Zeugnis geben: in Liebe und Wahrheit


- Den Glauben bewahren heißt Zeugnis geben: in Liebe und Wahrheit
Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zu Hochfest und Patronat St. Peter und Paul 2021 und ihren und unseren Entwicklungen zum Download
Die Texte zum Hochfest St. Peter und Paul wie der Lesungen (Apg 12, 1–11 und 2 Tim 4, 6–8.17–18) und des Evangeliums (Mt 16, 13–19) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
„der war schon immer so!“, sagen wir. Ein Mensch wird darauf festgelegt, was er einmal gesagt oder getan hat. Entwicklung ausgeschlossen.
Unsere beiden Patrone sind ein Gegenbeispiel dessen:
- Petrus hat am Abend der Gefangennahme Jesu mit fast allen anderen Aposteln das Weite gesucht und die Flucht ergriffen. Mehr noch: Er verleugnete Jesus, da er Angst hatte, selbst auch festgenommen zu werden.
Die Tradition kennt ihn aber auch ganz anders: Als den, der nach Rom ging, um dort mutig und furchtlos das Evangelium zu verkünden und die Gemeinde aufzubauen und der sich auch nicht wegduckte, als die große Verfolgung unter Kaiser Nero begann. Papst Leo der Große meinte dazu im 5. Jahrhundert in einer Predigt, dass es die Kraft der Liebe gewesen sei, die dem Petrus die Kraft gab. War es also anfänglich die Liebe zu sich selbst, die Petrus fliehen ließ, war es – wir hörten das im Evangelium – die Liebe zu Jesus, die ihn später furchtlos werden ließ. Eine Beziehung, eine Freundschaft zu Jesus kann einen Menschen verändern – bringt seine besten Möglichkeiten zur Entfaltung.
- Paulus trat vor seiner Bekehrung als gläubiger Pharisäer für die Geltung des mosaischen Gesetzes ein. Diese Leidenschaft ließ ihn die Gefahr sehen, die religiöse Schwärmer für das Volk Israel bedeuten konnten. Menschen wie Stephanus mussten unschädlich gemacht werden – denn als genau das sah er sie an: als schädlich, gefährlich für eine ungehinderte Religionsausübung unter der Herrschaft der Römer.
Seine Bekehrung war vor allem eine Erkenntnis: In Christus erkannte er die Erfüllung des mosaischen Gesetzes, nicht einen Widerspruch oder eine Gefahr. Im Gegenteil: Jeder Fromme Israels wartete darauf!
Wenn Paulus also den Glauben bewahren wollte, der ihm überliefert wurde, dann ging das nur so, dass er Zeugnis gab von Christus. Der Glaube wird bewahrt, indem man in der Gegenwart Zeugnis gibt, eine Gegenwartm die sich wandelt, die neuen Herausforderungen begegnen muss.
Kein Verräter an der Tradition also – sondern im tiefsten Sinne sein Bewahrer. Die Beziehung zu Jesus hat Paulus verändert: er konnte seiner tiefsten Leidenschaft treu bleiben, seiner Liebe zur Wahrheit!
- Wir feiern unser Patronatsfest in einer Zeit der Kirchenkrise, der Veränderung – zumindest in Deutschland. Unsere Treue zur Kirche wird auf eine harte Probe gestellt und nicht wenige sind verunsichert, was denn noch gilt und was es bedeutet, „modern“ zu sein.
Papst Leo, von dem ich vorhin sprach, bezeichnete die beiden Apostel als die „Augen“ am Leib Christi. Mit ihnen sehen wir auf die Welt, auf das, was uns umgibt. Das Auge der Liebe: Es ist eine Liebe, die auf Christus gerichtet ist und Maß nimmt an Seiner Liebe, so wie ER es Seinen Jüngern als Gebot aufgegeben hat (vgl. Joh 15).
Es ist aber auch das Auge der Wahrheit. Der Wahrheit über Gott und den Menschen. Die erfinde ich nicht, sie ist mir in der Offenbarung vorgegeben. Das Christentum liegt immer quer zum Zeitgeist und wer hier Applaus sucht, begibt sich in ein Fahrwasser, das selten dem Menschen dient. Was dient dem Menschen? Es wäre gut, wir würden als Gemeinde und als Kirche insgesamt wieder deutlicher darüber sprechen. Gerade weil wir uns entwickeln, im Sinne Christi verändern wollen.
Amen.
Herr Jesus Christus, Deine Apostel haben uns den Glauben und die Liebe bezeugt, der uns zu wahrem Leben führen. Auf Ihre Fürsprache bitten wir Dich:
- Für unseren Papst Franziskus: Stärke ihn in seinem Amt, Deine Kirche zu leiten und ihr zu dienen.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Lass uns gemeinsam mit unserem Bischof Georg die Freude bezeugen, die nur der Glaube schenken kann, und mache uns so zu glaubwürdigen Zeugen Deiner Freundschaft.
- Lass uns im Vertrauen auf Deine Nähe zuversichtlich die Wege gehen, die die Kirche in unserem Land zu gehen hat, und stärke so unseren Glauben an Deine Führung.
- Beschütze alle, die in diesen Wochen Erholung suchen, gib ihnen den Blick für die Schönheit der Schöpfung und die Wahrheit Deiner Nähe, und lass sie gesund wieder zurückkommen.
- Lass unsere Verstorbenen gemeinsam mit Petrus und Paulus und allen Heiligen bei Dir geborgen sein.
Du führst uns zum Vater, der mir Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.
