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Die Sehnsucht nach dem Hirten

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 4. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A)
Die Sehnsucht nach dem Hirten
Die Sehnsucht nach dem Hirten
Bist DU mein Hirte? © David Mark auf pixabay.com
  • Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 4. Sonntag der Osterzeit über Diebe, Hirten & Gott zum Download.

Die Texte des 4. Sonntag der Osterzeit des Lesejahres A, die Lesungen (Apg 2, 14a.36–41 und 1 Petr 2, 20b–25) und das Evangelium (Joh 10, 1–10), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Liebe Schwestern und Brüder,

von König David soll der Psalm stammen, der sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat: „Der Herr ist mein Hirte“ (Psalm 23). Ein Lied, ein Gebet des Vertrauens in einer Situation der Bedrängnis. Schutz, Geborgenheit im Bild von Hirt und Herde.

David drückt in einem Bild aus, was ihm selbst vertraut war: ein Hirt, der sich um seine Herde kümmert. David hatte das selbst getan vor seiner Berufung und Salbung zum König. Er wusste um das Vertrauen der Herde gegenüber dem Hirten, wenn es um Nahrungssuche oder den Schutz vor Feinden geht. Der Hirt setzt sich ein – mit seiner ganzen Existenz. Diese Geborgenheit findet David in Gott.

- Das Bild greift Jesus auf. Und ER bezieht es auf sich selbst. Einmal spricht Er davon, dass ER die Tür in den Schafstall sei, ein anderes Mal davon, dass Er der Gute Hirt ist, der sein Leben für das der Schafe gibt. Für die Zeitgenossen Jesu, für jüdische Ohren, ein unerhörter Anspruch! Was für König David Gott selbst war, wendet Jesus auf sich an: „Christus ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“, müsste es also heißen.

- Die frühen Christen greifen dieses Bild auf und so erscheint es schon in den ersten christlichen Jahrhunderten in den Katakomben von Rom: Dort, wo ein Mensch sich verliert, in den Abgründen des Todes, nimmt Christus ihn wie ein Schaf auf Seine Schultern und trägt ihn. Wer sich an einer solchen Vorstellung festhalten kann, muss vor dem Tod wahrhaftig keine Angst mehr haben.

- Schutz, Geborgenheit, Sicherheit: Das Bild von Hirt und Herde wird heute kaum noch gebraucht – außer im kirchlichen Sprachgebrauch – aber das Gemeinte ist nach wie vor verständlich. Mehr als das: Menschen suchen nach Schutz und Geborgenheit, sie erhoffen sich jemanden, der sich kümmert und sorgt. In einer für nicht wenige immer schneller sich verändernden und hektischer erscheinenden Welt ist die Gefahr groß, dass Menschen verstärkt nach jemandem suchen, der ihnen Sicherheit verspricht. Weltweit können wir das beobachten.

Während der Pandemie war das besonders zu spüren. Dass da niemand ist, hat Spuren hinterlassen.

- Kirche war über lange Zeit ein Ort, an dem Geborgenheit erfahren wurde. Wo es „Hirten“ gab. Wo man sich kümmerte. Das ist weg.

Das eine ist der Missbrauchsskandal, der uns sprachlos macht, wütend, traurig. Da haben Hirten versagt. Auf ganzer Linie. Gerade weil sich Kirche vorher moralisch so aufgeplustert hatte, fällt die gesellschaftliche Meinung nun umso erbarmungsloser über sie her.

Ein anderes ist, dass die, die noch dabei sind, sich zunehmend verwaist fühlen: Da sind immer weniger, die sich vor Ort in den Gemeinden um die Menschen und ihre Sorgen kümmern. Und die, die es noch gibt, sitzen zwischen vielen Stühlen.

- „Ich bin die Tür – ich bin der Gute Hirte“. David hat das erfahren. In einer Zeit, in der ihm keine andere Zuflucht geboten wurde, erkannte, erfuhr er die Nähe Gottes.

Die Zeit, die wir gerade kirchlich erleben, verlangt von jedem und jeder von uns „Tiefenbohrung“: So verständlich die Sehnsucht nach einem „Kümmerer“ und Hirten ist, so deutlich muss auch klar werden, dass das nur Christus sein kann! Und Er lässt da auch keine Konkurrenz zu.

Alle menschlichen Hirten und Kümmerer müssen auf Ihn verweisen, zu Ihm hinführen, sonst sind sie Räuber und Diebe, von denen das Evangelium heute spricht.

- "Warum ist das alles so gekommen?", mögen sich vielleicht einige unter uns fragen. Viele Antworten darauf wurden und werden versucht. Ich frage anders: Wozu dient es? Dass der Platz des Hirten wieder radikal für den frei wird, der der wirkliche Hirt ist; für den also, der sich kümmert und bei dem ich wirklich geborgen bin. Für den, über den König David in seinem Psalm singt und spricht, ein Gebet, das über die Jahrtausende hinweg auch heute noch berührt.

Ja, Du Herr, bist mein Hirte, und bei Dir wird mir nichts fehlen.

Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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