„Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9)


- „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9)
Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zum Aschermittwoch 2022 und der Frage was in dieser besonderen Zeit nun „ansteht“ zum Download
Die Texte des Aschermittwochs des Lesejahres C der Lesungen (Joël 2, 12–18 und 2 Kor 5, 20 – 6, 2) und des Evangeliums (Mt 6, 1–6.16–18) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
wir alle stehen nun am Beginn der Fastenzeit und jeder und jede möge sich selbst fragen, was in dieser besonderen Zeit nun „ansteht“. Darüber hinaus sind wir aber auch eine Gemeinschaft, die ihre Kräfte bündeln kann und sollte, um als solche erneuert zu werden.
Papst Franziskus lädt die Kirche in seiner Botschaft zur diesjährigen Fastenzeit ein, „das Gute zu tun und dabei nicht müde zu werden“. Er bezieht sich dabei auf den Apostel Paulus in dessen Brief an die Galater, in dem dieser auch von der Ernte spricht, die kommt, sobald die Zeit dafür reif ist.
Kirche steht derzeit in unserem Land nicht gut da. Menschen treten scharenweise aus und vollziehen meist so einen Schritt, der schon länger geplant war, jetzt aber vollzogen wird. Menschen sind enttäuscht, Gläubige ratlos. Was ist die Kirche? Wem dient sie? Was ist ihr Wesen? Unterschiedliche Rezepte zur Krisenbewältigung werden angeboten: Radikaler Umbau der Machtstrukturen; Verlassen bisheriger theologischer Überzeugungen in Bezug auf den Dienst des Priesters; Neudenken moralischer Grundprinzipien der christlichen Sicht auf den Menschen.
Wenig ist hierzulande von der geistlichen Erneuerung die Rede, die vor der Erneuerung der Organisationsstrukturen stehen muss. Es ist vielleicht auch eine deutsche Herangehensweise in Bezug auf Veränderung.
Der Papst allerdings ruft schon lange zu einer geistlichen Erneuerung auf, die vor allem danach fragt, was jetzt im Sinne Jesu zu tun ist.
„Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“. In drei Schritten legt er dar, wie dies aussehen kann:
- Lasst uns nicht müde werden zu beten: Wir brauchen das Gebet, weil wir Gott brauchen. Christen möchten Zeugen eines Gottes sein, der sich jedem und jeder barmherzig zuwendet. Dies können wir nur glaubhaft tun, wenn wir Kanäle dieses Gottes sind und immer mehr werden! Nicht eines Gottes, den ich mir ausdenke, sondern eines Gottes, mit dem ich im Gespräch bin. Eines Gottes, der mir Trost spendet, bei dem ich meine eigene Ratlosigkeit und Hilflosigkeit angesichts des Leids dieser Welt eingestehe: Was die Pandemie und jetzt der Krieg angerichtet haben und anrichten. In diesem Sturm sitzen wir alle gemeinsam im Boot und nur gemeinsam können wir uns retten. Retten kann uns nur der Blick auf IHN.
- Lass uns nicht müde werden, das Böse in unserem Leben auszurotten: Dieses Bemühen gehört ausdrücklich in diese Fastenzeit hinein. Wir sehen, dass das Böse aus dem Herzen des Menschen steigt – auch aus meinem! Es sind die Begierlichkeit und die Selbstsucht, die das Miteinander vergiften, im Kleinen und Großen. Wir haben das bei der Pandemie gesehen und sehen es auch jetzt im Ukraine-Krieg. Wir sind als Christen aufgerufen, dem Frieden und dem Zusammenleben der Menschen zu dienen und dieses Bemühen findet seinen Anfang in uns selbst. Es gehört dazu, sich in dieser Zeit dem eigenen Schatten zu stellen und von Gott die Vergebung zu erhalten, die zur Erneuerung führt. Hier ist jeder und jede gerufen, im Sakrament der Buße um diese Vergebung zu bitten!
- Lasst uns nicht müde werden, in tätiger Nächstenlieben Gutes zu tun. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt und jeder mag schauen, wo er hier den Samen des Guten aussät. Wichtig ist, dass wir es tun, dass wir uns öffnen, gerade denen gegenüber, die Schweres zu tragen haben.
Lassen wir uns in dieser Zeit wieder neu auf diese Grundpfeiler des Glaubens ein und lassen wir uns so überraschen: Davon, dass es Christus ist, der Seine Kirche baut und sie führt; dass sie nicht uns gehört, sondern dass wir gerufen sind, unserer besten Kräfte in ihr zu Entfaltung zu bringen.
Nicht Organisationsstrukturen werden uns helfen und retten, sondern nur das ehrliche und tätige Vertrauen in DEN, der uns heute bittet, als Seine Kirche am Reich Gottes mitzubauen.
Das ist es, worum es eigentlich immer geht – in dieser Zeit aber ganz besonders.
Amen.
Zu Gott, der uns diese Gnadenzeit schenkt, um mit Ihm am Heil der Welt zu wirken, rufen wir:
- Verhilf in diesen Tagen den internationalen Friedensbemühungen für ein Ende des Krieges in der Ukraine zum Erfolg und lass uns alle daran mitwirken, dass es in unserer Welt gerechter und friedlicher zugeht.
(Herr, erhöre uns – Herr, erhöre uns) - Hilf Deiner Kirche in dieser Zeit der Umkehr zu einer neuen Glaubenskraft zu finden, um so der Welt Deine Nähe und Barmherzigkeit glaubhafter als bisher zu bezeugen.
- Sei allen nahe, die sich in dieser Fastenzeit wieder neu um eine lebendige Beziehung zu Dir mühen und komme ihnen mit Deiner Liebe entgegen.
- Sei denen nahe, die den Armen und Notleidenden beistehen, die ihnen Zeit schenken, ihrer materiellen Not Abhilfe schaffen und ihnen ihr Herz öffnen.
- Wir bitten um Vertrauen für alle Kranken; um Kraft für alle, die in der Pflege tätig sind; um Trost für die, die einen geliebten Menschen verloren haben
- Lass unsere Verstorbenen die Gemeinschaft erfahren, zu der wir alle berufen sind.
Gott, unser Vater, wir danken Dir für diese 40 Tage der Gnade, die Du uns jedes Jahr schenkst. Begleite und stärke uns. So bitten wir Dich durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.
