Ihr seid das Licht der Welt – oder: von Ihm her leuchten
Die Texte des 5. Sonntages im Jahreskreis des Lesejahres A, die Lesungen (Jes 58, 7–10 und 1 Kor 2, 1–5) und das Evangelium (Mt 5, 13–16), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
ich war so fasziniert, so tief beeindruckt von diesem Selbstbewusstsein: „Die Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt!“ So hörte ich es bei einem Kongress der amerikanischen Freikirche „Willow Creek“ vor einigen Jahren: „The local church is the hope of the world!“ Christen bringen Licht in die Welt, in den konkreten Alltag. Sie verändern zum Guten, einfach dadurch, indem sie da sind: Christen, die Christus die Möglichkeit zum Handeln bieten. Sie öffnen Ihm die Tür. Das hat Auswirkungen: Das spüren gerade auch die, die sich im Dunkeln zu verlieren drohen: Traurige, Kranke, Süchtige, Gescheiterte, Einsame …
- „Ihr seid das Salz der Erde – ihr seid das Licht der Welt“: Diese Sätze der Bergpredigt waren mir vertraut (gerade in den Jugendgottesdiensten der ‘70iger-Jahre immer wieder besungen). Aber hier wurden sie so konkret, beinahe zum Anfassen. Sie wurden Gegenwart.
Wer mich kennt, der weiß: Von solchen Erlebnissen erzähle ich – „wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund“ (vgl. Lk 6,45). Raten Sie mal, von welcher Seite ich die meiste Skepsis, ja Ablehnung erfahren habe! Genau: Von Beschäftigten der Kirche! Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich – vielleicht war es auch ein Reflex auf meine überbordende Begeisterung – aber es wurde sichtbar, was uns leider nur allzu oft auszeichnet: eine Mittelmäßigkeit, die niemanden stört!
Damit folgen wir aber nicht Jesus nach: „Ihr seid das Salz, das Licht der Welt!“ Das ist kein Imperativ: Ihr „sollt“ sein. Nein. Jesus beschreibt, was wir sind: Ihr seid! ER sagte es damals Seinen Jüngern und denen, die bei ihnen waren. Und genau so sagt Er es hier, heute und jetzt auch uns: „Ihr seid“. Wir sind!
Vor wenigen Tagen haben wir an Darstellung des Herrn ein Licht in die Kirche getragen und in wenigen Wochen werden wir wieder ein Licht in der Hand haben, während es um uns herum dunkel ist: Wir leuchten durch SEIN Licht. Er ist „das Licht der Welt“ (Joh 8,12) – und wer an Ihm hängt, durch den leuchtet Er!
- Liebe Schwestern und Brüder, meine Brüder der Gemeinschaft der Ehemaligen von Cenacolo haben mir in diesen Tagen die Aufgabe gegeben, den Glauben „anders“ zu verkünden. Sie meinen damit wohl konkreter.
Also dann: Ich möchte immer mehr und besser so werden, wie mein bester Freund – wie Jesus. Ich möchte verstehen, wie ER denkt, was ER jetzt in einer Situation an meiner Stelle tun würde. Das geht nur, wenn ich mit Ihm spreche. Wir nennen das Gebet. Ohne den täglichen Austausch mit Ihm laufe ich Gefahr, „etwas“ zu tun, einen „Beruf“ auszuüben, eine Sache zu erledigen. Diese Gefahr gibt es immer wieder. Täglich muss ich mit Ihm sprechen. Täglich. Sie spüren, ob Menschen das tun. Ob sie „verbunden“ sind.
Eine anfängliche Begeisterung reicht nicht. Sie gibt den Anstoß, bringt die Kugel ins Rollen: Sie führt dazu, dass Menschen sich verlieben; dass eine neue Initiative gestartet wird. Das ist es dann aber auch. Ohne ständigen neuen Impuls wird die Kugel stehenbleiben: Beziehungen, Ehen versanden. Da steht oft kein böser Wille dahinter. Es ist halt einfach keine Energie mehr investiert worden, ein tägliches Gespräch, der tägliche Kuss. Immer wieder erleben wir es in der Gemeinde, wie tolle Dinge auf den Weg gebracht werden: der Kirchenladen, Pit & Paula … Der Beginn war stark, brachte viele Menschen zusammen. Die Begeisterung für eine Sache kann anfangs viel bewegen. Ihr fehlt in der Regel aber der lange Atem. Denn: Das Motiv ist nicht die „Sache“ – das Motiv ist eine Beziehung, eine Freundschaft. Die zu Jesus. Damit steht und fällt alles. Sie entscheidet, ob wir Kirche bleiben oder ein Club geworden sind. Sie entscheidet, ob die „Sache Jesu“ weiter geht – oder eine tolle Idee versandet.
Wo das Licht Christi hineinreicht, wird es hell; wo das Salz Seiner Worte die Herzen erreicht, verwandelt es Leben. Das war so und das ist so. Der Mensch – ein Christ zumal – kann der Botschafter Christi sein. Es gibt dafür unzählige Beispiele, auch in der Gegenwart. Allen ist gemeinsam: Sie speisen sich aus dem täglichen, lebendigen Kontakt mit Ihm, aus der persönlichen Beziehung – ob Willow Creek, Cenacolo …
Ich kann mir Gefühle für einen anderen nicht verordnen lassen, auch keine Beziehung. Ich kann mich aber auf den Weg machen, um zu entdecken, wie sehr sie mein Leben verändern kann. Denn: Es geht nicht um mich. Es geht um die Welt, für die wir Licht und Salz sein sollen.
Amen.
Jesus Christus ist das Licht unseres Lebens. Wir bitten Ihn:
- Menschen erfahren in ihrem Leben Dunkelheit: Durch Krankheit, Verlust der Arbeit, Trauer um einen Menschen, Sorgen. Hilf uns, ihnen das Licht zu bringen, das Du selber bist.
(Christus, höre uns - Christus erhöre uns.) - Menschen erfahren die Fadheit ihres Lebens: In lau gewordenen Beziehungen, bei sinnlos erscheinender Arbeit, bei der Bewältigung des Alltags. Hilf uns, dass sie entdecken, dass Du selber die Würze ihres Lebens bist.
- Menschen fühlen sich schutzlos: Gegenüber Mächtigen, einer Politik des Krieges und der Gewalt, einem unpersönlichem Schicksal. Hilf uns, Ihnen die Geborgenheit zu schenken, die Du selber bist.
- Indem wir Dich für andere bitten, bitten wir auch um den Mut, immer mehr Deine Freunde und Freundinnen zu werden, und im täglichen Umgang mit Dir immer glaubwürdiger zu werden.
- Schenke unseren Verstorbenen in der Himmlischen Stadt die Geborgenheit mit Dir und allen Heiligen.
Wenn die Menschen uns sehen, sollen sie den Vater loben, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.