Die Feldrede Jesu in Zeiten des Krieges
- Die Feldrede Jesu in Zeiten des Krieges
Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zum 8. Sonntag im Jahreskreis unter dem Eindruck eines Krieges in Europa zum Download
Die Texte des 8. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C der Lesungen (Sir 27, 4–7 und 1 Kor 15, 54–58) und des Evangeliums (Lk 6, 39–45) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
wir sind schockiert, verstört, können es nicht fassen: Krieg in Europa. Die letzten Wochen und Monate der verbalen Aufrüstung haben tatsächlich zu einer Explosion geführt. Menschen versammeln sich, möchten Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen. Politiker tun das, was in dieser Situation von ihnen erwartet wird. Es gehört auch dazu, dass selbst ernannte Militärfachleute nun ihre Einschätzung zum Besten geben. Befürchtungen, Aufregung, Sorgen sind groß.
Und wir? Wir Christen? Wir hören gemäß der Leseordnung aus der Feldrede Jesu und merken, dass der Kontrast zu unserer Realität kaum größer sein kann. Oder besser: Wie wahr die Rede von den „guten Früchten“ ist! Also: Was tun wir Christen? Was ist gerade jetzt unser spezifischer Beitrag?
Am Donnerstag erreichte uns im Pfarrbüro am späten Vormittag die Aufforderung aus Limburg, um 12 Uhr die Glocken zu läuten. Das tun sie eigentlich um diese Zeit immer, aber jetzt sollten sie als Mahnläuten dienen. Glocken läuten zum Gottesdienst!
In der Bergpredigt spricht Jesus davon, dass wir Christen „das Salz der Erde und das Licht der Welt“ seien, eine „Stadt auf dem Berge“ (vgl. Mt 5, 13f.) Das ist ein Dienst an und für die Welt, die Salz und Licht braucht und ebenso eine Orientierung, wo es Sicherheit geben könnte.
So möchte ich den Appell des Papstes aufgreifen, der alle Gläubigen für den kommenden Aschermittwoch zu einem Tag des Fastens und des Gebetes für den Frieden aufruft. „Jesus hat uns gelehrt, dem teuflischen Unsinn der Gewalt mit den Waffen Gottes zu begegnen, mit dem Gebet und dem Fasten. Ich lade alle ein, am 2. März, dem Aschermittwoch, einen Tag des Gebets und des Fastens für den Frieden zu begehen. Ich ermutige dazu in besonderer Weise die Gläubigen, dass sie sich an diesem Tag intensiv dem Gebet und dem Fasten widmen mögen. Die Königin des Friedens möge die Welt vor dem Wahnsinn des Krieges bewahren.“ (Papst Franziskus am 23.2.2022)
Der Papst nimmt ein Bild aus dem Römerbrief und dem Epheserbrief auf, wenn dort von “Waffen der Gerechtigkeit” (Röm 6,13) und von der “Rüstung Gottes” (Eph 6,11) gesprochen wird.
Wenn nichts mehr hilft, hilft dann beten? So mag der eine oder andere denken, fragen. Ja, es ist eine Anfrage an unser persönliches Glaubensverständnis. Nicht wenige sagen bei uns: Kirche möge sich auf Sozialarbeit zurückziehen! Darin zeigt sich, dass der göttlichen Kraft, Seinem Handeln und der Mitwirkung des Menschen daran keine Bedeutung zugemessen wird – gerade auch von denen, die sich als gläubige Katholiken verstehen! Ich suche nicht nach Antworten auf die Fragen, warum Gott Leid zulässt oder ob ER nicht selbst genau wissen müsste, was wir Menschen brauchen. Ich nehme die Aufforderung Jesu ernst, dass wir bitten sollen, dass wir den Vater bestürmen mögen, dass wir lernen mögen, in Seinem Sinne zu beten. Was ist jetzt Sein Wille? Was ist in Seinem Sinne?
Natürlich ist hier auch die Frage nach der „Macht des Gebetes“ im Hintergrund da. Wer damit Erfahrungen gemacht hat, weiß darum. Wer nicht, weiß zumindest um die „Macht“ der non-verbalen Kommunikation: Wie sie uns alle im Miteinander beeinflusst, welche Kräfte da wirken. Unsere „Kommunikationskraft“ mit Gott bündeln, davon überzeugt sein, dass Gott mit dem Menschen das Heil wirken möchte – das ist seit Jahrtausenden die Erfahrung gläubiger Menschen. Das Gebet, das durch das Fasten unterstützt, verstärkt wird – hier fehlt uns sicher schon seit langem die Erfahrung, sehen wir Fasten doch eher im Blick auf Diät.
Salz der Erde, Licht der Welt, eine Stadt auf dem Berge: Wir Christen sind gefragt, wenn es ums Eingemachte geht – zumindest ist Christus davon überzeugt. Nehmen wir Ihn ernst und nehmen so den Appell des Nachfolgers des Hl. Petrus auf: Verbinden wir uns so mit Gläubigen auf dem ganzen Erdkreis in dem einen Anliegen um Frieden. Es wird etwas verwandeln – und keineswegs nicht nur uns selbst.
Amen.
- Plakat zum Appell unseres Papstes
Fasten und Gebet zu Aschermittwoch in St. Peter & Paul in Eltville und weiteren Kirchen unserer Pfarrei.
Herr, unser Gott:
Wir spüren die Wunden unserer Welt.
Unsere Welt leidet am Krieg in der Ukraine und an anderen Orten dieser Welt
Sie leidet an Unmenschlichkeit und Lieblosigkeit.
Sie leidet an jedem Schlag, an jedem Schuss, an jeder Bombe.
Wir betrachten diese Wunde mit Angst und Sorge,
haben Angst, dass sie sich ausbreitet statt zu heilen,
und spüren auch, dass wir diese Wunde mitzuverantworten haben.
Wir bitten dich für alle Menschen, die von der gewaltsamen Auseinandersetzung betroffen sind:
Ruf: Herr, erbarme dich unser
- für die zahllosen Opfer, die ihr Leben lassen müssen, (Ruf)
- für die Familien, die um Menschen bangen, (Ruf)
- für die Frauen und Kinder, die unter der Gewalt und den katastrophalen Verhältnissen leiden und zu unschuldigen Opfern werden, (Ruf)
- für die vielen Opfer, die durch Verwundung Schmerzen leiden oder durch die Grausamkeit verstört sind, (Ruf)
- für die Soldaten, die Angst haben vor dem Tod. (Ruf)
Herr, lass die Regierenden ernsthaft nach Wegen zum Frieden suchen und den Krieg möglichst schnell beenden. (Ruf)
Herr, wir bitten auch für uns: (Ruf)
Lass uns immer wieder neu für den Frieden beten. (Ruf)
Lass uns immer wieder den Mut finden, uns für den Frieden einzusetzen, (Ruf)
- durch verbindende Worte und Taten, (Ruf)
- durch Teilen, (Ruf)
- durch Abbau von Trennendem (Ruf)
- und vor allem: durch Widerstehen der Gewalt. (Ruf)
Schenke uns dazu die Kraft und deinen Segen. (Ruf)
Schenke den Wunden der Welt Heilung durch Jesus Christus, deinen Sohn, der die Welt mit dir versöhnt hat.
Amen.