Kategorien &
Plattformen

Fußwaschung – oder: Dem Frieden den Weg bereiten

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zum Gründonnerstag (Lesejahr C)
Fußwaschung – oder: Dem Frieden den Weg bereiten
Fußwaschung – oder: Dem Frieden den Weg bereiten
Klingt doch eigentlich ganz nett, so ein schöner Spa-Aufenthalt mit Fußpflege und gutem Abendessen… nur ist das eben gar nicht was an Gründonnerstag passiert. © 3220633 auf pixabay.com

Die Texte des Gründonnerstags des Lesejahres C der Lesungen (Ex 12,1–8.11–14 und 1 Kor 11, 23–26) und das Evangelium (Joh 13, 1–15) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Die Heilige Woche: Am Palmsonntag zog er in Jerusalem ein: Der friedliche König Jesu, der im Verlauf dieser Woche sein Werk auf Erden vollendet und schließlich über den Tod siegt. Ab Gründonnerstag finden Sie hier je die Predigt zum aktuellen Tag:

Liebe Schwestern und Brüder,

das also meint die Kirche, wenn sie behauptet, in diesen Tagen die zentralen Geheimnisse unseres Lebens zu feiern: Eine Fußwaschung soll dazu gehören!? Ein Theaterspiel? Wenn hier jemand saubere Füße hat, die nicht mehr gewaschen werden müssen, dann doch wohl die derjenigen, die da gleich vorne sitzen werden!

Was hat das mit dem zu tun, wovon ich an Palmsonntag zu Beginn der Heiligen Woche sprach: Dass gerade dieses Jahr Gottes Antwort, die ER in diesen Tagen gibt, eine Hilfe und Lösung für unsere bedrängende Wirklichkeit sein kann?

Wer die Füße wäscht, muss sich nach unten beugen. Er muss sich mit dem Schmutz befassen, der sich „unten“ befindet. Jesus ist sich dafür nicht zu schade! ER kennt unser Gesicht: das strahlende, ernste, traurige, lachende – das von unterschiedlichen Masken bedeckte. ER weiß aber auch um das, was wir gerne „unten“ belassen würden: Unerledigtes, Schuldhaftes, Schmutziges. Damit beschäftigen wir uns nicht gerne. Das ständige Korrigieren der Masken ist schon genug Arbeit!

- Wer Gemeinschaft mit Jesus haben möchte, der muss es zulassen, von Ihm ganz angeschaut, ja berührt zu werden. Eben gerade auch das, was wir voreinander und viel zu oft auch vor uns selbst verbergen wollen. Sei es, weil wir uns aus irgendeinem Grund dafür schämen, sei es, dass wir eigene Schuld, eigenes Versagen nicht sehen können und wollen. Da will Gott ran! Hier wird es ungemütlich. Petrus reagiert völlig verständlich: Abwehr! Das muss jetzt nicht sein. Doch – es muss sein, sonst kann sich nichts ändern. Denn dafür ist Er gekommen: Damit sich etwas ändert!

- Der Krieg in der Ukraine führt dazu, dass sich auf politischer und gesellschaftlicher Ebene unglaublich viel bewegt: Ein neues Zusammenstehen wird spürbar, eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft. Das ist großartig.

Jetzt darf aber etwas ganz Entscheidendes nicht fehlen und darauf weist der Papst immer wieder hin, das ist auch der spezifische Beitrag der Religion: Was kann jeder einzelne von uns dazu beisteuern, dass Friede und Versöhnung wachsen können? Beide beginnen nämlich hier, ganz nahe, in meinem Herzen. Hier entscheidet sich, ob der Friede in letzter Konsequenz eine Chance bekommt, ob Versöhnung tatsächlich eine gelebte Wirklichkeit werden kann. Ich brauche nicht auf andere zu schauen, es reicht, „meine Füße“ genauer in den Blick zu nehmen. Da sind Groll und Missgunst; da gibt es Unversöhntheit und Verachtung, Neid und Verletzung. All das macht etwas mit uns. Sobald wir in eine kritische Situation geraten, kommt das hoch und bestimmt unser Reden und unser Handeln. Damit wird – von mir und im Kleinen – das Feld bestellt, auf dem später einmal Waffen eingesetzt werden, Bomben explodieren und Unschuldige leiden müssen. Klar ist es einfacher, das bei einem anderen zu sehen und zu verurteilen, zu fordern, dass er sich ändern möge. Und diese Forderungen sind wichtig. Das reicht aber nicht. Nicht in der Welt, in der Gott ein Wörtchen mitzureden hat, in der Er mitreden möchte – auch durch uns. Deswegen ist es so wichtig, was heute geschieht: Dass wir ehrlich in den Blick nehmen, was das Leben gefährdet, den Frieden verhindert.

Jesus tut’s. Gleich bei der Fußwaschung bei jedem und jeder von uns. Ja, Er kennt mich und jeden einzelnen von uns und ER lässt nicht locker, um unser Vertrauen zu werben. Darum also, dass wir unser Denken und Handeln immer mehr nach Ihm ausrichten. Nicht nur, damit sich Frieden und Versöhnung auf der Erde ausbreiten können, sondern damit jeder und jede die Person wird, als die wir geschaffen wurden. Ja, das kann durchaus etwas kosten …

IHN kostet’s viel: Sein Mahl, zu dem Er uns einlädt, besteht nicht aus einem Festtagsbraten. Es besteht aus der Hingabe Seiner selbst: „Ich gebe mich ganz hin, damit Du Gemeinschaft mit mir lebst. Ich selbst möchte in Dir die Kraft sein, die Dich zum wahren Menschen macht“ – zu dem Menschen also, der nach Gottes Ebenbild geschaffen ist (in der Osternacht werden wir das wieder hören!).

Damit beginnt es in diesen Tagen. Es wird weitergehen – an Karfreitag und dem Karsamstag. Da wird dann der Teil sichtbar, den Gott zum Ganzen beisteuert. Heute und hier sind aber wir gefragt, ob wir bereit sind, uns so zu sehen, wie wir sind – damit Frieden werden kann.

Lassen wir es zu, dass ER uns annimmt, Gemeinschaft will. Und damit Versöhnung.

Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

Cookie Einstellungen

Statistik-Cookies dienen der Anaylse, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden.

Anbieter:

Bistum Limburg

Datenschutz