktuellen Tag:

Liebe Schwestern und Brüder,

„Geschwätz“ – das hält man von dem, was die Frauen sagen, als sie vom Grab zurückkommen. Sie berichten von ihrer Erfahrung, von der Begegnung, die sie nicht erwarteten. Sicher hat man ihnen ihre Aufregung angemerkt. Ich stelle mir die Situation vor. Und dann: Das Abwinken der anderen. Völlig überdreht. Phantastisch. Hysterisch. Und doch: Petrus geht zumindest selbst hin, zum Grab. Schaut. Ist ratlos.

- So geht es uns doch auch, das ist doch auch unsere Erfahrung: Andere halten es für Geschwätz! „Frohe Ostern!“ sagen wir in diesen Tagen. Freundliches Kopfnicken und Erwiderung. „Christus ist auferstanden, Er lebt“ – erstaunter Blick, ersterbendes Lächeln. „Na ja, wen man’s denn wüsste“ – so oder ähnlich die Reaktion. Kurzum: Man hält’s für Geschwätz!

- Glauben wir selbst daran? Nach der Allensbach-Studie, die vor wenigen Monaten veröffentlicht wurde, glaubt nur noch ein kleiner Teil der Katholiken (!) an die Auferstehung. Woran wird da geglaubt? Da müssen wir uns doch die Frage des Engels an die Frauen auch gefallen lassen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“. Kann es sein, dass wir in guter Absicht genau das tun? Den Toten ehren, anstatt dem Lebenden zu begegnen?

Wenn Er schon nicht mehr da ist, dann mache ich wenigstens aus Seiner Botschaft noch etwas Sinnvolles: ein Sozialprogramm; einen Appell für den Einsatz für die Armen; oder die Schöpfung; oder eine Kirche, in der sich wirklich alle angenommen und geborgen fühlen. Das Kreuz wird so dann auch umgedeutet zum Zeichen, dass Widerstände irgendwie dazugehören, das Gute aber nicht zum Verstummen gebracht werden kann.

Sind das nicht hilflose Versuche, aus Jesus etwas zu „machen“, Ihn irgendwie am Leben zu erhalten? Ist das vielleicht unsere größte Versuchung: Ostern zu „machen“, anstatt zu feiern? Menschen spüren, wenn etwas „gemacht“ ist … Was aber haben wir dann wirklich zu sagen: Denen, die Angst haben vor dem Tod? Denen, die in Butscha und andernorts ihre Toten betrauern?

- Jesus lebt doch nicht, weil wir an Ihn glauben! ER lebt, weil der Vater es will. Er lebt, weil Gott das Leben liebt, und keine noch so große Todesverliebtheit des Menschen daran etwas ändern wird!

Kann ich das beweisen? Nein! Ich kann es nur erfahren und das ist mehr als ein Beweis. So, wie die Erfahrung von Liebe der entscheidende Beweis ist, dass ich geliebt werde. Die Evangelien berichten uns von Erfahrungen. So wird die Botschaft weitergegeben. Bis heute. Erfahrungen, die ich nicht machen im Sinne von „produzieren“ kann. Beziehung lässt sich nicht machen. Die schenkt sich. Wo ihr Platz eingeräumt wird. Dort, wo Jesus hineinkommen kann. Kann Er uns mit Seiner Präsenz überraschen?

„Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20), so sagen später die Apostel und geben Zeugnis. Viel zu lange haben wir hier nicht auf die Zeugen der Auferstehung gehört, die unter uns sind. Mir ging’s auch so. Und ich hab’s selbst erlebt: Wer ihnen zuhört, der spürt, wie das eigene Herz dabei brennt, der öffnet sich für die Erfahrung, die Er schenken wird. Und Er wird sie schenken. Das verändert alles. Alles!

Gerade unser Zusammensein als Christen, als Gemeinde: In ihr kann durch Ostern Seine Gegenwart spürbar werden. Das hat Folgen: Die Angst vor Krankheit und Tod wird nicht mehr die beherrschende Stimme sein. Das Leben siegt. Und damit hat auch all das Lebensverneinende keine Lebensberechtigung mehr: Hass, Schuld, Unversöhntheit. Haben wir in den letzten Tagen aufgepasst: Das hat ER ausgeräumt!

Ja, es mutet an wie Geschwätz, aber wir Christen können durch unser Tun, unsere Haltung bezeugen, dass es stimmt: Dass wir alle mehr sind als die Summe unserer Fehler und unserer Schuld; das ein Neuanfang immer möglich ist, auch wenn er – wie jetzt im Krieg – menschlich unmöglich erscheint. Nicht, weil wir es könnten, weil wir den Weg wüssten. Nein: Weil Er alles dafür getan und gegeben hat, dass es gelingt. Dass das Leben siegt. Immer. Das verändert alles. Wir Christen und die Kirche sollten nun damit aufhören, uns damit zu beschäftigen, in welchem Licht wir angestrahlt werden und andere uns sehen.

Wir sollten einfach ausstrahlen.

Sein Licht.

Weil ER lebt.

Halleluja.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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