"Zeugenschaft - oder: Wofür setzen wir uns ein"
Liebe Schwestern und Brüder,
„Ihr werdet meine Zeugen sein“, so sagt es Jesus zu Seinen Jüngern bei der Himmelfahrt. So berichtet es Lukas in der Apostelgeschichte. Und er wiederholt es in seinem Evangelium: „Ihr seid Zeugen dafür!“ Wenn Jesus das zweimal bekräftigt, dann muss es sich schon um etwas Wichtiges handeln.
Fragen wir uns selbst: Wofür sind wir Zeugen? Wir Christen. Als Einzelne. Als Gemeinde. Als Kirche. Wenn ich jetzt das Mikrofon durch die Reihen wandern lassen würde, wäre das bestimmt spannend…
Was bezeugen wir Christen? Lebensfreude? Wäre ja schon mal was! Man sieht’s uns nicht unbedingt an und ich wage zu behaupten, dass das anderen besser und glaubwürdiger gelingt.
Angenommen und geliebt zu sein!? Da geht’s um Wesentliches. Aber ganz im Ernst: Das nehmen uns eine ganze Reihe von Menschen nicht ab! Also: Was bezeugen wir?
- Mit einer ganzen Reihe engagierter Menschen sorge ich mich nun schon seit Jahren darum, dass das Christentum bei uns Farbe und Gesicht behält und so bekomme ich persönlich – und als solch eine persönliche Einschätzung möge man es dann auch bitte nehmen! – mehr und mehr den Eindruck, dass wir nicht wissen, was wir bezeugen sollen. Und das hängt damit zusammen, dass wir nicht wissen, was darüber in der Heiligen Schrift steht, die uns ja den Auftrag dazu gibt. Sie ist die Norm, sie ist die Richtschnur. Zumindest sollte sie es sein. Wenn wir es aber nachlesen wollen, was da steht, kann es passieren, dass wir es nicht verstehen! Wir verstehen es nicht, weil es nicht unsere Sprache ist, die da gesprochen wird, und auch nicht unsere Denkweise.
Im Lukasevangelium haben wir es eben klar und deutlich gehört: Christus wird leiden und auferstehen, „und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden“ (Lk 24,47). Ihr seid Zeugen dafür!
Darum also geht es. Dafür braucht uns Jesus!
- Unser Problem ist: Wir verstehen die entscheidenden Begriffe „Umkehr“ und „Sünde“ nicht. Die sind aber der Dreh- und Angelpunkt der Verkündigung!
Umkehr: Das meint „Umdenken“, Metanoia. Das Entscheidende geschieht im Kopf. Das wissen wir. Die Menschen im Allgemeinen sind aufgerufen, in Bezug auf Gott umzudenken. Weil Gott für viele ein Fremder ist, unpersönlich, gefährlich, unberechenbar. Mit einem solchen Gott rechne ich – aber ich lasse mich nicht auf Ihn ein. Für Jesus soll das Umdenken in Jerusalem beginnen, denn dort war das Zentrum des Gesetzesdenken. Hauptsache Gebote erfüllen – da das aber nie ganz funktioniert, muss man mit der Strafe Gottes rechnen.
Einem solchen Gottesbild begegne ich immer wieder – und manchmal frage ich mich, inwieweit ich selber davon ganz frei bin.
Einen solchen Gott bezeugen? Lieber nicht! Da wünsche ich den Kindern doch etwas Besseres! Daher: Denkt um! Schaut doch hin, wer Gott in Jesus sein will: Begleiter, ganz treu, grenzenlos, bis ganz nach unten und noch weiter.
Und mit der Umkehr hängt natürlich die Vergebung der Sünden zusammen: Sünde, Absonderung – die Weigerung, Ich selbst zu werden. Das ist Sünde. An mir selber vorbeizuleben. Das ist Sünde. Ich weigere mich, das Bild zu werden, als das ich in den Augen Gottes geschaffen wurde. Weil ich mich nicht annehmen kann oder will – aus welchen Gründen auch immer. Aber du bist gut, geliebt, die beste aller möglichen Ausgaben deiner selbst. Und dieser gute Gott – Metanoia! – gönnt dir dieses Leben! Nimm es an – ab jetzt. Alles andere ist dir vergeben. Gott trägt dir nichts nach. Nur die Liebe.
Dafür seid ihr Zeugen!
Himmelfahrt: Dieser Jesus ist nicht einfach ein begnadeter Prophet. Er ist Gott in Menschengestalt. Sein Wort gilt. Grenzenlos – Himmelweit!
Amen.
Fürbitten
Unseren Herrn Jesus Christus, der zum Vater heimgekehrt, immer bei uns ist und uns als Seine Zeugen sendet, bitten wir:
- Lass uns als Deine Kirche glaubwürdiger davon Zeugnis geben, dass vor Dir jedes Menschenleben wertvoll und geliebt ist und Du dem Menschen nur die Liebe nachträgst.
(Christus, höre uns – Christus, er höre uns)
- Wir bitten dich für unsere Kinder und Jugendlichen: Lass sie auch durch ihre Eltern Deine Nähe und Freundschaft erfahren, so dass auch sie es wagen, ihre Zukunft mit Dir zu gestalten.
- Für die Männer, die Väter sind oder es werden; für die, die ihre Vaterrolle nicht annehmen können oder wollen; für die, denen das Fehlen eines Vaters eine Wunde zugefügt hat und für die, deren Väter ihnen Leid zugefügt haben.
- Für die, die uns um das Gebet gebeten haben: Sei ihnen nahe und schenke ihnen die Gewissheit, dass Du sie begleitest und führst.
- Für unsere Verstorbenen: Schenke ihnen die Fülle des Lebens, das Du uns allen verheißen hast.
So bitten wir Dich, der Du mit dem Vater und dem Geist lebst und wirkst in alle Ewigkeit. Amen.