Weihnachten 2021: Das Licht, das in der Welt leuchten will
- Das Licht, das in der Welt leuchten will
Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore an Weihnachten 2021 zum Download
Die Texte zum Weihnachtsfest, die Lesungen und das Evangelium finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Dies ist die Predigt zum Weihnachtsfest am 25.12., die Predigt vom 24.12. zur Heiligen Nacht unter dem Titel Der Tausch und am 26.12. zum Fest der Heiligen Familie die Predigt Heil finden Sie ebenfalls hier auf der Homepage.
Die Gottesdienste mit diesen Predigten finden unter 3G (bzw. teilweise 2G) Bedingungen statt. Eine Anmeldung war dringend zu empfehlen da Plätze aufgrund des Abstandsgebotes eng begrenzt sind – die Ordnerinnen & Ordner werden Personen ohne Anmeldung eventuell den Zutritt verweigern müssen – bitten haben Sie dafür im Interesse aller Verständnis!
Wir wünschen Ihnen allen frohe und gesegnete Weihnachtsfeiertage!
Liebe Schwestern und Brüder,
das Wort ist Fleisch geworden – eine poetische Umschreibung dessen, was wir da an Weihnachten feiern. Es gibt auch andere Aussagen:
- „Josef erkannte seine Frau nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus“ (Mt 1,25), heißt es bei Matthäus. „Es erfüllten sich die Tage, dass sie gebäre sollte und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen“ (Lk 2,6-7), heißt es bei Lukas. Und eben: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott – und das Wort ist Fleisch geworden (Joh 1,1.14) bei Johannes.
Diese drei Evangelien werden an Weihnachten verkündet: Am Abend, in der Nacht und am Weihnachtstag. Sie sagen alle dasselbe – jeweils von einem anderen Blickwinkel aus:
- Bei Matthäus geht es um den Stammbaum Jesu, der bis zu Josef reicht. Ganz unterschiedliche Gestalten werden da genannt, Heilige und Schurken – sie alle gehören dazu. Und am Ende: Nicht aus Josef, dem letzten in der Reihe, kommt der Messias, sondern durch den Heiligen Geist und Maria, die hineingeschoben wird. Nicht der Mensch bewirkt die Wende, nicht von ihm her kommt sie, sondern von Gott.
- Bei Lukas richtet sich der Blick auf Maria und ihre Bereitschaft. Denn: Es soll der Retter kommen: ER soll die Wende bringen, die Menschen zu Menschen machen, zu denen also, die wirklich nach dem Bild Gottes geschaffen sind und auch so leben.
- Johannes schließlich wagt es zu beschreiben, was unfassbar ist: Der Allmächtige wird wehrlos; der Grenzenlose begrenzt; der Ewige endlich. Oder eben: Das Licht der Welt erblickt das Licht der Welt!
Wie auch immer ich das ausdrücke, welche Worte ich dafür finde: Trifft die Botschaft nicht mein Herz und meine Bereitschaft, mich darauf einzulassen und verändern zu lassen, bleibt das Geschehen scheinbar wirkungslos. „Die Seinen aber nahmen Ihn nicht auf!“ (Joh 1,11), wie es eben hieß. Das ist gar nicht so selten und die Folgen sind klar: Dann werden wir trotz aller anderslautenden Erfahrungen darauf vertrauen, dass der Mensch alles in der Hand und die Fähigkeit hat, die alles entscheidende Wende zu bewirken – zum Wohle aller, so redet er sich ein. Dann glauben wir nicht an einen Retter von außerhalb, bezweifeln zumal, das wir den überhaupt brauchen. Und dann reicht auch das Licht unsres eigenen Verstandes, um alles Dunkel zu erhellen.
Das eben Skizzierte ist keine Gefahr, es ist Realität. Dieser Ungeist des Selbermachens und der Selbstverwirklichung greift um sich. Das ist nichts Neues. Wenn das Lukasevangelium am Anfang davon spricht, dass „zur Zeit des Kaisers Augustus“ dies alles geschah, dann war den Zeitgenossen bekannt: Dieser Kaiser trug als Titel „Retter“, wurde gar als Gott verehrt und römische Kultur galt als der Standard schlechthin. Das ist gar nicht so weit entfernt von unserer westlichen Lebenshaltung!
Da erfindet sich der Mensch immer wieder neu, jetzt auch noch sein Geschlecht. Er meint, er habe alles im Griff, dabei geht so viel vor die Hunde. Er sieht sich als humaner Lebensretter, wenn er den Alten das Tor zum Sterben aufstößt und den Behinderten die Tür des Lebens verschließt. Statt um Würde geht es um Wert! Die Pandemie bringt es an den Tag: Wir müssen uns ums Weltklima kümmern, ganz klar. Aber eben auch um globale Solidarität, gerade beim Impfen, um Ursachen der Flucht und Barmherzigkeit für die Armen.
Obwohl: Barmherzigkeit ist ein Begriff Gottes, Der eben nicht auf Sein Recht pocht, sondern Leben schenkt und ermöglicht. Dafür stehen Christen, dafür steht die Kirche. Natürlich: Die Kirche hat auch Schatten geworfen auf die Botschaft Jesu, aber lassen wir uns doch nicht einreden, sie habe eine einzige Schattengeschichte. Wir haben es in diesen Tagen in der Hand, ob wir uns der Botschaft öffnen, die wir in wenigen Wochen wieder hören: Ihr seid das Salz der Erde – die Würze, die es braucht, gerade jetzt; ihr seid die Stadt auf dem Berge – ein Ort, an dem es anders zugeht, als auf dem weiten Land der Selbstverwirklichung; ihr seid das Licht der Welt – kein selbstgemachtes Licht, sondern Zeugen und Träger des Lichtes, das gekommen ist. Ein einziges Licht kann die Dunkelheit erhellen. Er hat den Anfang gemacht. In diesen Tagen tragen Menschen das Licht von Bethlehem nach Hause. Mittlerweile irgendwie ein Brauch. Machen wir mehr daraus. Lassen wir dieses Licht in die Welt kommen. Durch uns.
Amen.
Unseren Herrn Jesus Christus, das Ewige Wort, das uns trägt und hält, bitten wir:
- Für alle Christen, dass wir das Licht Deiner Gegenwart in unserer Welt verbreiten können, und so denen neue Hoffnung schenken, deren Leben von Finsternis geprägt ist.
(Christus, höre uns - oder: gesungener Ruf) - Du wurdest in Einfachheit und Armut geboren. Wir bitten darum, dass gerade die Armen auch durch uns wieder Deine Nähe und Begleitung erfahren und Dir so neu vertrauen können.
- Für alle, die sich in diesen Wochen und Monaten der Pandemie fürchten, die sich sorgen um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz, die Angst haben vor Erkrankung: Lass sie erfahren, dass sie in allem durch Dich getragen sind.
- Für alle, die keinen Frieden mit sich und der Welt finden, die heute in besonderer Weise ihre Dunkelheiten und Einsamkeit spüren oder ihr Leben als leer und sinnlos empfinden.
- Für all die, die in diesen Tagen in Krankenhäusern, Pflegeheimen, sozialen Einrichtungen und Gefängnissen Dienst tun: schenke Du ihnen die Kraft, die sie gerade jetzt brauchen.
- Wir bitten Dich für alle Menschen, denen wir uns heute auf besondere Weise verbunden fühlen, für die Toten, die wir schmerzlich vermissen und alle Verstorbenen.
(Kurze Stille)
In der Freude über Deine Nähe loben und preisen wir Dich mit dem Vater und dem Heiligen Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.