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Ostern lebt aus der Erfahrung

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zu Ostern (Lesejahr C)
Ostern lebt aus der Erfahrung
Ostern lebt aus der Erfahrung
Viel haben wir in der Heiligen Woche erfahren, aber das beste Wissen nützt nichts, wenn man es nicht anwendet. © Gerd Altmann auf pixabay.com

Die Texte des Ostersonntages des Lesejahres C der Lesungen (Apg 10, 34a.37–43 und Kol 3, 1–4 oder 1 Kor 5, 6b–8) und das Evangelium (Joh 20, 1–18) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa … Gott hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen

Apg 10, 37ff

Die Heilige Woche: Am Palmsonntag zog er in Jerusalem ein: Der friedliche König Jesu, der im Verlauf dieser Woche sein Werk auf Erden vollendet und schließlich über den Tod siegt. Ab Gründonnerstag finden Sie hier je die Predigt zum aktuellen Tag:

Liebe Schwestern und Brüder,

Wir wissen es. Deshalb: Maria, weine nicht. Vergeude deine Zeit nicht am Grab. Verkünde, dass das Leben über den Tod siegt.

Wir wissen es. Deshalb: Ihr Jünger auf dem Weg nach Emmaus, wie ist eure Trauer so verständlich. Aber ihr irrt euch. ER hat euch doch gesagt, was geschehen wird. Warum glaubt ihr Ihm nicht?

Was könnte sich hier und jetzt alles ändern, wenn wir das genau so verkündeten, erzählten – glaubten? Wir ahnen es. Aber irgendwie: Wir trauen uns nicht. Und: Wir trauen Ihm nicht!

Geht es uns nicht wie den Jüngern, von denen das Evangelium der Osternacht erzählt hat? Sie hielten den Bericht der Frauen von den Engeln und dem leeren Grab für Geschwätz! Kinder mag man damit noch beeindrucken – aber uns Erwachsene, aufgeklärte Menschen?

Es ist eigenartig, dass viele von uns in einer Parallelwelt von Literatur, Kunst und Film Phantastisches lesen, sehen und hören und davon verzaubern lassen – aber dann immer wieder umschalten in den Modus des Alltags, den Modus des Abgestumpft-Seins!

Dabei – wir wissen es doch alle: Das Leben strahlt uns durch einen Sonnenstrahl an, den Anblick einer Blüte, eine Umarmung, einen Kuss – und wir wissen (wir wissen!): Es ist gut!

- Was grausam ist, ist oft genug unsere Realität, die uns umgibt. Eine Realität, die wie bei Corona von Tod spricht. Eine Realität, die wie beim Krieg von Zerstörung und unmittelbarer Gefahr spricht, die die vielen Flüchtlinge lebendig und glaubwürdig bezeugen können. Diese Realität umgibt uns nicht nur, sie umfängt uns mit Krakenarmen, durch die nicht wenige zu ersticken drohen. Es ist grausam, dass wir dadurch kaum etwas anderes wahrnehmen, geschweige denn an uns heranlassen können.

- Bei Maria von Magdala brauchte es mehrere Anläufe, bis sie erkennt, mit wem sie da spricht. Bei den Emmausjüngern einen langen gemeinsamen Weg, bis die Worte des Herrn sie erreichen und zur Umkehr bewegen können.

Es sind ihre Erfahrungen, die am Anfang stehen. Erfahrungen, die alles Bisherige umgewälzt haben, Erfahrungen, an denen das Gerede von Geschwätz zerschellt ist. Dabei aber – und das ist Ostern! – sind diese Erfahrungen immer wieder gemacht worden, immer wieder neu: Der zweifelnde Thomas hat sie gemacht; sieben Jünger am See von Galiläa, als sie fischen waren; verängstigte Jünger im Abendmahlssaal; Frauen auf dem Weg vom leeren Grab; Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben; Menschen, die von einer Krankheit genesen sind und die wussten, dass das Wunder nicht die Genesung ist, sondern ihr Wissen um das Leben; Menschen, die nach einer schweren Schuld wieder neu anfangen konnten und zum Segen für andere wurden; Menschen, die wissen, dass in ihrem scheinbar eintönigen und mühseligen Alltag Gott selbst am Werk ist, um durch sie dem Leben anderer eine ganz entscheidende Wende zu geben.

- Es sind die Erfahrungen von Nähe und Begleitung Christi, die uns – wie auf unserem Osterbild – immer wieder ins Leben ziehen. Immer wieder. Bis wir einmal ganz angekommen sein werden bei Ihm. Wo wir hingehören. „Richtet euren Sinn auf das, was oben ist“ (Kol 3,2), sagt Paulus an die Kolosser.

Das ist das Entscheidende. Das ist das „+-Zeichen“ vor der Klammer, das Kreuz Jesu vor meinem Leben. Das macht den Unterschied.

Gerade jetzt in der Zeit von Corona und der Angst: Christus ist gekommen, um uns durch diese Angst in das Leben hineinzuführen!

Gerade jetzt in der Zeit des Krieges: Die Solidarität und die Hilfsbereitschaft, die wir zeigen, sind großartig. Es gibt darüber hinaus aber noch die Botschaft der Versöhnung, die nur Gott schenken kann, die alles neu machen wird. Wirklich alles.

Wir wissen es – denn wir haben es in diesen Tagen gefeiert.

Halleluja.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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