Mach’s wie Jesus: lebe aus dem Vertrauen!
Die Texte am 7. Sonntag der Osterzeit des Lesejahres B, die Lesungen (Apg 1, 15–17.20ac–26 und 1 Joh 4, 11–16) und das Evangelium (Joh 17, 6a.11b–19), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
in unserer religiösen Sprache gibt es Worte, an die wir uns gewöhnt haben. Wir benutzen sie selbstverständlich. Aber: Drücken wir uns selbst wirklich mit ihnen aus, wenn wir sie verwenden? Oder sind sie eher wie Kleider, die wir je nach Laune tragen und auch wieder weglegen können?
Jesus Christus hat Worte benutzt, die zum Grundwortschatz unseres Glaubens gehören. Aber wie bei manch anderem auch: Es kann ein Zustand der Gewöhnung eintreten und wir laufen Gefahr, das Gemeinte nicht mehr zu sehen.
Was mir selbst beim Lesen des heutigen Evangeliums deutlich wird: Wie Jesus von Gott spricht! ER nennt Ihn „Vater“. An anderen Stellen der Evangelien hören wir sogar „Abba“, „Papa“! Das beschäftigt mich und ich möchte dem mit Ihnen nachgehen – dabei aber nicht die auf Thematik der Geschlechterfrage eingehen, weil es mir hier in der Kürze um das Anliegen Jesu geht!
„Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart“ (17,6a), heißt es heute. „Ich habe ihnen gesagt, wer und was du bist“, können wir übersetzen. Jesus hat uns durch Sein Leben gezeigt, was religiöses Leben in der Nachfolge bedeutet. Aber noch viel Grundsätzlicher hat Er uns mitgeteilt, wer und was Gott ist: Dass dieser Gott uns einlädt, in einem innigen Verhältnis zu Ihm zu leben, tief verbunden, wie es nur Blutsverwandtschaft kennt, allen Vertrauens würdig, wie dies in einem Kind-Vater-Verhältnis zum Ausdruck kommt.
In meinem Leben als Priester und Theologe habe ich schon viele Gespräche darüber geführt, was über das Verhältnis von Gott und Mensch zu sagen ist. Viele davon waren interessant, aber noch mehr waren fleisch- und kraftlos und letztlich nichts anders als der Versuch, sich Gott vom Leibe zu halten. Mich selbst haben dabei meist ganz normal-geerdete Menschen berührt, die aus einem schlichen und ehrlichen Vertrauen gegenüber Gott lebten und sich so behütet und getragen wussten. So zu leben beutetet nicht, alles zu verstehen. Es bedeutet aber, mich in gutem Sinne kindlich geborgen und geschützt zu wissen.
- Die Tage vor Pfingsten sind für alle Getauften eine Einladung, sich wieder neu bereit zu machen. Bereit dafür, den Geist Gottes, Seine Kraft und Gegenwart durch uns wirken zu lassen. Das geschieht nicht automatisch. Gott ist keine Sache, ER ist Person und spätestens durch Jesus wissen wir, dass ER frei lässt, nicht zwingt, dass ER einlädt und ruft. Dieser Gott macht sich so klein, dass ER mir die Entscheidung überlässt, Ihn als Weggefährten zu begrüßen. Natürlich hat meine Entscheidung Konsequenzen – wie sollte sie sie nicht haben?! Mich für Ihn zu entscheiden oder nicht ist ein himmelweiter Unterschied. Das macht Jesus im Gleichnis vom Verlorenen Sohn deutlich. Und dort wird auch klar: Dieser Vater verurteilt nicht, straft nicht. ER ist einer, der warten kann, weil ER liebt! ER möchte, dass mein Leben hier auf Erden gelingt, dass ich das einsetze, was ER in mich gelegt hat; dass ich entdecke und verwirkliche, was ER durch mich für gute Pläne mit dieser Welt hat.
- Im Evangelium heißt es heute: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt“ (17,18). Es geht in meinem Vertrauen gegenüber Gott nicht einfach um meine persönliche Spiritualität. Es geht darum, wie viel möglich wäre und ist, wenn wir wie Jesus aus dem bedingungslosen Vertrauen Dem gegenüber lebten, den Er Vater nennt. „Himmelfahrt“, die wir am Donnerstag feierten, bedeutet ja, dass Jesus nicht weg, sondern gegenwärtig ist: „Himmel“ ist der Begriff für die Gegenwart Gottes. Jesus ist da, Sein Geist will uns Mut machen. In Abwandlung eines bekannten Wortes könnten wir sagen: „Macht's wie Jesus: lebt aus dem Vertrauen!“
Ich frage mich, ich frage uns: Was wäre da alles noch möglich, über all das hinaus, was Christen jetzt schon in und für diese Welt sind, wenn wir uns auf dieses Vertrauen noch konsequenter einlassen würden? Wieder einmal ist das Evangelium eine Einladung.
Amen.
Unseren Herrn Jesus Christus, der uns sendet, in dieser Welt Zeugen der Frohen Botschaft zu sein, bitten wir:
- Hilf uns als Deiner Gemeinde, danach zu fragen und zu schauen, für wen wir in Deinem Namen da sein sollen, und schenke uns die ehrliche Bereitschaft, uns in Deinem Auftrag senden zu lassen.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Lass unsere Kinder und Jugendlichen auch durch das Vorbild ihrer Eltern erfahren, dass Du ein Gott bist, der ihre Namen kennt und sie auf ihrem Lebensweg begleiten möchte.
- Schenke Deiner ganzen Kirche, den Christen aller Konfessionen, in der Zeit der Vorbereitung auf Pfingsten neue Zuversicht, um die Wege zu erkennen, die Du heute mit uns und allen Menschen gehen willst.
- Schenke den Mutlosen neue Zuversicht, den Enttäuschten neue Hoffnung, den Verlassenen neue Lebensfreude und allen Trauernden Deinen Trost.
- Wir bitten auf die Fürsprache Mariens für alle Mütter: Segne ihr Tun, vergilt ihnen alles Gute, tröste sie in ihrer Sorge und lass sie erfahren, dass ihre Liebe niemals vergeblich ist.
- Schenke unseren Verstorbenen bei Dir die Gemeinschaft, auf die sie im Leben gehofft haben.
Denn Du führst uns zum Vater, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebst und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.