Pfingsten 2023: Gesendet werden
Die Texte an Pfingstsonntag des Lesejahres A, die Lesungen (Apg 2, 1–11 und 1 Kor 12, 3b–7.12–13) und das Evangelium (Joh 20, 19–23), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Die Texte an Pfingstmontag des Lesejahres A, die Lesungen (Apg 10, 34–35.42–48a und Eph 4, 1b–6) und das Evangelium (Joh 15, 26 – 16, 3.12–15), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
von Angst besetzt, die Türen verschlossen – so präsentiert das Evangelium die Jünger am Abend des Ostertages. Christus war da schon auferstanden, Maria Magdalena berichtete den Jüngern davon, aber die Angst hielt die Jünger dennoch gefangen.
Kirche und Gläubig ängstliche und befangen eingeschlossen in den eigenen Räumen und Vorstellungen, trotz der Botschaft des Auferstandenen – ist das eine zu negative Beschreibung unserer derzeitigen Wirklichkeit? Eine Predigt darf auch provozieren und so behaupte ich: Ja, so erlebe ich die Kirche auch immer wieder, so erlebe ich uns. Dies umso mehr, als ich dieser Tage einen Zeitungsartikel über eine Pfingstkirche – die „Christchurch Köln“ – las (Sie nennen es Chillen, FAZ vom 26.05.23, S. 12). Da ist trotz der nüchternen Beschreibung durch die Journalistin eine solche Glaubensüberzeugung durch den leitenden Pastor zu spüren, die offensichtlich anspricht. Wie Petrus damals in Jerusalem, so spricht er direkt und klar die Menschen an, lädt zu großen Gottesdiensten im größten Kinosaal Kölns ein – und erlebt Zulauf. Es geht nicht um „Erfolg“ – es geht um das schlichte Wissen: Gott hat jedem von uns Gaben geschenkt, die für die Botschaft Seines Reiches eingesetzt werden. Diese Botschaft zieht an, weil sie Sinn stiftet.
- Jesus kommt in die Mitte Seiner Jünger und spricht ihnen den Frieden zu. Shalom. Shalom meint nicht Abwesenheit von Krieg oder Auseinandersetzung. Shalom meint eine Ruhe und Sicherheit, die ich spüre, da ich weiß, in Gott geborgen zu sein. In allem, was mich umgibt und umtreibt.
Für mich merke ich viel zu oft, dass ich aus dieser Ruhe herausfalle. Dagegen hilft nicht immer nur das Gebet allein. Wie wichtig ist es da, Menschen um sich zu wissen, die aufmuntern und ermutigen. Das ist der Sinn und Zweck unserer Gemeinschaft, die wir Gemeinde, Kirche nennen. Kirche heißt „Kyriake“ = dem Herrn gehörig, und sie hat einen Auftrag: „Ich sende euch!“
Das bekommen wir heute wieder gesagt: Ich sende euch – ER sendet uns! Wir spüren sehr schmerzlich den Rückgang der Mitgliederzahlen der Kirche, wir versuchen zu halten, was noch eben geht – und man muss kein Pessimist sein, um die Vergeblichkeit vieler unserer Bemühungen zu erkennen. Natürlich: Wir haben so viel, auch an Besitz – das bindet Kräfte, und die Erinnerung an frühere Zeiten macht es oft schwer, neuen Visionen Raum zu geben.
Aber wir feiern Pfingsten! Hören wir hin: „Friede sei mit euch!“ Wenn wir das mit dem Herzen hören würden! Macht euch keine Sorgen und lasst euch von der Stimme führen, die ihr in euch hört. Damit geben wir dem Hl. Geist Raum, dessen Tempel wir sind, wie es Paulus sagt (vgl. 1Kor 3,16).
Und dieser Geist befähigt uns zu etwas Wunderbarem. Im Evangelium lesen wir: „wem ihr die Sünden vergebt“. Da geht es nicht um Nebensächliches. Da geht es um die große Misere des Menschen: dass er sich Gott gegenüber verschließt; dass er kein Vertrauen zu Ihm hat; dass er sich nicht als geliebtes Kind Gottes ansehen kann; dass er immer wieder seiner eigenen Würde zuwider handelt. Einem solchen Menschen zu sagen, dass Gott ihn kennt, ihn annimmt, ihn liebt – ihm vergibt!
Im Auftrag Gottes einem anderen vergeben: das kann ich nicht aus mir selbst. Das wäre bloßes Meinen. Da spricht Gott aus uns dem anderen zu. Menschen spüren, ob das, was sie da hören, authentisch ist.
„Jesus ist der Beste darin, mit uns zu reden, uns unsere Identität zu zeigen und mit uns auf eine Reise zu gehen“, sagt der leitende Pastor der eben erwähnten Pfingstkirche.
Ja, seit 2000 Jahren sagt es Gott durch Jesus Christus, dass ER mit dem Menschen reden und ihn belgeiten will. Die Frohe Botschaft ist, dass ER dafür immer wieder Mittel und Wege findet, um das zu erreichen. Ich möchte gerne dabei sein – hier, in Seiner Kirche, in der ER wieder durch die verschlossene Tür eintritt, um uns Seinen Frieden zuzusprechen.
Amen.
Liebe Schwestern und Brüder,
in der Osternacht haben wir unser Taufversprechen erneuert. An Pfingsten wollen wir uns an unsere Firmung erinnern. So lasst uns darum um die Gaben dieses Geistes Gottes bitten, der uns befähigt, SEIN Wort durch unser Leben zu verkünden:
- Komm herab, Du Geist der Weisheit, so dass wir fähig werden, Deine Gegenwart unter uns zu entdecken und anderen Zeugnis Deiner Liebe zu geben.
(Nach jeder Bitte folgt eine Strophe des Hl.-Geist-Liedes GL 342) - Du Geist der Einsicht, wir bitten Dich besonders für die Kriegs- und Konfliktparteien in der Ukraine und auf der ganzen Erde, dass die Sehnsucht nach Frieden und Einigkeit den Wunsch nach Rache und Gewalt überwindet.
- Komm herab, Du Geist des Rates, und stärke besonders diejenigen, die in dieser Zeit Verantwortung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben.
- Du Geist der Stärke, hilf denen auf, die durch innere oder äußere Not nicht mehr ein noch aus wissen und lass sie in menschlicher Nähe auch Deine Gegenwart erkennen.
- Komm herab, Du Geist der Erkenntnis, und stärke unsere Kinder und Jugendlichen, so dass sie die Freude verspüren, die ein Leben aus Deiner Freundschaft schenkt.
- Du Geist der Frömmigkeit, Dir vertrauen wir unsere Verstobenen an, denn an Dich und Deine Führung glaubten sie (hier werden die Namen genannt!). Lass sie nun im Himmlischen Jerusalem Wohnung finden.
Du Geist des Vaters und des Sohnes, der uns die Gottesfurcht eingießt. Du hast die Jungfrau Maria überschattet und wurdest über die Apostel und die ganze Kirche ausgegossen. Belebe Deine Gläubigen und stärke uns mit Deinen Gaben, so dass wir IHM immer ähnlicher werden, unserem Herrn Jesus Christus, der in der Einheit des Vaters mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.