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Die Feier der Heiligen Tage – oder: die Antwort Gottes auf das Unheil der Welt

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zum Palmsonntag (Lesejahr C)
Die Feier der Heiligen Tage – oder: die Antwort Gottes auf das Unheil der Welt
Die Feier der Heiligen Tage – oder: die Antwort Gottes auf das Unheil der Welt
Palmsonntag heißt es nicht weil man an diesem Sonntag auf den Cook Inseln unter Palmen liegt, sondern weil Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem mit Palmzweigen begrüßt wurde. Sie waren ein Symbol für Leben, Unabhängigkeit und Sieg und somit ideal als Bild für den friedlichen König, der im Verlauf dieser Woche über den Tod siegt. © Julius Silver auf pixabay.com

Die Texte des Palmsonntags des Lesejahres C der Lesungen (Jes 50, 4–7 und Phil 2, 6–11) und die Passion (Lk 22,14 – 23, 56) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Die Heilige Woche: Am Palmsonntag zog er in Jerusalem ein: Der friedliche König Jesu, der im Verlauf dieser Woche sein Werk auf Erden vollendet und schließlich über den Tod siegt. Ab Gründonnerstag finden Sie hier je die Predigt zum aktuellen Tag:

Liebe Schwestern und Brüder,

mit dem Palmsonntag beginnen für uns Christen die wichtigsten Tage im ganzen Jahr. Mit ihnen steht und fällt alles, warum wir sind, was wir sind, warum es Kirche gibt. Eben nicht Osterhase und Frühlingsfest, sondern Leben und Tod, Schuld und Vergebung. Zugegeben: An der offensichtlich immer stärker spürbaren Bedeutungslosigkeit der Kar- und Ostertage haben wir Christen einen gehörigen Anteil, denn – liest man aufmerksam, was darüber in frommen Blättern und Pfarrbriefen geschrieben steht – für viele von uns war es schlicht ein „nice to have“ für die, die nicht in Osterferien fuhren.

In diesem Jahr könnte es anders sein, weil uns die Wirklichkeit auf eine sehr brutale Weise umarmt – oder anders: In diesem Jahr könnte deutlich werden, welche Antwort uns Gott auf die menschliche Wirklichkeit gibt, die von Tod und von Schuld geprägt sind. Der „Erlöser“, der „Sieger über den Tod“, der „Heiland“ – diese Titel Jesu sind hochaktuell!

- Seit einigen Jahren versucht man auch im katholischen Milieu, Glaube und Kirche „attraktiv“ zu machen. Wie auch immer man das nennen mag – wir sagen „Kirchenentwicklung“ – letztlich müsste ehrlich gesagt werden: Gut gemeint aber nicht wirklich wirkungsvoll. Es hat den Anschein, als würden wir krampfhaft versuchen, „sauer Bier“ an den Mann zu bringen. Irgendetwas muss doch attraktiv sein an Kirche und Glauben. Mit guten Strategien müssten wir das doch an die Mann und die Frau bringen. Offensichtlich ist das nicht so!

Zwei Ereignisse allerdings zeigen uns, wie hochaktuell die christliche Botschaft ist, wie sie Trost und anker gerade für diejenigen sein kann, die so verunsichert und verängstigt sind, deren Koordinaten des Lebens durcheinander geraten sind. Die Heiligen Tage, die wir nun beginnen, haben damit zu tun.

- Die Pandemie bedeutete gerade für die westliche Welt eine ungeheure Kränkung: Wir sind sterblich! Jederzeit! Ohne Versicherungsschutz! Prinzipiell wussten wir es, aber jetzt kam es unmittelbar nahe an uns heran – ein Wissen, mit dem Menschen in Indien oder vielen Teilen Afrikas immer schon und täglich leben. Was schützt uns? Die Maske! Es ist symptomatisch, dass die offizielle deutsche Kirche in dieser Krise fast völlig abtauchte.

Der Krieg in der Ukraine schockiert uns alle. Wer hätte das gedacht? Wir sind doch so aufgeklärt und vernünftig. Es wäre jetzt so leicht, den russischen Machthaber für all das Schreckliche alleine verantwortlich zu machen. Nicht nur der Papst sieht das anders. Es gibt Strukturen des Bösen, in die wir alle hinein verstrickt sind. Es gibt Schuld – persönliche – und es gibt Verflechtungen, die uns schuldig werden lassen. Das beschämt uns, und das ist, neben dem tiefen Erschrecken, höchst ehrlich.

- Wir stehen nun am Beginn der für uns wichtigsten Feiertage: Es geht in ihnen um die Frage nach dem Tod – und um die Frage nach der Schuld. Beides sind Realitäten, denen wir hilflos ausgesetzt sind. Das ist das Schockierende der beiden so ganz unterschiedlichen Krisen. Christus ist gekommen, damit wir das Leben haben – und Er ist gekommen, um uns von der Schuld und ihrer Konsequenz zu befreien. Wenn das nicht hochaktuell ist!

Es beginnt hier und heute mit der Feier des Palmsonntags: „Christus, unserem König, huldigen“ wir, wie es zu Beginn der Feier hieß. Ich bekenne mit ganzem Herzen: Dir vertraue ich meine, unsere Angst und Sorge an. Du schenkst uns die Lösung, die wir selbst nicht machen können. Wenn wir als Christen doch begreifen würden, welchen Dienst wir der Welt damit erweisen!

Mit den Zweigen in der Hand, mit dem Bekenntnis, dass ER unser König ist, lässt uns die Liturgie heute nicht in fromme Nischen abschweifen. Nein, es geht gleich an die Kernschmelze eines jeden Vertrauens: Zur Realität von Verrat, Leiden und Tod! Geht es aktueller?

Seine Antwort darauf feiern wir in den kommenden Tagen, Schritt für Schritt sind wir eingeladen, Christus zuzuhören, vom Ihm zu lernen – Christen zu werden.

Wie selten sonst kommt es darauf an, zu begreifen und zu verkünden, was wir da feiern. Wer sonst könnte der Welt jetzt Hoffnung schenken?

Amen

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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