Wandlung - oder: Christus in die Welt tragen
Liebe Schwestern und Brüder,
Advent, Ankunft – ER möge kommen, gerade als Heiland, als Heilender. Das Sprechen vom Kommen, von der Sehnsucht nach einem Heiland war selten so aktuell wie heute. Advent und Weihnachten nicht vor allem als romantische Zeit, kuschelig mit Familie und Freunden, gutem Essen und Glühwein, sondern als – als was?
- Der Heiland will kommen. Was ist dazu nötig? Wandlung!
Das hören wir heute im Evangelium, dem Verkündigungsevangelium nach Lukas. Die Gefahr bei solchen Texten ist, dass wir meinen, sie durch oftmaliges Hören zu kennen und damit werden sie uns nichts Neues mehr bringen. Aber: Als Gottes Wort ist es lebendig. Der Buchstabe, der uns bekannt sein kann, transportiert etwas Neues, Aktuelles, eben Gottes Wort in unser, in mein Heute.
Unsere Situation vor Augen: was wird uns da möglicherwiese erzählt?
- Durch Maria geschieht etwas Unglaubliches: Gott verbindet sich mit uns mit der ganzen Schöpfung. Es ist einerseits ganz Gottes Tat, Seine Initiative und gleichzeitig auch menschliche Antwort. Damit eben ist es auch menschliche Tat!
Wir feiern in unseren Messen immer „Wandlung“: Durch das Wort eines Priesters, das er im Auftrag und in Vollmacht spricht, verwandelt sich Materie in Christus. Es sieht weiterhin wie Brot aus, allerdings steckt da unglaublich viel drin. Das erfährt nur der, der sich darauf einlässt, der glaubt, was ihm da gereicht wird: „Der Leib Christi“ – „Amen – ich glaube!“ Erst dann kann etwas geschehen … .
Bei Maria sehen wir genau das: Durch ein Wort des Engels angefragt – da, Gott selbst will zu dir kommen – muss sie eine Antwort geben. Und sie sagt: „Amen – ja, ich bin bereit, ich glaube das, was du mir sagst“.
Und dann geschieht genau das: Materie verwandelt sich in Christus! Gott, der da ist, in der Schöpfung, wird zum „Emmanuel“, zum „Gott-mit-uns“. Ja Er kann nur dann zum „Gott-mit-uns“ werden, wenn ER aufgenommen wird, wenn sich dadurch „Wandlung“ ereignen kann.
Wir sollten die innerkirchliche Diskussion endlich einmal in eine andere Richtung lenken: Weg von dem, was ein Priester kann und darf, hin zu dem, was, wozu wir alle als Christen gerufen sind: Wandlung geschehen zu lassen. Denn das ist es, worauf es ankommt – gerade jetzt, in dieser Welt, in dieser Zeit!
Menschen sehnen sich nach der Erfahrung eines „Gott-mit-uns“, sehnen sich nach Halt, Sicherheit, Geborgenheit.
- Dazu sind wir aufgerufen, wir, die wir das Privileg haben, miteinander Gottesdienst zu feiern. Wir sind aufgerufen, Wandlung geschehen zu lassen:
- Einen „Gott-mit-uns“ groß werden zu lassen. Die Materie sind da die vielen Gespräche, die wir in diesen Tagen auf Distanz führen. Da ist viel von Angst und Unsicherheit zu spüren. Gott da bewusst hinein zu lassen, damit Wandlung geschehen kann. Dann werden Menschen erfahren, dass sie in all dem von Gott getragen sind und das kann dann einen entscheidenden Unterschied ausmachen!
- Einen „Gott-mit-uns“ erstehen zu lassen in meinem, unseren Verhalten im öffentlichen Raum. Wahrnehmen, welche Stimmung gerade herrscht, wo auch immer wir da hinkommen. Dann kann es geschehen: Rücksicht ohne Besserwisserei; Solidaritt ohne Bevormundung; Empathie und nicht Egoismus. Das macht einen Unterschied. Da wird die Materie unseres Alltags gewandelt, da ist dann ein anderer, ein verwandelnder Geist zu spüren.
- Ja auch einen „Gott-mit-uns“ hineinnehmen in Entscheidungen, bei denen es um konkurrierende Werte geht, Ihm die Chance geben, dass Wandlung geschieht: Zum Beispiel bei der Frage um Schutz vor Ansteckung und Vermeidung von Vereinsamung. Es kann für jeden von uns – mit oder ohne Corona – das letzte Weihnachtsfest sein. So wie ich überhaupt feststellen muss, mein Leben nicht im Griff, geschweige denn in der Hand zu haben. Kann der „Christus in mir“ mich beruhigen, indem ER mir verständlich macht: „Was immer geschieht, du bist in mir geborgen!“? Höre jetzt auf dein Gewissen, auf Gottes Stimme in dir. Höre und vertrau! Lass Wandlung geschehen – lass es zu, dass ER handeln, verwandeln kann.
Für mich ist das Frohe Botschaft, weil es verbunden ist mit Erfahrung.
Amen.
Fürbitten
Allmächtiger Gott, in Maria sehen wir, was geschehen kann, wenn wir Wandlung zulassen, Wandlung, zu der Du uns einlädst. Wir bitten Dich:
- Lass in diesen Tagen der Vorbereitung auf das Fest die Bereitschaft in uns wachsen, Wandlung geschehen zu lassen: Dass Christus auch durch uns zur Welt kommen kann.
(Wir bitten dich, erhöre uns)
- Lass die, die in diesen Tagen von Angst und Unsicherheit geplagt werden, die die Sorge um ihre Angehörigen und Freunde umtreibt, erfahren, wie Du ihre Sorge in Vertrauen verwandeln kannst.
- Sei denen nahe, die in diesen Tagen unter Einsamkeit, Krankheit und Not leiden und öffne uns den Blick dafür, wie wir ihnen helfen können.
- Stäke besonders diejenigen, die in Medizin und Pflege dafür Sorge tragen, dass Menschen betreut, gepflegt und getröstet werden und lass sie auch selbst den Trost Deiner Nähe spüren.
- Rufe unsere Verstorbenen in Dein Reich und lass so Deine Verheißung an ihnen in Erfüllung gehen.
Dir sei Dank, der Du mit dem Sohn und dem Heiligen Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.