„Wird er’s bringen?“


Die Texte des 3. Adventssonntags des Lesejahres A, die Lesungen (Jes 35, 1–6b.10 und Jak 5, 7–10) und das Evangelium (Mt 11, 2–11), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
wird er`s bringen? Wird er die Erwartungen erfüllen? Als Barak Obama Ende Januar 2009 vor dem US-Kapitol den Amtseid ablegte, konnte er sich auf die Sympathie der Massen verlassen, nicht nur in den Vereinigten Staaten. Dass er sich bei der Eidesformel leicht verhaspelte wurde als Zeichen menschlicher Schwäche gedeutet, die auch ein Präsident haben darf. Gerade einer, der sich der Schwachen annehmen will. Die Erwartungen waren enorm, der Erfolgsdruck wuchs. Was haben auch Europäer in diesen Mann für Erwartungen hineinprojiziert, die – im Abstand gesehen – unrealistisch waren und letztlich Ausdruck unserer Sehnsucht nach einer besseren Welt sind. Wenn einer kommt, der das in die Hand nimmt, dann muss das doch klappen. Man muss nur wollen … werden wir’s noch erleben?
- Wird Er`s bringen? Wird Er die Erwartungen erfüllen? Diese Fragen treiben Johannes den Täufer im Gefängnis um. Jesus war nicht der erste, dem die Menschen damals mit einer Messias-Erwartung begegneten. Keiner hat’s gebracht. Johannes hatte darauf gehofft, dass der Messias kommt und Jesus diese Gestalt sein könnte. Ja, er hatte alles auf diese Karte gesetzt, seine ganze Existenz. Und jetzt? Waren sein Leben und sein Einsatz umsonst?
Die Antwort Jesu knüpft an die Verheißungen des Jesaja an, der einem Volk im Exil eine gute Nachricht bringen soll: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören. Wir wissen nicht, wie Johannes auf diese Antwort reagiert hat. Hat er sie verstanden, wusste er, was damit gemeint war?
- Johannes wusste: Jesaja malte Hoffnungsbilder! Da konnte er von Hügeln sprechen, die sich senken; von Tälern, die aufgefüllt werden; dann wieder von Kalb und Löwe, die zusammen weiden; Kuh und Bärin, die sich zusammen nähren. Diese Bilder sprechen zu allen Zeiten, so dass auch wir verstehen: Wenn Gott da ist, dann werden Kämpfe ein Ende haben; dann wird neues Miteinander möglich. Dann sehen Verzweifelte neues Licht, Hoffnungslose neues Land und Verlassene entdecken das Leben neu.
Das ist mit Jesus geschehen!
Das soll mit Jesus geschehen sein? Na, das hat’s doch wohl eher nicht gebracht! Schauen wir uns doch um! Müsste dann nicht vieles anders aussehen, ja, ganz konkret auch im Blick auf die Ukraine und manches mehr, was uns plagt und sorgt?!
- Sollten wir nicht besser fragen: Was ist mit uns geschehen? Haben wir’s gebracht? Haben wir – der Einzelne, die Gemeinde, die Kirche – den ernsthaften Versuch unternommen, Jesus bei uns ankommen zu lassen? Haben wir Ihm abgenommen, dass ER einer „von uns“ ist, der all unserer menschlichen Begrenztheiten geteilt hat? Begrenztheiten, die jeder und jede von uns kennt: In seinem Fall: Mann, Handwerker in Galiläa; tägliche Sorge um Arbeit und Verdienst; der Freude über und Trauer um Angehörige, Freude und Leid … wie wir! All diese Begrenztheiten: Jesus gibt Gott Raum in diesem Leben. So sehr, dass Gott diesen Raum füllen kann. Wer Jesus auf diesem Weg nachfolgt entdeckt, was ihm alles möglich sein wird: Da springt der Lahme, und der Taube hört!
- In jeder Heiligen Messe gibt es die Gabenbereitung. Sehen wir, was da geschieht? Verstehen wir es? Brot und Wein – alltäglich. Ein Wort in Seinem Namen gesprochen – augenscheinlich bleibt es Brot und Wein, schmeckt auch so. Es gibt aber Menschen, die mehr sehen, mehr spüren, mehr schmecken. Wer glaubt, was da gesagt wird: Mein Fleisch, mein Blut, da bin ICH drin. Hier kannst du mich finden, hier und jetzt. Da, wo du bist. So, wie du bist – wenn du mir Raum gibst.
Bei der Gabenbereitung bringen auch wir Gaben – für andere. Sie sollen deutlich machen, dass da noch viel mehr drin steckt, nämlich unsere Mitsorge gegenüber denen, um die sich Jesus sorgt: auch um die Lahmen, Blinden und Aussätzigen.
- Wird Er’s bringen? ER hat’s gebracht und tut es immer wieder. Es kommt darauf an, ob wir es vollbringen, unsere Augen aufzumachen für Seine Gegenwart in unserem Leben. Dann – und nur dann – kann wirklich alles anders werden.
Amen.
Unseren Herrn Jesus Christus, der gekommen ist, damit wir dem Vater in unserem Leben Raum geben, bitten wir:
- Blinde sehen wieder – wir bitten Dich für Deine Kirche, dass sie den Menschen Deine Botschaft glaubwürdig und barmherzig verkündet.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Lahme gehen – wir bitten dich für diejenigen, die auf ihrem Lebensweg ins Stolpern geraten sind und nicht mehr wissen, wie es weiter geht.
- Aussätzige werden rein – wir bitten Dich für alle Ausgestoßenen unserer Gesellschaft: die leiblich und seelisch Erkrankten, die Gestrauchelten, die schuldig Gewordenen.
- Taube hören – wir bitten Dich für diejenigen, die im Trubel unserer Welt ihre tiefe Sehnsucht nach Dir nicht mehr vernehmen können.
- Den Armen wird das Evangelium verkündet – wir bitten Dich um die Bereitschaft, gerade denen, die in nah oder fern in eine Notlage geraten sind, mit unseren Möglichkeiten zu helfen.
- Tote stehen auf - wir bitten Dich für unsere Toten, dass an ihnen Deine Verheißung in Erfüllung geht.
Dir möchten wir den Weg bereiten, der Du vom Vater kommst, mit dem Du in der Einheit des Heiligen Geistes lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.
