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Christus im Alltag entdecken – und so Neues wagen!

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 3. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A)
Christus im Alltag entdecken – und so Neues wagen!
Christus im Alltag entdecken – und so Neues wagen!
© Quang Nguyen vinh auf pixabay.com
  • Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 3. Sonntag der Osterzeit über das "ich geh dann mal fischen" zum Download.

Die Texte des 3. Sonntag der Osterzeit des Lesejahres A, die Lesungen (Apg 2, 14.22b–33 und 1 Petr 1, 17–21) und das Evangelium (Lk 24, 13–35 (Emmausevangelium vom Ostermontag) oder Joh 21, 1–14 (die Predigt bezieht sich auf dieses Evangelium)), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Liebe Schwestern und Brüder,

das 21. Kapitel des Johannesevangeliums, aus dem wir hörten, ist ein Zusatz zum ursprünglichen Text, der mit der Erscheinung Jesu vor Thomas und den übrigen Aposteln endete. Er ist damit nicht „falsch“ oder weniger Evangelium. Im Gegenteil: Es ist ein Glück, dass er drin ist und die Erfahrung der Jünger – der frühen Kirche – beschreibt. Gerade so ist das Evangelium eine Hilfe gerade für uns heute!

- Zunächst fällt auf: Eine Plan- und Antriebslosigkeit der Jünger. Da haben sie in Jerusalem nach dem Schrecken von Kreuzigung und Tod den auferstandenen Christus gleich mehrfach gesehen und doch treffen wir sie in hier in Galiläa in einer trostlosen Stimmung an. Sie sind wieder dort, wo alles angefangen hat: am See. Dort wurden sie von Jesus berufen. Hier haben sie eine Zeit mit Ihm verbracht, die sie völlig veränderte. Und jetzt? „Ich gehe fischen!“, sagt Petrus. Man hört das ungesagte „Was-soll-ich-denn-sonst-tun?“ dahinter heraus. Da haben sie etwas erlebt, das alles auf den Kopf stellte, was bisher zu ihrem Weltbild gehörte – und dann? Die Luft ist raus. Lethargie. Perspektivlosigkeit. „Ich gehe fischen“ – kommt, machen wir halt irgendetwas. Zumindest das können wir.

- Ich bin dankbar für diese Erzählung. Sie beschreibt holzschnittartig, was ich selbst gut kenne: Nach Exerzitien, Wallfahrten, tief berührenden Gottesdiensten, gemeinsamen Glaubenserfahrungen gibt es so etwas wie „den Tag danach“. Da ist der Alltag, der sich so präsentiert, wie er sich immer präsentiert hat – und da bin ich, der irgendwie nach Anknüpfungspunkten sucht, um das vorher Erlebte damit zu verbinden und nicht weiß, wie das gehen soll. Selbst in Gemeinschaft ist man vor einer solchen Leere nicht sicher, wie es das heutige Evangelium zeigt: Da fallen alle irgendwie in das „Loch“ der Trostlosigkeit.

Und dann – und auch das kenne ich – ist selbst das, was man bisher tat, fruchtlos. Keine Fische im Netz. Noch nicht einmal das gelingt. Trostlos.

- Doch dann: Da steht jemand am Ufer. Er fordert dazu auf, es noch einmal zu versuchen. Noch einmal – aber anders! „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus“, sagt Er. Der Evangelist Johannes verliert sich nicht in unwichtigen Details! Warum also die Betonung der „rechten Seite“? Das können wir nicht einfach lesen – das müssen wir uns ganz realistisch vorstellen: Ich würde das Netz immer auf der rechten Seite auswerfen – weil ich Linkshänder bin und der linke Arm mein Wurfarm ist. Die Mehrheit besteht allerdings aus Rechtshändern und so wird ein gemeinsamer Netzwurf immer nach links erfolgen!

Der Fremde am Ufer ermutigt dazu, etwas „anders“ zu machen. Es ist erstaunlich, dass die Jünger dazu bereit waren. So ganz spurlos ist Ostern also doch nicht an ihnen vorbei gegangen: Die Infragestellung des „Es-war-schon-immer-so“ hatte bereits einen Weg gebahnt, dass Neues zumindest nicht ganz abgelehnt wurde.

- Dann das Entscheidende: Der Fremde am Ufer wird erkannt! Von dem, den Jesus liebte, heißt es. Zweimal wird dieser Jünger so beschrieben: Im vorliegenden Text und im Abendmahlssaal. Liebe: Das Wort „Agape“ meint nicht Gefühl und Affekt, es meint das Ausrichten des Willens, das Sich-freuen an etwas Gemeinsamen. Jesus liebte diesen Junger, denn ER spürte, dass dieser Ihn zu verstehen suchte, Ihm vertraute.

(Anm. d. R.: Nach dem oberen gemeinsamen Teil endet die Predigt unterschiedlich, je nach Kirche in dem sie gehalten wird. Erbach – mit dem Patron St. Markus – feiert dieses Jahr und an diesem Sonntag explizit das 300te Jubiläum der Kirchenerweiterung. Nahe am Namenstag von St. Markus am 25. April und somit quasi das Patrozinium vor, da an diesem Tag selbst noch am Wochenende danach keine Messe in Erbach stattfindet. Für Eltville und Oberwalluf ist es je eine "normale" Heilige Messe. Beide Versionen finden Sie folgend eingeleitet jeweils mit dem fett-gedruckten Ortsnamen)

Eltville und Oberwalluf: Diese Haltung ermöglicht etwas Unglaubliches: Christus zu erkennen. In meinem, in unserem Alltag. In Begegnungen, Fügungen, der Schöpfung. ER ist da. ER sendet uns in unseren Alltag, um genau das zu erfahren und so Dinge zu tun, die wir immer tun – und doch anders.

Es geht nicht um mich, um uns und unsere kleine Welt. Es geht darum, dass ER die Welt umgestalten will: vom Tod ins Leben. Wenn ich Ihn hier erkennen kann in der unscheinbaren Gestalt des Brotes, dann wird mir das überall möglich sein. Allerdings: Es braucht die Halten des Jüngers, den Jesus liebe. Damit verändert sich alles. Das ist Frohe Botschaft, die heute unser Leben verändern kann.

 

Erbach: Im Evangelium des Erbacher Patrons Markus ist am Ende das Wort des Engels am Grab, dass sich Jesus in Galiläa, also im bisherigen Alltag der Jünger – sehen lassen wollte. Er wurde und wird bis heute gesehen. Dabei geht es sicher auch immer wieder darum, Neues zu wagen: Es war mutig von der damaligen Erbacher Gemeinde, vor 300 Jahren das bisherige Gotteshaus teilweise zu zerstören. Ich glaube, wir können uns die damaligen Diskussionen gut vorstellen. Es ging um nicht weniger als darum, das Herz der Kirche, den Altarraumm niederzureißen. Modern zu gestalten. Warum denn das? Was aber muss es beim ersten feierlichen Gottesdienst im wieder eröffneten Gotteshaus für einen Eindruck gemacht haben, etwas zu sehen und zu erleben, was so hier noch nie gesehen wurde: Die Heilige Messe im hellen Licht! Christus als das Licht der Welt – hier strahlt ER wirklich von vorne entgegen. Der Barock macht es möglich, während der Rest des Baus im gotischen dunkel blieb.

Nicht die Asche bewahren, sondern die Flamme weitergeben – das ist hier immer wieder geschehen. Mutig. Dazu braucht es einen besonderen Blick. Das heutige Evangelium verrät ihn uns.

 

Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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