Gloria – Ehre sei Gott in der Höhe
- Pit&Paula – 3. Gottesdienst der 2. Staffel: Gloria – Ehre sei Gott in der Höhe
Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 13. Sonntag des Jahreskreis, an dem auch der dritte Pit & Paula Gottesdienst der 2. Staffel ist zum Download.
Die Texte des 13. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C, die Lesungen (1 Kön 19, 16b.19–21 und Gal 5, 1.13–18) und das Evangelium (Lk 9, 51–62), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
die Kinder hörten vorhin von Bethlehem. Davon, was wir an Weihnachten feiern, wenn Gott selbst als Kind zur Welt kommt. So etwas kann doch keinen kalt lassen! Gloria – Ehre sei Gott!
Am Anfang des heutigen Evangeliums hörten wir von Jerusalem. Dorthin will das Kind, das erwachsenen geworden ist, gehen, um Seinen Lauf zu vollenden. Wir wissen, wie dieses Ende aussehen wird. Auch das kann keinen kalt lassen! Gloria – Ehre sei Gott?
- Die Kinder sprechen jetzt in der Katechese über das Geschehen von Bethlehem. Ob es ihr Leben verändern wird, hängt auch daran, ob wir, die Erwachsenen, dabei glaubwürdige Vorbilder sind. Vorbilder wofür? Vorbilder dafür, sich auf Jesus einzulassen. Kirchenkrise hin oder her – auch vorher schon vermieden nicht wenige, die sich Christen nennen, genau das: Sich auf Jesus einzulassen. Und der Jesus, der uns im Evangelium entgegen tritt, scheint dafür ja auch eine Steilvorlage zu bieten: Kein Ort, um sich hinzulegen; die Toten die Toten begraben lassen; keine halben Sachen, was die Entscheidung für Jesus angeht.
Also wenn das so ist: Das machen doch dann bitte die Spezialisten, Priester und Ordensleute, denn wir können uns in unseren „normalen“ Leben darauf nicht einlassen.
- Der Theologe und Gründer des „Augsburger Gebetshauses“, Johannes Hartl, beschreibt in seinem jüngsten Buch „Eden Culture“ die Sehnsucht des heutigen Menschen und seine Zerrissenheit in einer Gesellschaft, die den Einzelnen immer ruheloser sein lässt. Corona-Krise und Angst vor dem Krieg verschärften das. Drei Quellen nennt er, die eine Lösung sein können:
- Verbundenheit. Mit mir selbst und mit anderen. Mich geborgen wissen, aufgehoben. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, entdecken wir, dass mich Geld, dass mich Besitz und Erfolg nicht in der Tiefe erfüllen können. Ein anderer Mensch – DER Partner schlechthin: wenn er mir mein ein und alles wird, bricht bald alles entzwei. „Der Menschensohn hat keinen Ort für sein Haupt“ – nein, Er weiß sich ganz woanders geborgen. Dazu lädt ER mich ein. Zu einer Verbundenheit, die mir in dieser Welt, wie sie ist, einen festen Stand gibt. Die tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit: Es gibt darauf eine Antwort. Die hat den Gottesssohn viel gekostet. Gloria – Ehre sei Gott!
- Sinn. Was hat das alles für einen Sinn? Hat das, was ich tue, einen Wert, gar einen bleibenden? „Wir werden dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren“, so heißt es immer wieder in Traueranzeigen von Firmen und Vereinen. Das ist gut gemeint. Mehr nicht. Wer erinnert sich nach 5 oder 10 Jahren noch an einen verstorbenen Mitarbeiter und dessen Leistung? Was hat einen bleibenden Sinn, lohnt den Einsatz?
Letztlich gibt es darauf nur eine einzige tragfähiger Antwort, die mich leben und atmen lässt: Ich bin auf dieser Welt, weil ER es wollte und will. Weil in diesem ganzen Gewebe – in diesem großen und bunten Mosaik – ich ein Stein bin, der nicht fehlen soll. „Lass die Toten die Toten begraben“: Verabschiede dich von allem, was deinen Blick, deine Energie, deinen Einsatz nur auf das hier und heute lenken will. In der Gegenwart Jesu entdecke ich den Sinn – auch meines Lebens. Gloria – Ehre sei Gott.
- Schönheit. „Schönheit ist ein Ort, den man nicht mehr verlassen möchte“, bringt es eine Architektin ins Wort. Da spüren wir etwas von Ordnung, Stimmigkeit, Harmonie. Das ist der Gegensatz zur Wegwerfkultur, unter der wir und unsere Umwelt leiden. Zu nichts mehr zu gebrauchen – weg damit! Viele Menschen erleben das – und deswegen glauben sie, dass Schönheit verwelkt, ihr Wert zeitlich begrenzt ist.
Wer Jesus folgt – und dazu gehört, dass ich mich erst einmal damit vertraut mache, was die Evangelien über Ihn erzählen – der entdeckt die bleibende Schönheit eines Lebens, das dem Leben dient. Wer sich darauf einlässt, sieht die Welt und sich selbst anders. Natürlich gibt es auch da dunkle Zeiten – bei einem Rembrandt-Bild gehören die dunklen Zonen entscheidend dazu, ohne sie würde das Licht nicht leuchten! – und deswegen die Warnung: Nicht zurück schauen, geh weiter! Der Gottessohn hat das selbst erlebt – wir sehen es im Kreuz über dem Altar. Mehr noch. ER sagt mir: Diesen Schritt bin ich auch deinetwegen gegangen, weil du für mich einzig bist. Diesen Ort will nicht mehr verlassen.
Gloria – Ehre sei Gott.
Amen.
So wollen wir in den Fürbitten Jesus Christus anrufen, der uns Verbundenheit, Sinn und Schönheit schenken will:
- Wir bitten Dich für Deine Kirche und alle Getauften, dass wir in dieser so zerrissenen Welt glaubwürdige Zeugen des Lebens sein können, dass Du einem jeden anbieten möchtest.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Wir bitten Dich für die Einsamen, hilflosen und von seelischem Leid Geplagten: Zeige Du ihnen auch durch uns Deine Nähe.
- Wir bitten Dich für die Menschen, die uns nahe stehen, für unsere Familien, Freunde und alle, denen wir uns verbunden fühlen.
- Herr Jesus Christus, wir bitten Dich für die Völker, die in Unfrieden, Krieg und Unterdrückung leben: Bewege die Herzen der Mächtigen zu Gedanken und Taten des Friedens.
- Wir bitten Dich für unsere Verstorbenen: Lass sie in der Freiheit bei Dir geborgen sein und die Seligkeit erleben, auf die sie im Leben gehofft haben.
Dich bitten wir, allmächtiger Vater, durch Deinen Sohn, der uns im Heiligen Geist die Freiheit schenkt, Dich anzusprechen.
Amen.