Wegbereiter Christi sein
Die Texte am 3. Adventsssontags des Lesejahres B, die Lesungen (Jes 61, 1–2a.10–11 und 1 Thess 5, 16–24) und das Evangelium (Joh 1, 6–8.19–28), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
„wer seid ihr, ihr Christen?“
Ja, wer oder was sind wir eigentlich? Religion als Privatsache, das geht doch keinen etwas an. Doch! Es geht andere etwas an, denn wir haben Frohes zu verkünden, zu sagen, unter die Menschen zu bringen: Es geht um Heilung und Befreiung!
So steht’s heute beim Propheten Jesaja, und Johannes der Täufer nimmt dieses Wort Jahrhunderte später auf und beschreibt so seinen Dienst, seine Aufgabe, als er gefragt wird: „Wer bist du?“. Vorbereiten möchte er, damit ein anderer kommen, ankommen kann. Nicht irgendeiner, sondern ER, der Heiland, der Retter, der Befreier.
„Wer seid ihr Christen?“. Wir sind die, die genau für IHN den Weg bahnen wollen. Wie klingt das in unseren Ohren? Vor allem: Wie würde das in den Ohren unserer Zeitgenossen klingen, von denen viele abwinken, wenn es nur im Entferntesten um Kirche geht?!
Na schön, wir wollen IHM also den Weg bereiten. Wie soll das gehen, wie sieht das aus? Vom Hl. Franziskus wird überliefert, wir sollen unaufhörlich Christus verkünden – wenn nötig auch mit Worten. Wenn’s nötig ist, wenn es anders nicht geht. Das heißt: Im Regelfall geht es durch unsere Einstellung, unsere Haltung, Christus ankommen zu lassen, Den wir in uns tragen wollen. Die klassischen Haltungen sind drei: Glaube, Hoffnung und Liebe.
- Glaube: „Krisenmodus“ heißt das Wort des Jahres 2023. Ein Ausnahmezustand, der uns mit Corona überfiel, ist zum Dauerzustand geworden. Man merkt’s im Alltag.
Ich glaube daran, dass Gott diese Welt hält! Dass sich die Welt entwickelt, dass das Gottesreich sich nach und nach herausschält. Nicht ein Untergang erwartet uns, sondern ein Aufgang. Das ist doch ein gewaltiger Unterschied. Argumentativ werde ich selten Menschen von Gott oder der Frohen Botschaft überzeugen – Gott ist keine Sache, sondern Person. Und einer Person kann ich nur begegnen. Dafür können wir Zeugen sein, wie es im 1. Johannesbrief heißt: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch“ (1,3). Dann wir die Frage „Wer seid ihr Christen?“ anders lauten: „Woraus lebt ihr Christen?“
Dass es auch anders geht, der „Krisenmodus“ nicht das letze Wort haben muss, können wir so bezeugen. Ganz einfach und alltäglich. So wie Riccardo der kleine Dreijährige vor wenigen Tagen beim Trauerbesuch: „Riccardo, wo ist der Opa jetzt?“. Ein kurzes Aufschauen mit strahlenden Augen: „Im Himmel!“. Na klar, wo denn sonst?
- Hoffnung: Wer sagt, dass er Hoffnung habe, wird immer wieder auch belächelt. Denn wie sagen wir gerne: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ und meinen damit, eine ausweglose Situation irgendwie erträglicher zu machen, ohne allerdings das Ende abwenden zu können.
Das meint sie, die Hoffnung, aber nicht! Hoffnung sieht das Gute, das in der Zukunft eben auch möglich ist. Die Hoffnung übersieht das vermeintliche Hoffungslose und eröffnet jetzt schon einen ganz neuen Spielraum. Hoffnung lässt sich vom Pessimismus nicht lähmen und nicht entmutigen. Hoffnung stellt dem „Krisenmodus“ Lösungswege gegenüber. Das bedeutet natürlich auch, dass ich mich als Christ einmische, Hilfe anbiete, präsent bin. Es bedeutet, dass durch mich eine andere Wirklichkeit zum Zuge kommen kann: im Teilen von Einsamkeit, im Trösten, Zuhören … Dem Herrn den Weg bereiten, Hoffnung konkret werden lassen.
„Ihr Christen, was oder wer treibt euch an?“
- Liebe: Dieses so inflationär gebrauchte Wort, das für jeden eine eigene und andere Färbung hat, ist in christlicher Bedeutung weniger Gefühl – als vielmehr Haltung: Ich entscheide mich zu einer Haltung des Wohlwollen, des Respekts, der Zuwendung, denn im anderen kommt mir auch Christus entgegen. Wer kennt sie nicht: die unfreundliche, manchmal auch rücksichtslose Begegnung beim Einkaufen, auf der Straße, im alltäglichen Umgang – auch in der Gemeinde. Wer da freundlich auftritt, zugewandt, verbindlich, wird wahrgenommen, bleibt angenehm im Gedächtnis.
„Du, Christ, wer ist es, der dich so leben lässt?“
Einer, dessen Weg ich immer wieder bahnen will und auf den ihr euch freuen könnt: Gaudete!
Amen.
Unseren Herrn Jesus Christus, der uns Seinen Geist verliehen hat, um Ihn selbst zu den Menschen zu bringen, bitten wir:
- Für Deine Kirche, für jeden Einzelnen von uns: Dass wir durch unser Leben Deine Gegenwart unter uns bezeugen und so Deine Stimme für sie werden.
(Komm, Herr Jesus – Maranatha) - Wir bitten Dich in dieser Zeit der Kriege, Konflikte und Krisen für die, deren Leben von Angst und Leid gezeichnet sind und für die, die sich einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit und ein menschliches Miteinander.
- Wir bitten für alle Frauen und Männer, die in diesen Tagen Mutter und Vater werden: Erfülle sie mit Dankbarkeit und Freude über das Geschenk des Lebens, das ihr eigenes Leben verändern wird.
- Wir bitten Dich für alle Rastlosen und die, die sich nach Ruhe und Frieden, nach Versöhnung und Vergebung sehnen.
- Lass unsere Verstorbenen die Freude der Gemeinschaft erfahren, in die Du uns rufst.
Du bist der Grund unserer Freude, der Du mit dem Vater und dem Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.