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Wer hat Schuld? – oder: Gott ist gut!

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zum 4. Fastensonntag (Lesejahr A)
Wer hat Schuld? – oder: Gott ist gut!
Wer hat Schuld? – oder: Gott ist gut!
© John Hain auf pixabay.com
  • Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore am 4. Fastensonntag darüber ob Gott an allem Schuld ist zum Download.

Die Texte des 4. Fastensonntages des Lesejahres A, die Lesungen (1 Sam 16, 1b.6–7.10–13b und Eph 5, 8–14) und das Evangelium (Joh 9, 1–41), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Liebe Schwestern und Brüder,

„wer hat Schuld?“, so fragen wir. Oft. Selbst wenn es nicht laut ausgesprochen wird. Wir denken es, unterstellen es: „Das hat er sich doch selbst zuzuschreiben“! Oder: „Klar, dass sie da wieder Unheil angerichtet hat“! Irgendwer muss doch schuld sein, wenn es nicht so läuft, wie wir uns das denken. Wenn es nicht so ist, wie wir es erwarten oder als „normal“ empfinden. Schuldgefühle, ob berechtigt oder nicht, können einen Menschen plagen. Jahre. Jahrzehnte lang.

Irgendwer muss schuld sein. Letztlich natürlich Gott, denn Er steht doch schließlich hinter allem.

- „Wer hat gesündigt?“, fragen die Jünger. Wer also trägt die Schuld, dass ein Mann blind geboren wurde? Im Denken Israels – wie in vielen anderen Kulturen damals und heute – muss es das doch geben: einen Zusammenhang zwischen Krankheit bzw. Behinderung und Schuld. Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen einem Tun und den Konsequenzen, wer wüsste das nicht?! Das wissen wir und können uns dann in der Regel nur über uns selbst ärgern. Daraus dürfen wir aber kein Gesetz machen – vor allem keines, das Gott zu einem strafenden Rächer macht, zum kalt berechnenden Richter, der dem Menschen Lohn (ziemlich selten!) und Strafe (sehr oft!) zuteilt.

- Jesus lädt mit Seiner Antwort die Jünger – und uns! – ein, aus diesem Denken auszusteigen. „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt“, sagt ER. Und dann wechselt ER bildlich gesprochen „die Straßenseite“ und meint, dass die Werke Gottes an dem Blinden offenbar werden sollen. Also: Gott will das Heil des Menschen. Gott ist gut! Das soll deutlich werden, dass sollen wir alle sehen lernen.

- Eine mehrschichtige Auseinandersetzung folgt auf diese Heilung. Sie ist von Misstrauen geprägt, Angst, Ablehnung, Unglaube, Gesetzesfrömmigkeit. Sie macht deutlich: Ich kann Gott und Sein Handeln nicht „beweisen“. Es muss mir „einleuchten“, indem ich sehen lerne. Wie soll der Geheilte erklären, was ihm geschehen ist? Man will es nicht hören. Zumindest nicht so, wie es war: als ein unverdientes göttliches Eingreifen gegenüber einem Menschen, der sich das nicht in irgendeiner Weise verdient hat. Das stört. Anstatt sich zu freuen, dass jemandem etwas Gutes widerfährt. Gott ist gut!

- Liebe Schwestern und Brüder, in der frühen Kirche hörten die erwachsenen Taufbewerber in den Wochen vor ihrer Taufe, die an Ostern stattfand, die Evangelien von der Frau am Jakobsbrunnen, der Blindenheilung und der Auferweckung des Lazarus. Zwei bis drei Jahre hatten sie sich auf die Taufe vorbereitet und es war wichtig, dass sie genau diese Erfahrung gemacht haben, bevor sie getauft wurden: dass der Glaube an Gott Durst löscht; dass er die Welt, wie sie ist, sehen lehrt; dass er jetzt zum wahren Leben befreit. Darum geht es. Nach wie vor. Und dass Gott nicht nach der Schuld fragt, sondern die Schuld trägt! Dass ER alles selbst hinweg trägt, was mich an Ihm und Seiner Güte zweifeln lassen könnten. Denn: Gott ist gut!

Dem dient Kirche. Dafür ist sie da. Wozu hat sie sich gemacht? Wozu haben wir sie gemacht, auch die Gläubigen?

- Die Wunden, das Versagen und die Schuld der Kirche zu benennen ist zurzeit nicht schwer. Wer bleibt, sollte dies nicht von Bedingungen abhängig machen, wie sie sich hierarchisch oder organisatorisch zu verändern hätte – als ob das allein das Erscheinen des Reiches Gottes erzwingen könnte.

Wer bleibt muss sich fragen: Sehe ich in ihr – trotz allem – Seine Präsenz, Sein Handeln, die mich verwandeln und heilen können, die mir ein Leben ermöglichen, die ich ohne sie nicht hätte?

Deshalb bleibe ich. So, wie Menschen trotz Schuldgeschichte ihrer Familie treu bleiben, dem Land, in dem sie leben – weil da „mehr“ ist …

Der Geheilte trifft am Ende der heutigen Erzählung auf Jesus. Glaubst du an den Menschensohn?

Ja! Denn ER hat mich sehen gelehrt. IHN finde ich hier!

Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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