Gedanken zum Karfreitag
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(Aus technischen Gründen ist die Audiobotschaft als hier voranstehendes Video eingebunden. Es enthält die Predigt von Pfarrer Ralph Senft (aus 2020) umrahmt von Orgelstücken von Dr. Markus Frank Hollingshaus. Sie finden die kompletten liturgischen Texte und die Großen Fürbitten im Online-Schott der Erzabtei Beuron. Im folgenden der Text der Predigt zum Mitlesen)
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Manche von uns kennen die Stille, die sich ausbreitet, wenn ein Sterbender den letzten Atemzug getan hat und der Tod eingetreten ist: ein unaussprechlicher Frieden, der Frieden des Karfreitags. Sein Geheimnis liegt in dem Schriftwort: Es ist vollbracht.
Ein geheimnisvolles Wort. Man könnte es auch übersetzen: Es ist erfüllt, es ist vollendet, es ist zu Ende gebracht, zum Ziel gelangt. Wie aber können wir dieses Wort mit noch einfacheren Worten wiedergeben?
Wenn einer sich bemüht, etwas zu vollenden, und wir sehen, dass er sein Werk geschafft hat, sagen wir: Es ist gut so. – „Es ist vollbracht“, das heißt soviel wie: „Es ist gut so.“ – Der Sohn Gottes hat alles Werk vollbracht, das der Vater ihm aufgetragen hat. So dürfen wir auch sagen: Es ist gut so. Es ist alles gut.
Es ist alles gut. Wie klingt dieses Wort in unserem Leben? Wie klingt dieses Wort in diesen Wochen, wo unzählige Menschen weltweit an einem Virus erkranken und viel zu viele daran sterben? Wie klingt dieses Wort in unserem Leben, das aus den Fugen geraten ist, das Kontaktverbot und andere Einschränkungen erfährt? Wie klingt dieses Wort im Blick auf die Menschen, die an den Grenzen Europas in Flüchtlingslagern hausen? – Regen sich nicht Zweifel: Alles gut? Ist das nicht falsche Heile-Welt-Mystik? – Nein, es ist die Botschaft von einer trotz alldem ein für alle Mal erlösten Welt. Das Böse und das Schlechte behalten nicht die Oberhand in der Welt. Das Gute ist die letzte, geheimnisvolle Möglichkeit der Schöpfung, von der es am Anfang der Heiligen Schrift heißt: „Und Gott sah, dass es gut war, dass es sehr gut war.“
Wie können wir das in unserem Herzen spüren und nachvollziehen? Es wird uns nur offenbar, wenn wir nach Golgatha gehen, wenn wir uns vom Gekreuzigten anschauen lassen und ihn anschauen. Im Blick des Herrn wird uns bewusst, wie wenig wir in unserem Leben seiner Liebe entsprechen, seiner Liebe, die gleichsam vom Kreuz her mit den Worten auf uns zukommt: „Ich habe dich im Ernst geliebt.“
Wenn er uns liebevoll anschaut und annimmt, dann wird es möglich, dass wir uns endlich nicht mit unserer Selbstverschlossenheit und Lieblosigkeit selbst im Wege stehen, sondern dass wir aufgrund seiner unendlichen Liebe zu uns antworten können: Es ist gut.
Dann können wir dem Gekreuzigten alles hinlegen und ausbreiten, was das Kreuz dieser Wochen ist, das Kreuz der Kranken und Sterbenden, aber auch unser persönliches Kreuz: unsere Lasten und Sorgen, unsere kleinen und großen Kreuze. – Im Anblick des Gekreuzigten verbindet sich mein Kreuz mit seinem, das er in mir und mit mir tragen will.
Lassen wir uns heute vom Gekreuzigten anschauen und von seiner Liebe berühren.
Text für auf den Weg
Es ist zu Ende.
Es ist aus.
Von der sechsten bis zur neunten Stunde: Finsternis. – Das Licht der Welt? Die Welt hat es nicht ergriffen.
Der Freund, der mit ihm sterben wollte? – Er hat sich aus dem Staub gemacht, in den der Fels seines Glaubens zerbröselte.
Keine Stimme mehr vom Himmel: “Mein Sohn bist du!“ – Nur noch ein Schrei: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“
Der ohne Schuld war – wurde auf’s Kreuz gelegt. – Der als einziger einen Stein hätte werfen dürfen – er wurde verworfen.
Mitten am Tag.
In der Mitte seines Lebens.
Mitten in seinem Leben der Tod.
Mitten im Tod das Leben.
Geheimnis des Glaubens:
Im Tod ist das Leben.
Es ist vollbracht.