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Gerechtigkeit – oder: Wo Güte und Liebe ist

Predigt von Pfr. Nandkisore am 25. Sonntag im Jahreskreis 2020 (20.09.)
Gerechtigkeit – oder: Wo Güte und Liebe ist
Gerechtigkeit – oder: Wo Güte und Liebe ist
© Anton Eilmannsberger in pfarrbriefservice.de
  • Evangelium

  • Predigt

Das Evangelium und die Predigt finden Sie als Aufzeichnung auf unserem Youtube-Kanal. Eine Aufzeichnung des kompletten Gottesdienstes zu Kirchweih in St. Markus, Erbach am 20. September 2020 finden Sie dort ebenfalls. Auch nächsten Sonntag, den 27. September 2020, wird wieder Live gestreamt, diesmal aus Eltville.

Liebe Schwestern und Brüder,

der Fisch ist im Wasser in seinem Element, der Vogel in der Luft. Und der Christ? Wo ist der in seinem Element? So fragte Bischof Franz Kamphaus vor vielen Jahren in einer Predigt. Diese Frage war provozierend gemeint! Klar. Und sie ist es heute nicht minder angesichts der offensichtlichen Tatsache, dass Kirche bei uns nicht mehr systemrelevant ist. Was ist unser Beitrag in dieser Welt, in unserer Gesellschaft, durch den deutlich wird, dass wir in unserem Element sind – wie „der Fisch im Wasser“?

Das heutige Evangelium hat es in sich. Nur Matthäus überliefert dieses Gleichnis. Und es wird klar: ein solcher Jesus stört! Am Ende des Gleichnisses folgt die dritte Leidensankündigung Jesu. Was Er sagt, verkündet, stört die Ordnung der Mächtigen – und es stört auch das Bild, das diese sich von Gott machen.

„Was da im Evangelium erzählt wird, ist doch nicht gerecht!“, ist eine oft gehörte Reaktion darauf.

Worauf Jesus zielt ist mehr, oder besser: tiefer! Es geht eben nicht um Gerechtigkeit als äußeren Tatbestand – du bekommst ein Apfel, ich bekomme einen Apfel -, es geht um Güte, um Barmherzigkeit, die wir alle zum Leben und Überleben brauchen. Güte als Lebensgrundlage – darum geht es Jesus! Diese Sicht Gottes wollte Er verkünden und in dieser Linie können und dürfen wir Kirche sein, kyriakh, die, die zum Herrn gehören.

Jesus provoziert, Er „ruft heraus“, Er lockt meine Ansichten und Haltungen heraus und fordert so dazu auf zu prüfen, inwieweit ich wirklich Jünger und Jüngerin bin. Was ist das Anstößige? Menschen bekommen das gleiche Geld für ungleiche Arbeit. Stellen wir uns das mal vor – das geht doch nicht!

Was für Jesus nicht geht: Dass Menschen nicht bekommen, was sie brauchen! Im Gleichnis ist der Verdienst von einem Denar im Weinberg bei der Ernte das, was eine Familie zum Überleben an einem Tagt braucht: gib uns täglich das Brot, das wir brauchen.

Ist es anstößig, dass der Weinbergbesitzer daran denkt, dass sein Tagelöhner ein Mensch mit Grundbedürfnissen ist?

Jesus lädt uns dazu ein, uns dafür zu interessieren, was Menschen brauchen, wessen sie bedürfen, was nötig ist, um zu existieren. Dafür setzt ER sich ein.

„Was bekommen wir dafür?“, fragt Petrus vorher? Das, was du wirklich brauchst und das ist mehr, als du dir verdienen kannst. Ja, das ist eine Umkehrung der Zustände, die zuerst eine Umkehrung des Denkens bedarf.

„Der Weinbergsbesitzer ist ungerecht!“ Halt! Es ist kein Unrecht! Der vereinbarte Lohn wird gezahlt. Ungerecht wird es erst aus dem Vergleich mit dem vermeintlich Bevorzugten. „Bist du neidisch, weil ich gut bin?“

Nein, Gott ist nicht zu messen an den Prinzipien der Gerechtigkeit. Wer könnte dann existieren? Matthäus verlegt viel Mühe darauf darzulegen, wie Jesus „Gerechtigkeit“ versteht. Schon am letzten Sonntag hörten wir davon im Gleichnis von den zwei Schuldnern: würde Gott unser Gerechtigkeitsverständnis auf uns anwenden, radikal und kompromisslos, müssten wir alle in den Schuldturm. Wer könnte behaupten, Gottes Investition zurückgezahlt zu haben? Ich auf jeden Fall nicht: Meine Geburt in diesem Land, bei meinen Eltern; die Chance der Ausbildung, das Geschenk meiner Berufung – ohne Gottes Güte wäre ich verloren! Glauben wir wirklich, wie hätten dieser Erde, der Schöpfung nichts zurückzuzahlen? Einige offensichtlich, sonst sähe es anders aus!

Gebt den Menschen, was sie brauchen – wie sehr hat auch mein Egoismus das bisher verhindert! Wenn Gott da gerecht wäre, wie sollte ich da leben?

Wo also bin ich als Christ in meinem Element, wo sind wir es als Kirche? Als Christ bin ich „in Christus“ in meinem Element, und ER begegnet uns in Güte und Barmherzigkeit – „wo die Güte und die Liebe, da ist Gott!“

Wir sind eingeladen, dies an dem Ort zu bezeugen, an dem wir leben, an dem wir arbeiten. Immer anders, immer differenziert – aber immer aus der gleichen Wurzel schöpfend: aus der Barmherzigkeit Gottes.

Dann sind wir Christen in unserem Element.

Amen.

 

Fürbitten

Den Herrn, der Seine Kirche ruft, den Weg des Menschen zu begleiten bitten wir:

- Wir bitten Dich für Deine Kirche: dass sie angstfrei die Zeichen der Zeit wahrnehmen und deuten kann, um den Menschen unserer Tage Hilfe und Orientierung zu sein.

(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns)

- Schenke unserer Gemeinde immer neu die Begeisterung, die Deine Nähe schenkt, und lass uns so besonders denen Zeugnis geben, die nach Sinn und Orientierung suchen.

- Du schenkst die Fülle des Lebens unabhängig von Leistung und Verdienst - Erbarme Dich aller Armen und Zukurzgekommenen auf dieser Erde und hilf uns, Deine Haltung nachzuahmen.

- Wir bitten Dich für alle, die in dieser Zeit der Pandemie ihre Arbeit verloren haben, die keine Perspektive mehr haben und Angst haben vor dem, was die Zukunft ihnen bringt.

- Für unsere Verstorbenen: erkenne sie als diejenigen, die in Deinem Weinberg ihren Dienst versahen.

So lass Dein Reich immer mehr sichtbar werden unter uns, in dem Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.

 

Fürbitten Kirchweih Erbach

Jesus Christus, den Herrn der Kirche, der uns einlädt, unser Leben mit dem Seinen zu verbinden, wollen wir bitten:

- Beschütze uns erhalte mit Deiner Hand unsere Erbacher Gemeinde, Deine Kirche in unserem Bistum und weltweit.

(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns)

- Wir bitten Dich heute für unsere Gemeinde: Schenke uns den Mut, in unserem Alltag Zeugnis davon zu geben, wie nahe Du gerade denen bist, die den Halt in ihrem Leben verloren haben und lass uns so Deine Güte bezeugen.

- Du schenkst die Fülle des Lebens unabhängig von Leistung und Verdienst - Erbarme Dich aller Armen und Zukurzgekommenen auf dieser Erde und hilf uns, Deine Haltung nachzuahmen.

- Wir bitten Dich für alle, die in dieser Zeit der Pandemie ihre Arbeit verloren haben, die keine Perspektive mehr haben und Angst haben vor dem, was die Zukunft ihnen bringt.

- Für unsere Verstorbenen: erkenne sie als diejenigen, die in Deinem Weinberg ihren Dienst versahen.

So lass Dein Reich immer mehr sichtbar werden unter uns, in dem Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Pfarrer
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123 703770

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