Aus vielen Trauben wird der Wein


- Aus vielen Trauben wird der Wein
Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 14. und 15. Sonntag im Jahreskreis zur ersten Heiligen Kommunion unserer Kommunionkinder zum Download.
Die Texte des 14. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C, die Lesungen (Jes 66, 10–14c und Gal 6, 14–18) und das Evangelium (Lk 10, 1–12.17–20), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Die Texte des 15. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C, die Lesungen (Dtn 30, 9c–14 und Kol 1, 15–20) und das Evangelium (Lk 10, 25–37), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
(Die Liste aller Kommunionkinder und der Gottesdienste im Juli zur Erstkommunion finden Sie unter Erstkommunion 2022)

Liebe Erstkommunionkinder,
Liebe Schwestern und Brüder,
das hier sind Beeren, die zusammen eine Traube bilden. Alle Beeren sehen untereinander ziemlich ähnlich aus – aber jede ist doch einmalig. So wie Ihr hier heute Morgen. In den weißen Gewändern seht Ihr einander ähnlich, aber jeder von Euch ist einmalig, hat ein unverwechselbares Gesicht.
- Wenn man eine Beere presst, dann kommen Tropfen heraus. Lecker. Süß. Aber viel ist das nicht. Da braucht es mehr davon. Und dann haben wir: Traubensaft. Aus vielen Trauben wird der Traubensaft.
Das Motto Eurer Kommunion heißt aber ein bisschen anders: Aus vielen Trauen wird der Wein! Das stimmt – und stimmt auch nicht. Erst einmal werden Trauben zu Saft. Automatisch wird da kein Wein draus. Das hängt an besonderen Umständen – vor allem daran, ob sich jemand darum kümmert, dass Wein daraus wird: Der Winzer. Über Details lasse ich mich jetzt nicht aus, dafür sitzen hier viel zu viele Experten und ich kann mich da nur blamieren. Eines aber ist klar: Die Beeren liefern den Saft – der Mensch kümmert sich, dass daraus Wein wird.
- Heute feiert Ihr Eure Erstkommunion. Das ist ein besonderer Tag, auf den Ihr Euch lange vorbereitet habt. Ihr empfangt nachher mit der Hostie Jesus selbst. Ich kann Euch das nicht erklären, ich kann Euch das auch nicht beweisen. Ich kann Euch nur sagen, dass Jesus uns das selbst versprochen hat: beim letzten Abendmahl. Und ich kann Euch sagen, dass ich weiß, dass es stimmt!
Liebe Schwestern und Brüder, kann ich das einfach so behaupten? Ich behaupte es nicht, ich weiß es! Das ist ein gehöriger Unterschied. Zu behaupten, jemand würde mich lieben, oder es zu wissen: Das ist doch ein enormer Unterschied!
Ihr Kinder wisst, dass Eure Eltern Euch lieben oder etwa nicht? Ihr wisst es, weil Ihr Erfahrungen mit Ihnen gemacht habt, weil Ihr miteinander lebt und das einfach spürt. Das ist das entscheidende Wissen!
Ob Jesus bei mir ist, ist auch etwas, dass ich weiß – in dieser Weise weiß!
Ein Journalist sah einmal Mutter Teresa von Kalkutta, wie sie die Ärmsten der Armen von der Straße auflas, sie wusch, sie pflegte, ihre stinkenden Wunden verband. Er sagte zu ihr: „Mutter Teresa, das könnte ich für eine Millionen Dollar nicht tun!“ Sie antwortete: „Ich auch nicht!“ Und sie sagte auch: „Ich könnte nicht eine Stunde meines Lebens ohne die Eucharistie leben!“ Die Eucharistie, die Hostie: Jesus gab ihr Kraft – und will jedem von uns Kraft geben. Wenn wir Jesus in uns wirken lassen, dann geschehen durch uns wunderbare Dinge.
- Der Saft der Beere ist wunderbar. Aber da ist noch viel mehr drin, da kann man noch viel mehr daraus machen. Unser „normaler“ Saft: Wenn wir einander in Sympathie, Freundschaft und Liebe begegnen. Den Menschen, die uns nahe stehen, die zu uns gehören, begegnen wir so – das ist doch klar. Das ist doch menschlich, so sind wir geschaffen. Aber da ist noch mehr drin. Jesus hat es uns gerade im Evangelium gesagt: Da kümmert sich jemand – ein Samariter – um einen Fremden, der in Not geraten ist. Wenn ich Jesus die Möglichkeit gebe, durch mich zu handeln, verwandeln wir jedes Mal die Welt zum Besseren. Dann wird die Welt so, wie Gott sie sich vorstellt. Jeder und jede von uns kann das tun – und wenn wir das als Gemeinschaft tun, als „Beeren einer Traube“, dann ist das wie ein herrlicher Schluck guten Weines! Diesen Wein hat Gott selbst als Winzer aus unserem Saft gemacht.
Das beginnt für Euch Kommunionkindern heute: Es wird das erste Mal sein, dass Ihr Jesus ausdrücklich die Möglichkeit gebt, bei Euch zu sein, in Euch zu leben. Und wenn Ihr das wiederholt – und nur das ist wirklich Freundschaft, wenn man immer wieder Dinge gemeinsam tut! – dann lasst Euch überraschen, was da durch Euch für Wunder geschehen können. Denn Jesus möchte auch heute – so wie damals im Heiligen Land – uns Menschen nahe sein, ihnen helfen. Heute geschieht das auch durch uns: Durch uns Christen, die wir Ihm ausdrücklich dazu die Möglichkeit geben. Dazu gehört es aber auch, Ihn immer besser kennenzulernen: Das gilt für groß und klein! Dafür muss ich immer wieder lesen, hören, was ER sagt – in den Evangelien!
Ich kann Euch – Ihnen – heute und hier sagen, ja versprechen: Wer sich darauf einlässt, dessen Leben wird zu einem wunderbare Abenteuer.
Ein Abenteuer mit Gott!
Amen.
